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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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mit Mae gesehen hatte, er hatte seinen Talisman abgenommen und ihr gegeben. Seine schlanken Finger hatten Maes sanft über der Kette geschlossen.
    Mit Sin hatte er noch nie geflirtet.
    Warum sollte er auch. An dem gleichen Abend, als er Maes Hand so gestreichelt hatte, hatte Sin ihm ins Gesicht gespuckt.
    Natürlich gab es noch eine andere Theorie. Sie hatte ihn heute vielleicht nicht gerade ermutigt, aber sie warf sich ihm seit Wochen an den Hals.
    Er hatte mehr als genug Chancen gehabt, mit ihr zu flirten. Falls er überhaupt je daran interessiert gewesen war.
    Sin stieg auf der Beifahrerseite ins Auto, und als er auf der Fahrerseite einstieg, fragte sie: »Und? Hast du Mae auch in einem Buchladen aufgelesen?«
    Sie war ja so aalglatt.
    Sie warf ihm ein neckendes Lächeln zu, um es wie eine freundschaftliche Frage klingen zu lassen. Er lächelte schwach zurück.
    Â»Ich habe Mae in einem Buchladen kennengelernt«, gab er zurück. »Falls du das meinst.«
    Â»Ich frage mich nur, ob du so tickst. Mädchen in Buchläden ansprechen. Das ist mir neu.«
    Â»Nun, ich arbeite in einem Buchladen«, erwiderte Alan. Seine Stimme klang warm und entspannt, vielleicht ein wenig verwundert, aber er hatte den Motor noch nicht angelassen. Sin fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte.
    Â»Zeitmanagement«, bemerkte sie. »Wie bei Shakespeare.«
    Â»Die Zeit befiehlt’s, ihr sind wir untertan«, erklärte Alan in leicht verändertem Tonfall. Er sprach die Worte aus, wie er sonst Bücher berührte. Sie hielt es für ein Zitat. »Na ja, so in etwa«, fuhr er normal fort. »Außerdem lernt man so Mädchen kennen, die lesen.«
    Â»Genau«, bestätigte Sin.
    Clevere Mädchen.
    Â»Mädchen, mit denen ich etwas gemeinsam habe«, führte er weiter aus. »Etwas, was sie ein wenig für mich einnimmt, bevor sie Nick treffen.«
    Das letzte sollte wohl wie ein Scherz klingen.
    Â»So viel Gemeinsamkeit gibt es aber gar nicht«, meinte sie, »denn sie wissen nichts über Dämonen, Magie oder den Markt. Hast du je einer davon erzählt?«
    Â»Nein«, antwortete Alan. »Deshalb … deshalb hielt ich Mae ja für so perfekt.«
    Sin sah ihn über den kleinen, aber unüberbrückbar scheinenden Abstand an. Alan hatte das Gesicht abgewandt.
    Â»Sie kam zu uns, um ihren Bruder zu retten. Ich … das konnte ich verstehen. Wegen ihres Bruders hat sie alles herausgefunden. Ich habe sie nicht in irgendetwas hineingezogen. Und ich konnte ihr helfen.«
    Â»Dann stehst du also auf verletzliche Frauen?«, fragte Sin scharf.
    Â»Nein«, fuhr Alan auf. »Mae ist nicht …«
    Â»Nein, ist sie nicht«, stimmte Sin zu. »Du würdest sie auch nicht mögen, wenn sie es wäre. Aber wie ist es mit dir? Hat dich schon einmal jemand geliebt, der dich nicht gebraucht hat?«
    Oh je, sie hätte sich auf die Zunge beißen können, aber Alan wandte nicht einmal den Kopf.
    Â»Mein Vater«, erwiderte er, zog seine Brieftasche hervor und klappte sie auf.
    Sin betrachtete eine Fotografie in der Plastikhülle. Es war ein altes Bild, an einer Ecke verknickt, und es zeigte zwei Kinder, ein dünner Alan, der fragend unter seinem Haarschopf hervorsah, und ein ziemlich kleiner Nick, und daneben Daniel Ryves, die Arme vor der Brust verschränkt. Sin erinnerte sich noch ein wenig an ihn. Er war ein großer, kräftiger Mann mit freundlichen Augen gewesen. Jeder hatte ihn gemocht.
    Â»Er sieht aus wie Nick«, fand sie. »Ich meine, er steht genauso da wie er.«
    Alan warf ihr einen kurzen Blick zu, aber das reichte. Überrascht stellte sie fest, dass sie offensichtlich das Richtige gesagt hatte.
    Â»Ja«, erwiderte er. »Das tut er.«
    Â»Und deine Mutter?«
    Â»Ihr konnte ich nicht helfen«, sagte Alan. »Sie starb, als ich vier Jahre alt war. Ich erinnere mich daran, wie die Welt war, als sie noch lebte, wie normal alles schien, wie angenehm und sicher.«
    Â»Also normale Mädchen«, bemerkte Sin und hielt inne. Dann fragte sie: »Und was hattest du mit Mae vor, nachdem du sie gerettet hast?«
    Â»Ich hatte gehofft, sie würde mich lieben.«
    Er starrte wieder aus dem Fenster.
    Â»Hat sie das nicht?«
    Â»Es lag nicht an ihr«, antwortete Alan. »Sondern an mir. Wie ich schon sagte – sie ist perfekt. Sie ist stark, sie wird mit allem in dieser Welt fertig, sie wird mit

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