Der Orden
werden als Gleichberechtigte bei euch leben. Und zwar in eurer Festung – wir werden uns nicht auf den Feldern draußen schinden, wo wir den Klingen der Sachsen ausgesetzt sind.«
Der Augenblick zog sich in die Länge, und sie fragte sich, ob sie es zu weit getrieben hatte. Sie war sich auch des verkrusteten Schlamms bewusst, der an ihren Beinen klebte und ihre Haare steif machte. Aber sie verlor nicht die Nerven, sondern hielt seinem verblüfften Blick stand.
Schließlich lachte er laut auf. »Ich würde es nicht wagen, mich mit dir anzulegen, meine Boudicca. Also schön. Als Gleichberechtigte.«
Sie nickte. Ihr Herz klopfte. »Sag mir noch eins, riothamus. Wie ist dein Name?«
»Ich heiße Artorius.« Es war ein römischer Name, aber sein »t« war weich, und er sprach auf walisische Art: Ar-thur-ius. Er lächelte sie an und wandte sich ab, um seinen Soldaten energische Befehle zu erteilen.
16
Als ich nach dem Besuch bei Lou in mein Hotelzimmer zurückkam, schaute ich mithilfe der klobigen Zusatz-Tastatur für die kostenpflichtige Einwahl ins Internet nach meinen E-Mails. Es gab zwei wichtige Nachrichten.
Die erste war ein langes Schreiben von Peter McLachlan.
»Der größte Teil des Universums ist dunkel«, schrieb Peter. »Dunkle Materie. Ein unsichtbarer, rätselhafter Stoff, aus dem rund neunzig Prozent der gesamten Masse des Universums bestehen. Man erkennt ihre Existenz an Gravitationseffekten – die ganze Galaxis ist in einen großen Teich dieser Materie eingebettet und dreht sich wie ein Lilienblatt in einem Eimer mit staubigem Wasser. Ansonsten durchdringt dieser Stoff unseren Planeten jedoch wie ein riesiger Geist. Wie wundersam, wie erschreckend, dass ein so großer Teil des Universums – tatsächlich der größte Teil – für uns vollständig unsichtbar ist. Wer weiß, was dort draußen in der gläsernen Dunkelheit lauert?… Ich fühle mich beflügelt, George. Etwas an meinem Kontakt zu dir, dieses kleine Geheimnis in deinem Leben, hat bei mir einen Funken entzündet. Das und Kuiper. Ich habe mich wieder mit den Slan(t)ern in Verbindung gesetzt…«
Er war ein ungewöhnlicher E-Mail-Schreiber. Bei Peter gab es kein »BTW«, kein »abt« oder »lol«, keine Smiley-Gesichter. Seine Mails waren erkennbar durchdacht, durchstrukturiert und sogar auf Rechtschreibung überprüft wie altmodische Briefe: Sie waren echte Korrespondenz.
»Natürlich haben wir eine Hand voll von Menschen gebauter Raumsonden, die fast bis zum Kuiper-Gürtel vorgedrungen sind. Leider sind sie nicht fähig, die Anomalität zu erforschen. Aber sie fliegen in etwas Fremdes hinein…«
Mein Finger hing über der Löschtaste. Etwas in mir reagierte auf all dieses Zeug. Aber mein erwachsenes Ich fing an zu bereuen, dass ich diesen seltsamen Besessenen in mein Leben eingelassen hatte.
Ich las weiter.
Er erzählte mir von den Pioneers, zwei in den Siebzigerjahren von der NASA gestarteten Weltraumsonden. Sie hatten als Erste den Jupiter und den Saturn passiert. Und danach waren sie einfach weitergeflogen. Mittlerweile, über drei Jahrzehnte nach ihrem Start, waren sie weit über die Umlaufbahn des Pluto hinaus vorgedrungen – und nichts konnte sie aufhalten, wie es schien, bis sie in ein paar hunderttausend Jahren inmitten der Sterne treiben würden.
Doch irgendetwas bewirkte, dass sie langsamer wurden. Weitere ungewöhnliche Informationen, die er und seine Kumpels, die Slan(t)er, ausgegraben hatten.
»Die beiden Pioneers werden abgebremst. Nicht stark, nur um ein Zehnmilliardstel g, aber es ist eine Tatsache. Momentan ist die erste Pioneer-Sonde schon so weit vom Kurs abgekommen wie der Mond von der Erde entfernt ist. Und niemand weiß, woran das liegt.«
Möglicherweise war jedoch die dunkle Materie daran schuld.
»Vielleicht beginnen bei etwas so Isoliertem und Fragilem wie einer Pioneer-Sonde die Auswirkungen der dunklen Materie eine beherrschende Rolle zu spielen. Es ist interessant, darüber zu spekulieren, was passieren wird, wenn wir jemals versuchen, mit einem Raumschiff dorthin zu fliegen.«
Es könnte auch ein Treibstoffleck sein, dachte ich. Oder einfach Lack, der im Vakuum sublimierte. Seltsamerweise widerstrebte es mir, ihn zu entmutigen.
»Ich glaube allmählich, dass die dunkle Materie der Schlüssel zu allem ist…«
Ich drückte auf eine Taste, um die Datei zu speichern.
Die zweite bemerkenswerte Mail stammte von meiner Ex-Frau.
Linda hatte durch
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