Der Outsider-Stern
solltest im Gleiter geblieben sein, Rufe«, schalt Quamodian. »Aber da du nun hier bist, hilf mir. Miß Zaldivar ist verletzt. Wir müssen sie ...«
Aus der Dunkelheit schälte sich eine Gestalt. »Das hat keine Eile, Freund«, grollte eine Stimme. »Da sie nach alldem noch lebt, wird sie's auch weiterhin.«
Quamodian sprang auf. »Wer sind Sie?« schnauzte er.
»Ein grober Tonfall für einen so kleinen Mann, wie?« brummte die Stimme. Die Gestalt trat näher, und Quamodian erkannte den riesenhaften Wuchs des bärtigen Fremden. »Keine Aufregung. Ich habe das Mädchen vor die Höhle gebracht, bevor ihr Ernstes zustoßen konnte.«
»Man hat mir etwas von einem Reefer erzählt«, sagte Quamodian mißtrauisch. »Sind Sie das?«
»Ja.« Der Reefer beugte sich über Molly. »Sie ist nicht schlimm verletzt. Vermutlich haben Sie trotzdem recht, Sie sollten sie fortbringen. Mich auch, wenn's Ihnen nichts ausmacht.«
»Warum weint sie so?« erkundigte sich Quamodian.
»Ich glaube, um Cliff Hawk.«
Quamodian rang um Beherrschung. Hawks Anwesenheit hatte er völlig vergessen. Zweifellos trug er die Schuld daran, daß sich Molly in dieser elenden Verfassung befand. »Was ist mit ihm? Ist er verletzt?«
»Nicht länger.«
»Was? Sie meinen ... tot?«
Der mächtige Schädel des Reefers wankte in bleierner Trägheit. »Das auch nicht. Sehr viel ärger. Und wir sollten verschwinden, ehe uns das gleiche widerfährt.«
Der Outsider beobachtete, wie der Reefer und Quamodian das Mädchen, das noch immer weinte, zum Gleiter trugen, einstiegen und davonrasten. Er veranlaßte den Sleeth, dem Gleiter zu folgen, obwohl er ihn mit seinen Sonden leicht selbst unter Beobachtung hätte halten können, überall auf dem Planeten und im Sonnensystem. (Außerhalb des Sonnensystems Erkundungen anzustellen, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt.) Doch der junge Outsider war nicht länger ein so simples Wesen wie unmittelbar nach der Geburt. Bei der Erkenntnis, daß eine der strahlenden Massen zu erlöschen begann, war er zu der Auffassung gekommen, daß es sich womöglich lohne, sie sich einzuverleiben, und er tat es. Das erwies sich als leicht. Ein »Ausstrecken«, ein »Zugreifen«, ein »Festhalten«. Der Vorgang glich der Verdauung eines Stückchens Nahrung durch eine Amöbe, war jedoch immaterieller Natur, entzog sich einer Beschreibung in den Begriffen dreidimensionaler Geometrie. Das Resultat war allerdings das gleiche. Was zuvor die Persönlichkeit Cliff Hawks gewesen war, bewohnte nicht länger den biologischen Körper. Dieser Körper war unterdessen zu Holzkohle verbrannt. Etwas von Cliff Hawk aber existierte noch. Er besaß kein Selbstbewußtsein und keine Individualität. Doch es machte nun einen Bruchteil jenes rastlosen Wesens aus, das die Hohlräume des Berges durchstreifte, in Gestalt des Sleeths Quamodians Gleiter folgte, das den Unwillen der Sonne ausgelöst hatte, das ein neugeborener Outsider-Stern war, dem das Universum offenstand. Er dachte nicht länger in schlichten Schlußfolgerungen und bloßen Feststellungen.
Die ausgebildete Intelligenz seiner menschlichen Komponente ermöglichte ihm Studien, Analysen, Speicherungen – und das Handeln.
Er spürte die Verwunderung jenes weit entfernten Beobachters.
4.
Es war noch Sternentag. Auf Rufes Vorschlag ließ Quamodian den Gleiter zur Sternenkirche fliegen. »Dorthin werden Leute zur Spätmesse kommen«, erläuterte der Junge. »Woanders sind bestimmt keine anzutreffen. Wahrscheinlich nicht einmal in der Klinik.«
»Ein Skandal«, zischte Quamodian. »Den edlen Sinn des Sternenordens zu einem Pfaffenritual zu degradieren!«
Der Gleiter erhob Widerspruch. »Ohne Sondergenehmigung des Robot-Inspektors darf ich ausschließlich die Transit-Station anfliegen, Mr. Quamodian.«
»Aber es besteht doch eine Notsituation.«
»Gewiß, Mr. Quamodian.« Die Neuronenströme des Gleiters suchten eine Lösung des Problems. »Da ich den Robot-Inspektor zur Zeit nicht erreichen kann, muß ich zur Transit-Station zurückkehren, werde jedoch an der Sternenkirche eine Zwischenlandung durchführen. Bei dieser Gelegenheit können Sie aussteigen.«
»Also gut, aber schnell.«
»Es ist bereits soweit, Mr. Quamodian.« Der Gleiter sank. »Ich bleibe eine Minute lang stehen.«
Quamodian verschwendete keine Zeit. Die drei verließen den Gleiter und halfen Molly hinaus, die sich erschöpft auf den Boden setzte. »Geht es dir besser, Liebste?« fragte Quamodian
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