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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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der Schatten seiner Hand wie eine Drohung mit gekrümmten Krallen über ihr schwebte.
    Sin hob ebenfalls die Hand und krümmte die Finger ebenso wie er und sie begannen einen Tanz. Sin hatte heute schon mit einem Dämon getanzt, da konnte sie auch mit diesem tanzen. Sie bewegten sich innerhalb des Kreises im Kreis und die Schatten ihrer Hände berührten sich an der flammenerhellten Wand.
    Wenn sie nicht jede der Fragen absolut wahrheitsgetreu beantwortete, hatte er das Recht, sie zu töten.
    Â»Was ist passiert, dass du so abgestürzt bist?«
    Sin lachte ihn aus. »Nichts lässt mich abstürzen, es sei denn, ich will es.«
    Â»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Â»Nur die Ruhe, Dämon, das werde ich.«
    Es ging ihn nichts an. Aber es war möglich, dass es ihn interessierte, abgesehen davon, dass er versuchte, ihr eine Falle zu stellen. Sie hatte ihn schließlich seit Jahren angerufen.
    Â»Der Markt hat herausgefunden, dass meine Schwester … dass sie starke magische Kräfte hat«, sagte Sin, »sehr starke. Sie durfte nicht bleiben. Und ich konnte sie nicht gehen lassen, nicht zu den Magiern. Sie gehört zu mir. Sie und mein Bruder bleiben bei mir. Und sie müssen essen.«
    Â»Die Prinzessin im Exil«, meinte Anzu. »Das muss wehtun.«
    Â»Ist das eine Frage?«, erkundigte sich Sin.
    Anzu lachte. Die Flammen des Dämonenkreises sprangen und tanzten vor Freude über ihren Schmerz. »Nein. Sei nicht so ungeduldig. Ich lasse dich recht leicht davonkommen. Wann und wo hast du Hnikarr zuletzt gesehen?«
    Â»Du lässt mich nicht leicht davonkommen«, korrigierte ihn Sin. »Du musst nur über mehr nachdenken als nur über eine Tänzerin. Zum Beispiel über Rache. Ich habe ihn vor kaum einer Stunde zu Hause gesehen. Ich wohne bei ihm. Wir haben zusammen trainiert.«
    Â»So nennen die Kinder das heutzutage also«, amüsierte sich Anzu.
    Sin lächelte ihn verächtlich an und Anzus Mund zuckte. Hinter seinen Lippen zeigte sich nichts als Schwärze, er hatte nicht mehr Zähne im Mund als ein Vogel im Schnabel.
    Â»Die letzte Frage zählt, gefallene Tänzerin«, behauptete er. »Bist du verliebt?«
    Sin zuckte zusammen, und ihre Hand zog sich reflexartig zurück, als hätten sie sich berührt und er hätte sie verbrannt. Anzu sprang auf sie zu, aber Sin war zu gut trainiert, um darauf hereinzufallen. Sie rührte sich nicht und starrte ihm in die Augen, in denen Licht schimmerte und die doch so leer waren.
    Er war wunderschön, ein blendendes, goldenes Trugbild, und er rief das Bild eines anderen Dämonen hervor, der genauso dicht vor ihr gestanden hatte, sein schattenschwarzes Haar vor einem Gesicht wie aus Stein gemeißelt und um sie herum hatte Kälte geherrscht.
    Schon früher hatten schöne Jungen ihr in die Augen gesehen. Keiner von ihnen hatte sie so berührt wie der Anblick von jemandem am Fenster, der ihren Bruder hielt und dafür sorgte, dass sie noch ein wenig länger schlafen konnte.
    Â»Nun?«, flüsterte der Dämon und rief sie von einem gewissen Lächeln im Sonnenlicht zurück zu den knisternden Flammen und seinen leeren Augen.
    Sin schlang die Arme um den Körper.
    Â»Ja«, flüsterte sie zurück. »Das bin ich.«
    Anzu grinste. »Dachte ich es mir doch.«
    Der Dämon verschwand, die Flammen des Kreises wurden schwächer, und Sin sagte: »Es ist nicht der, den du meinst.«
    Selbst Anzus Flügel wurden dunkel, sodass sie sie vor seinen schwarzen Kleidern kaum erkennen konnte. Das einzige Licht kam noch von seinen hungrigen, wachsamen Augen.
    Â»Nein?«
    Â»Nein«, erwiderte Sin. »Ich halte Dämonen nicht für sonderlich liebenswert.«
    Â»Da hast du wohl recht.«
    Damit verschwand er hinunter in die Dunkelheit. Es blieb nur ein Kreidekreis am Boden und das Echo seines letzten Lachens hallte von den Wänden wider.
    Die Buchhändlerin Ana zählte Sin das Geld in die Hand. Eine der Frauen tat so, als wolle sie protestieren und einwenden, sie hätte nicht bekommen, was sie wollte, sagte dann aber nichts.
    Als sie die Treppe hinaufging, klingelte Nicks Telefon in ihrer Tasche, und sie nahm ab.
    Â»Cynthia«, sagte Alan, und wie ein warmer Schwall kam die menschliche Welt zurück, und die Vorstellung war vorbei.
    Sin packte das Telefon fester. »Hi.«
    Â»Nick sagte, du hättest das Telefon. Toby

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