Der Pakt
Nick fertig, und ich kann ⦠ich kann in den Menschen lesen. Ich kann sie manipulieren. Sie hat mich gemocht, das gab mir Hoffnung. Aber anstatt ehrlich zu ihr zu sein, habe ich sie um Nicks Willen angelogen, ohne weiter darüber nachzudenken. Sie war alles, was ich mir erträumt hatte, ich hatte geglaubt, ich könnte glücklich werden, wenn ich so jemanden finde. Sie war das Mädchen, mit dem ich eine normale Beziehung hätte führen können, dem ich hätte vertrauen sollen. Sie war perfekt. Und das heiÃt, dass mit mir etwas nicht stimmen kann.«
Sin nickte. »Hast du geglaubt, du könntest dich einfach zurückverwandeln?«
In das Kind, das er mit vier Jahren gewesen war, wie in einem Märchen, in dem man aus einem langen tiefen Schlaf erwacht. Als ob das so funktionieren würde.
»Ich glaube â¦Â«, begann Alan und brach dann ab. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen Handel abgeschlossen, als Nick und ich noch Kinder waren. Ich wollte so sehr, dass er zur menschlichen Welt gehört. Nicht, dass er menschlich wird, sondern glücklich, dass die Menschen in seiner Nähe sicher sind und ihn lieben. Wenn er keine Seele hat, dachte ich, dann wollte ich ihm meine geben. Und ich glaube fast, genau das habe ich getan.«
»Bereust du es?«, fragte Sin. »Wegen Mae?«
Alan hörte auf, aus dem Fenster zu sehen. Er sah auch sie nicht an, sondern blickte nach vorn und drehte den Schlüssel im Zündschloss.
Doch sie bemerkte das leise Lächeln trotzdem.
»Nein«, sagte er leise. »Aber wie ich schon sagte, mit mir stimmt etwas nicht.«
Sie fuhren los und lieÃen den Buchladen endlich hinter sich zurück.
»Ich glaube, du bist schon in Ordnung«, meinte Sin. »Ich meine, du bist zwar unrettbar verquer, aber auf eine ganz reizende Weise.«
Alan lachte. »Danke.«
»Aber ich bin froh, dass wir Freunde geworden sind, bevor mir mein Leben um die Ohren geflogen ist«, fuhr Sin fort. »Ich will nicht dein neuestes Kind in Gefahr oder die Katze auf dem Baum sein, die gerettet werden müssen oder so. Was mich daran erinnert ⦠Hier ist meine Hälfte für die Bücher.«
Sie nahm einen Zehn-Pfund-Schein aus ihrem Sport- BH und streckte ihn ihm mit zwei Fingern hin.
Alan wäre fast gegen eine Wand gefahren.
»Pass doch auf, ich will nicht aus einem Autowrack gerettet werden!«
»Wo hast du das denn her?«
»Oh, ich habe jemanden überfallen.«
»Cynthia!« Alans Stimme klang angespannt. Jeder andere hätte raten oder sie zumindest dazu bringen müssen, zu bestätigen, was er bereits ahnte, aber er nicht. »Du hättest dabei umkommen können!«
»Ach nein«, gab Sin zurück und wedelte abwehrend mit der Hand. »Es war eine alte Dame. Ganz schwach.«
»Im Ernst.«
»Im Ernst«, wiederholte sie. »Du bist hier derjenige, der sich um jeden kümmern will, den er sieht. Jetzt sag du mir nicht, ich dürfe mich nicht um meine Familie kümmern. Wag es ja nicht!«
Alan sah sie einen Moment lang aufgebracht an, bemühte sich dann jedoch wieder um Geduld und Ãberzeugungskraft.
»Ich will dir helfen.«
»Das hast du doch«, entgegnete Sin. »Und ich danke dir dafür. Aber ich mag das nicht. Ich kann es nicht ertragen, jemandem so viel zu schulden wie dir, nicht für lange Zeit. Da gehe ich lieber ein paar Risiken ein.«
»Du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einen Job annimmst, in dem die Hälfte im ersten Jahr stirbt.«
»Klar«, gab Sin zu. »Mach dir ruhig Sorgen. Nur zu.«
»Meinst du nicht, dass du dir manchmal zu viel auflädst, obwohl es andere gibt, die die Last gerne mit dir teilen würden?«
»Tut mir leid«, gab Sin zurück. »Spricht da der Bewohner aus der GlashausstraÃe Nummer eins? Ich denke du solltest deinen Stein lieber weglegen.«
Alan nickte. »Dabei fällt mir ein Theaterstück ein.«
Das klang recht vielversprechend. Sin erinnerte sich vage daran, dass Shakespeare eine Menge Dinge gesagt hatte, die im Grunde genommen bedeuteten: »Lass uns miteinander gehen.«
»Ja?«
»Dryden hat ein Stück geschrieben, Der indische Kaiser , eine Fortsetzung von Die indische Königin .«
»Oh Alan, das läuft jetzt bitte nicht auf irgendetwas wie Du bist ja so exotisch hinaus!«
»Nein«, erwiderte Alan
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