Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
Vom Netzwerk:
Staatsmännern sind Monographien gewidmet worden So fehlen
neuere Lebensbilder von Ali Pascha und Fu`äd Pascha. Oft muß auf die älteren
Sammelwerke zurückgegriffen werden: Die Biographien von 37 Großwesiren
zwischen 1852 und 1920 hat IBNULEMIN MÄHMÜD KEMÄL (1870-1957) im Anschluß an klassische Vorgänger auf der Grundlage einer Fülle von Primärquellen
aneinandergereiht [466; auch 467: PAKALIN]. Zur Wirksamkeit Mahmüd II. und
des „Vaters der Reformen" Mustafä Rqid Pascha sind die Quellensammlung von
R. KAYNAR und DULINAS Monographie grundlegend [468; 467]. KODAMAN und
ALKAN unterstreichen, daß Rqid sich auf keine traditionelle Gruppe oder soziale
Schicht stützen konnte und schon deshalb versuchen mußte, eine loyale Büro kratie auszubauen [470]. E. W. MOSSE zeigt, welchen Einfluß die englische Politik
in den Reformjahren auszuüben vermochte [471].

    Recht
    Familienrecht
    Die Zweiteilung der Gerichtsorganisation im 19. Jahrhundert mit der Schaffung
sogenannter gemischter Handels- (Mehäkim-i Ticäret) und Zivil- (Nizämiye)-
Gerichtshöfe beschleunigte den Verlust des Auslegungs- und Rechtsprechungsmonopols der ulemä. Das konnte auch der Widerstand gegen eine vorgeschlagene Übernahme des französischen Code Civil durch die Kodifikation von
Teilen des islamischen Rechts (Verträge, Pfandrecht, Obligationenrecht, Kaufund Verkauf usw.) nicht verhindern. Von diesem aus 16 Teilen in 1851 Artikeln
bestehenden und hastig zwischen 1869 und 1876 ausgearbeiteten Rechtsbuch
können sich auch Nicht-Osmanisten aufgrund einer schon 1901 angefertigten
Übersetzung ein Bild machen [ 472: C. R. TYSER e.a.]. Der Einfluß der Mecelle
auf das spätosmanische Rechtswesen wird in der Literatur überbetont [z. B. durch
C. FINDLEY, Art. Medjelle in EI2; kritischer 473: ONAR] - wohl weil sich die
Autoren von der teilweise anhaltenden Gültigkeit in einer Reihe von osmanischen Nachfolgestaaten beeindrucken lassen (Jordanien, Israel, Zypern). Darüber hinaus unterschätzt man den konservativen Charakter dieser Auswahl-
Kodifikation, welche nach MORDTMANN [457] „in einer so gut wie unverständlichen Sprache Gesetzesparagraphen enthielt, die für die gegenwärtige Zeit
gerade so passend sind wie die lykurgische Gesetzgebung oder Zoroasters Zend
Avesta für die britische Handelsmarine ". Die unter dem Vorsitz des bedeutenden
Historikers AHMED CEVDET arbeitende Mecelle-Kommission konnte keine zusammenfassenden familien- und erbrechtlichen Regelungen formulieren. Erst eine
1916 gebildete Kommission erarbeitete ein „pluralistisches" Familienrechtsbuch,
das für Muslime, Christen und Juden Gültigkeit haben sollte. Anders als die
Mecelle setzt der „Erlaß" für das Familienrecht vom 25. Oktober 1917 neue
Normen auch für den muslimischen Bevölkerungsteil fest (wie Polygamie-Erschwernis und Einführung der Adoption) und stellte das Ehestandswesen auch der
Nichtsmuslime unter staatliche Aufsicht. JÄSCHKE und AYDiN haben zu diesem
Gebiet größere Darstellungen geliefert. Beide Autoren behandeln ihr Thema im
religions- und rechtsgeschichtlichen Zusammenhang [474; 475].
    Zentralbürokratie
    Die erste vollständig aus Archivquellen erarbeitete Beschreibung der sich
reformierenden Zentralverwaltung beschränkt sich auf die Jahre 1836-1856
[476: AKYILDIZ]. Neben dem Großwesirat werden alle Ressorts (mit Organogrammen) behandelt, was angesichts der wenigen Vorarbeiten hoch zu bewerten
ist. Zum Stiftungsministerium gibt die Dissertation von BARNES nur vorläufige
Auskunft [477]. Die beiden Bücher von FINDLEY widmen sich der Bürokratie in
der Reformperiode. Das erste [306] geht den Auswirkungen der Reformen auf die
Hohe Pforte und ihre Organe nach, das zweite [479] hat die Beamtenschaft als
sozialen Körper zum Gegenstand. FINDLEY befaßt sich überwiegend mit dem Stab
des Außenministeriums. Er untersucht Herkunft, Erziehung, Karrieremuster und
Gehälter. Solange eine ähnlich umfassende Analyse der allgemeinen Zivil verwaltung (mülkiye) aussteht, bleibt es bei dem Anspruch FINDLEYS, für die
gesamte Bürokratie zu sprechen.

    Die Provinzen in der
Zeit der Tanzimät
    Nur Provinzarchive können die Frage nach den vor-tanzimätzeitlichen Verhältnissen beantworten. Eine tiefe Sondage in einem mazedonischen Gerichtssprengel (Manastir, heute Bitola) hat zu dem Ergebnis geführt, daß das
Grundbesitzerregime (a'yän) dort offensichtlich durch Initiativen aus der Provinz durch ein anderes

Weitere Kostenlose Bücher