Der Outsider-Stern
vermochte sich mit diesem Sleeth zu messen.«
»Sie reden, als sei Töten eine gute Sache«, meinte Quamodian angewidert. »Die Gebote Almaliks verbieten Lebewesen die Vernichtung anderen Lebens.«
Der Reefer blinzelte. »Und Sie würden niemals töten, Monitor Quamodian? Nicht einmal, um Miß Zaldivar zu schützen?«
Quamodian errötete. »Manche Gebote Almaliks gelten nicht für Mitglieder des Sternenordens«, erwiderte er schroff. »In bestimmten Situationen könnten wir vielleicht Gewalt anwenden.«
»Dann helfen Sie mir, Monitor Quamodian. Ich weiß nicht, was den Sleeth beherrscht, aber ich will dieses Etwas zur Strecke bringen.«
»Unsinn!« Quamodian war bestürzt. »Wie ... großer Almalik ... begreifen Sie denn nicht, daß es sich wahrscheinlich um einen Outsider-Stern handelt?«
»Fürchten Sie sich, Monitor Quamodian?« Der Reefer lachte schallend.
»Nein ... ich meine, möglicherweise. Ich halte es keineswegs für unvernünftig, wenn ein Mensch daran zweifelt, ob er es mit einem Stern aufnehmen kann.«
»Prediger!« Rufe mischte sich ein. »Was ist denn mit dem Mond los?«
Über dem Horizont hing verwaschen der Mond. Er besaß eine dunkelrote Farbe, die ihn nahezu unsichtbar machte. »Die Sonne«, sagte Quamodian. »Er reflektiert ihr wutentbranntes Rot, in dem wir sie zuletzt gesehen haben. Und dieser Mann glaubt, er könne ein Ding vernichten, das eine Sonne anzutasten wagt!«
»Den Versuch ist es wert, Monitor«, brummte der Reefer. »Leihen Sie mir Ihren Gleiter?«
»Wofür?«
»Natürlich für die Jagd. Es ist ein wenig weit bis zum Berg. Der Sternentag ist vorüber, also können wir ihn verwenden.«
»Prediger!« Rufes Stimme klang erregt. »Hören Sie das?«
Quamodian hob eine Hand, um den Reefer zum Schweigen zu veranlassen. Sie lauschten. »Molly!« Quamodian wandte sich zum Haus. »Sie ruft mich.«
Molly lag wach, als Quamodian ins Zimmer stürzte, und starrte an die Decke. Langsam senkte sie den Blick und sah ihn an. »Andy«, sagte sie. »Ich hätte wissen müssen, daß du kommst. Auf dich war immer Verlaß.«
»Geht es dir gut? Ich habe dich rufen hören.«
»Gut?« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Doch, ja.« Einen Moment lang glich ihre Miene einer Totenmaske. »Armer Cliff«, flüsterte sie. »Seltsam ... mir war, als spräche er im Traum zu mir. Aber er war es nicht ... es war etwas gewaltiges Fremdes. Ein Ungeheuer.« Sie zitterte. Dann lächelte sie, um Fassung bemüht. »Es tut mir leid, daß ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe, Andy.«
»Ich helfe dir gerne«, antwortete Quamodian aus tiefster Überzeugung.
Molly war gerührt. »Gibt es hier etwas zu essen?« fragte sie unvermittelt. »Ich habe seit langem nichts gegessen.«
Rufe tischte erneut Stullen und Milch in großen Mengen auf. »Wird es deine Eltern nicht stören«, erkundigte sich Quamodian, »wenn wir hier soviel verzehren?«
»Schon recht, Prediger.« Der Junge machte ein trübsinniges Gesicht.
Quamodian runzelte die Stirn. »Wo sind sie überhaupt? Sie müßten doch schon aus der Kirche zurück sein.«
»Sie ... sie sind für eine Weile fort.«
Quamodian stand inmitten der kleinen Küche, die geschäftig summte. »Rufe, du verheimlichst mir etwas«, sagte er streng. »Stimmt's?«
»Fragen Sie nicht, Prediger. Es ist ... äh, persönlich.« Dabei ließ Quamodian es bewenden, weil Molly eintrat. Sie wirkte erstaunlich erholt. Eine halbe Stunde lang besprachen sie sich im Wohnzimmer. Der Reefer drängte hartnäckig auf Quamodians Entscheidung, ob er ihn bei der Jagd auf den Outsider unterstützen wolle. Für einen Moment schien Quamodian der Gedanke gar nicht so abwegig zu sein, und er beschäftigte sich ernsthaft damit. Doch es war Phantasterei. Sie hatten es nicht mit einem gewöhnlichen Tier zu tun, sondern mit einem Plasmawesen, dessen Größe und Macht die menschlichen Möglichkeiten weit überstieg. Eine Jagd darauf wäre das gleiche, als wollte man eine Supernova mit einer Schlinge fangen.
Schließlich sah Quamodian, wie Molly ein Gähnen unterdrückte, und bemerkte plötzlich die eigene Erschöpfung. »Wir müssen schlafen«, sagte er und ließ nicht locker, bis die anderen sich auf verschiedene Zimmer verteilt und niedergelegt hatten. Erst dann streckte er sich auf die Couch im Wohnzimmer. Viele Stunden waren seit seinem letzten Schlaf verstrichen. Als er die Augen schloß, sank er im gleichen Moment in einen tiefen Betäubungsschlaf.
Der Outsider fand weitere interessante
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