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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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sah ein ewiges Verlangen in seinem Blick.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    »Und ich liebe dich.«
    Will stieg aus dem Auto. Er hatte eine Schusswaffe in der Hand, die er an seinen rechten Oberschenkel drückte. Er richtete seine Taschenlampe auf sie. Der Junge hob die Hand, um seine Augen abzuschirmen.
    »Hey, Mann«, sagte er. »Was soll das Licht?«
    Will fand, dass ihm der Junge irgendwie bekannt vorkam. Er stammte von irgendwo aus dem Rockland County, dessen war sich Will sicher, auch wenn er erst unlängst hergekommen war. Er meinte sich an irgendwelche Jugenddelikte zu erinnern, von denen er möglicherweise bei einem Besuch bei den einheimischen Cops in Orangetown gehört hatte.
    »Haltet die Hände so, dass ich sie sehen kann, alle beide.«
    Sie taten, wie ihnen befohlen. Der Junge legte die Hände auf das Lenkrad, das Mädchen die Finger mit den lackierten Nägeln aufs Armaturenbrett.
    »Führerschein und Zulassung«, sagte Will.
    »Hey, sind Sie ein Cop?«, fragte der Junge. Er hatte einen breiten, nöligen Akzent und grinste, als er sprach, ließ Parker wissen, dass das Ganze eine Charade war, eine Farce. »Vielleicht sollten Sie mir erst Ihren Dienstausweis zeigen.«
    »Halt den Mund. Führerschein und Zulassung.«
    »Hinter der Sonnenblende.«
    »Greif mit der linken Hand langsam hoch.«
    Der Junge zuckte die Achseln, tat aber, wie ihm geheißen, und hielt dem Cop den Führerschein hin.
    »Alabama. Du bist weit weg von daheim.«
    »Ich war immer weit weg von daheim.«
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn«, sagte er. »Und ein paar …«
    Will starrte ihn an und sah die dunklen Augen des Jungen.
    »Was machst du hier?«
    »Rumsitzen. Mit meiner Liebsten rumhängen.«
    Das Mädchen kicherte, aber es klang nicht angenehm. Parker fand, dass es so klang wie irgendetwas, das auf einem alten Herd vor sich hin brodelte, etwas, das einen verätzte, wenn man es auf die Haut bekam.
    Parker trat einen Schritt zurück.
    »Steigt aus.«
    »Warum? Wir haben nichts angestellt.« Der Tonfall des Jungen hatte sich verändert, und Parker hörte, wie der Erwachsene in ihm durchdrang. »Außerdem haben Sie uns immer noch keinen Ausweis gezeigt. Vielleicht sind Sie gar kein Cop. Sie könnten ein Dieb sein oder ein Sittenstrolch. Wir rühren uns nicht von der Stelle, bis ich eine Dienstmarke gesehen habe.«
    Der Junge sah, wie die Taschenlampe einen Moment lang wackelte, und erkannte, dass der Cop jetzt unsicher war. Er hatte einen Verdacht, aber das reichte nicht, um etwas zu unternehmen, und der Junge genoss es, ihn zu verhöhnen, auch wenn es ihm noch mehr Spaß gemacht hätte, wenn er ihn im Wissen darum hätte verhöhnen können, dass er seinen Sohn nicht vor dem Tod hatte bewahren können.
    Aber das Mädchen ergriff das Wort und stürzte sie ins Verderben.
    »Und, was wollen Sie jetzt machen, Officer Parker?«, sagte sie kichernd.
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Woher weißt du, wie ich heiße?«
    Das Mädchen kicherte nicht mehr. Der Junge leckte sich die Lippen. Vielleicht ließ sich noch etwas retten.
    »Ich glaube, irgendjemand hat uns auf Sie hingewiesen. Hier gibt’s jede Menge Cops. Jemand hat mir die Namen genannt.«
    »Wer?«
    »Jemand, den wir getroffen haben. Die Leute in dieser Stadt sind freundlich zu Fremden. Daher weiß ich, wer Sie sind.«
    Er leckte sich wieder die Lippen.
    »Und ich weiß, wer ihr seid«, sagte Parker.
    Der Junge starrte ihn an, und er veränderte sich. Er war wütend wie ein Jugendlicher und konnte sich gegenüber Erwachsenen nicht beherrschen. Jetzt, als der Cop ihn herausforderte, kam das alte Wesen in ihm einen Moment lang zum Vorschein, ein Ding aus Asche, Feuer und verkohltem Fleisch, ein Ding von übernatürlicher Schönheit und abgrundtiefer Hässlichkeit.
    »Ich scheiß auf dich und auf dein Kind«, sagte der Junge. »Du hast ja keine Ahnung, was wir sind.«
    Er verdrehte kurz das linke Handgelenk, und im Lichtstrahl der Taschenlampe sah Will das Zeichen an seinem Arm.
    Und in diesem Augenblick zerbrach in Will Parker endgültig etwas, und er wusste, dass er es nicht mehr aushielt. Der erste Schuss tötete den Jungen. Die Kugel drang knapp oberhalb des rechten Auges ein, am Hinterkopf aus und bohrte sich mitsamt Blut, Haaren und Hirnmasse in den Rücksitz. Ein zweiter Schuss war nicht nötig, aber Will gab trotzdem noch einen ab. Das Mädchen öffnete den Mund und schrie. Sie beugte sich zu ihrem Liebsten und nahm seinen zerstörten Kopf in die Hände, dann blickte

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