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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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machen. Es war ihm egal.
    Das war es, dachte Kozelek. Dem Mann war es egal. Sein Ruf und seine Karriere standen auf dem Spiel. Er hatte Blut an den Händen. Wenn die Begleitumstände der tödlichen Schüsse herauskamen, würde die Presse seinen Kopf fordern, und bei der Polizei würde es Leute geben, die womöglich bereit waren, Parker zu opfern, wenn man damit zeigen konnte, dass man keine Killer duldete. Wie Kozelek wusste, fanden bereits derartige Gespräche statt, bei denen Männer, die auf ihren Ruf achten mussten, abwägten, ob es ratsam sei, den Sturm abzuwettern und zu ihrem Polizisten zu stehen, oder ob dadurch der Ruf der Polizei, die ohnehin unbeliebt und durch eine Reihe von Korruptionsermittlungen belastet war, nicht noch weiter beschädigt werde.
    »Sie sagen, dass Sie diese Kids nicht gekannt haben?«, wollte Kozelek wissen. Die Frage war schon mehr als einmal gestellt worden, aber Kozelek meinte an Parkers Miene jedes Mal eine gewisse Unsicherheit bemerkt zu haben, wenn er leugnete, sie gekannt zu haben, und auch jetzt sah er sie wieder.
    »Der Junge kam mir bekannt vor, aber ich glaube nicht, dass ich ihm schon mal begegnet bin.«
    »Seine Name war Joe Dryden. Er stammt aus Birmingham, Alabama. Kam vor zwei Monaten hierher. Er hatte bereits ein Vorstrafenregister, Kleinigkeiten zumeist, aber er war auf dem Weg zu größeren Sachen.«
    »Wie schon gesagt, ich habe ihn nicht persönlich gekannt.«
    »Und das Mädchen?«
    »Habe ich noch nie gesehen.«
    »Missy Gaines. Stammt aus einer guten Familie in Jersey. Ihre Eltern haben sie vor einer Woche als vermisst gemeldet. Irgendeine Ahnung, wie sie mit Dryden nach Pearl River gekommen sein könnte?«
    »Diese Fragen haben Sie mir doch schon mal gestellt. Und ich habe Ihnen gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Wer war gestern Abend bei Ihnen zu Hause?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war nicht da.«
    »Wir haben einen Zeugen, der sagt, dass er gestern Abend einen Mann Ihr Haus betreten sah. Er blieb eine Weile. Der Zeuge hatte allem Anschein nach den Eindruck, dass dieser Mann eine Schusswaffe in der Hand hatte.«
    »Wie schon gesagt, ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber Ihr Zeuge muss sich irren.«
    »Ich halte den Zeugen für zuverlässig.«
    »Warum hat er nicht die Polizei gerufen?«
    »Weil Ihre Frau die Tür aufgemacht hat und den Mann hineinließ. Anscheinend kannte sie ihn.«
    Will zuckte die Achseln. »Davon weiß ich nichts.«
    Kozelek zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, dann drückte er sie in dem gesprungenen Aschenbecher aus.
    »Warum haben Sie den Rekorder ausgeschaltet?«, fragte Will.
    »Weil die AIA nichts von dem bewaffneten Mann weiß«, sagte Kozelek. »Ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht erklären könnten, warum Sie dachten, Ihre Familie wäre so gefährdet, dass Sie sie beschützen lassen müssen, und inwiefern das etwas mit den beiden Kids zu tun hat, die Sie erschossen haben.«
    Aber Will antwortete nicht, und Kozelek, dem klar war, dass sich daran auch nichts ändern würde, gab vorerst auf.
    »Wenn die AIA davon erfährt, werden sie Ihre Frau vernehmen. Sie müssen Ihre Geschichte abstimmen. Herrgott, warum konnten Sie nicht einfach eine Knarre hinterlassen? Eine Waffe in dem Auto, und diese ganze Sache wäre unnötig.«
    »Weil ich keine nicht registrierte Waffe habe«, sagte Will, der zum ersten Mal etwas lebhafter wirkte. »So ein Cop bin ich nicht.«
    »Nun ja«, sagte Kozelek. »Dann habe ich eine Neuigkeit für Sie. In einem Auto liegen zwei tote Kids, beide unbewaffnet. Folglich sind Sie ab jetzt so ein Cop  …«

24
    Wir kamen allmählich zum Ende.
    »Ich habe deinen Vater kurz vor Mittag bei der Polizei in Orange­town abgeholt«, sagte Jimmy. »Draußen waren Reporter, deshalb hat man einen Cop, der gerade vom Dienst kam, auf den Rücksitz eines Zivilfahrzeugs gesetzt, ihm einen Mantel über den Kopf gezogen und ist dann mit ihm in das Blitzlichtgewitter rausgefahren, während ich an der Rückseite des Reviergebäudes auf deinen ­Vater gewartet habe. Wir sind zu einem Lokal namens Creeley’s in Orangetown gefahren. Das gibt’s nicht mehr. Dort ist jetzt eine Tankstelle. Seinerzeit war es eine Bar, in der es gute Burger gab, in der das Licht schummrig war und wo keiner irgendwas gefragt hat außer ›Noch eins?‹ oder ›Wollen Sie Pommes dazu?‹. Ich bin dort manchmal mit meinem Neffen und meiner Schwester hingegangen. Wir reden nicht mehr viel miteinander, meine Schwester und ich. Sie wohnt jetzt in

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