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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in seine Kehle schnitt, und seine Hand schloss sich mit solcher Urgewalt um den Schwertgriff, dass das Metall selbst ächzte.
    Die neu gewonnene Körperlichkeit traf ihn mit solcher Wucht, dass er taumelte und gegen etwas Kleines und sehr Leichtes prallte, das mit einem erschrockenen Piepsen davonflog. Statt sich jedoch zu beschweren, rappelte sich Samuel nur umständlich und in etlichen Schritten Entfernung wieder auf und fragte: »Sind wir … tot?«
    Über diese Frage sollte er eigentlich lachen, zumal Samuel sie nicht das erste Mal stellte, doch sie jagte ihm im Gegenteil einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Keine Ahnung«, gestand er und fügte zu seiner eigenen Überraschung hinzu: »Hast du dir wehgetan?«
    Ganz offensichtlich erstaunte die Frage den Halbling mindestens so sehr wie ihn selbst, denn es verging eine geraume Weile, bis der Kleine überhaupt antwortete. Aber dann tat er es auf eine Art, die seine eigene Frage von gerade im Grunde schon beantwortete. »Nein«, sagte er. »Das hast du schon getan.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, sagte Groxmox. »Ich jedenfalls fühle mich wie immer.«
    »Grmpf«, machte Samuel.
    Groxmox grinste. Immerhin konnte er es wieder.
    »Aber was … was war denn das?«, stammelte Samuel.
    Groxmox hob zur Antwort nur die Schultern, zog aber vorsichtshalber das Schwert ganz aus der Scheide; was der Halbling zwar nicht sehen, aber mit Sicherheit hören konnte. »Warum suchen wir deinen Zauberfreund nicht und fragen ihn?«, grollte er. Oder prügeln es gleich aus ihm heraus? Gut, diesen letzten Satz behielt er vorsichtshalber für sich.
    »Aha«, gab Samuel von sich, schwieg mindestens eine halbe Minute und fragte dann: »Und wie?«
    »Indem wir ihn suchen?«
    »Ach so«, antwortete Samuel. »Ja, klar. Warum bin ich nur nicht gleich von selbst darauf gekommen? Ich bin aber auch manchmal ein Dummerchen.«
    Groxmox sparte sich jede Antwort darauf, aber vielleicht war es ja ganz gut, dass der Halbling im Moment ein Stück außerhalb seiner Reichweite stand.
    »Also gut, wenn der große Krieger es befiehlt, dann wird sein gehorsamer Sklave natürlich gehorchen«, nörgelte Samuel weiter.
    Groxmox sagte auch dazu nichts – wozu das Offensichtliche auch noch aussprechen? – und Samuel ließ noch einige weitere Augenblicke verstreichen. Dann sah er schließlich ein, dass Groxmox nicht versuchen würde, ihn davon abzuhalten, und ging los. Etwas schepperte, dann hörte man einen lautstarken Knall, gefolgt von einem Schrei und einem unflätigen Fluch.
    »Sei ein bisschen vorsichtig«, mahnte Groxmox. »Hier steht überall jede Menge Krempel rum.«
    »Was du nicht sagst!«, giftete Samuel. »Und wie sollen wir Meister Frank dann finden, ohne uns vorher den Hals zu brechen?«
    Was er sich lieber für Meister Frank selbst aufsparte, dachte Groxmox. Wortlos ging er zu Samuel hin, ergriff – sehr vorsichtig – dessen Hand und hakte sie in seinem Gürtel ein. »Halt dich fest.«
    Samuel japste schon wieder zur Antwort, doch Groxmox ging bereits los, und immerhin war der Halbling geistesgegenwärtig (oder perplex) genug, um sich instinktiv festzuhalten, sodass er ihn einfach hinter sich herschleifte.
    Sie hatten schon die halbe Strecke zur Tür hinter sich gebracht, als Samuel sagte: »Wenigstens trampelst du nicht einfach alles nieder. Eigentlich hatte ich damit gerechnet,«
    Und Groxmox hätte es auch gekonnt, ohne sich anzustrengen, doch wozu? Er hätte nur unnötigen Lärm verursacht. Also wich er mit den feinen Instinkten seiner Rasse allen Hindernissen aus, die er vor sich spürte und vermied es sogar, auf irgendetwas zu treten, das unter seinem Gewicht zerbrechen und ein verräterisches Geräusch verursachen konnte.
    Erst bei der Tür angekommen, fragte Samuel: »Wie … wie hast du das gemacht?«
    »Was?«
    »Aber du siehst doch gar nichts! Es ist stockfinster!«
    »Wer braucht denn Licht, um zu sehen?«, grummelte Groxmox: »Ich bin ein Ork.«
    »Ach so«, antwortete Samuel benommen. Dann: »Meister Testa hatte recht.«
    »Womit?« Groxmox hob die freie Hand und tastete nach der Tür, bis er den Spalt gefunden hatte.
    »Dass sie euch zu stark gemacht haben«, antwortete Samuel. »Wir brauchen dringend Unterstützung. Das eine oder andere Zauberschwert wäre da schon einmal ein Anfang.«
    Apropos Zauberschwert: Groxmox griff hinter sich, zog Stech aus Samuels Gürtel und schob die papierdünne Klinge behutsam in den Türspalt. Nichts geschah. Keine Funken stoben, kein Klicken

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