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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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sie zu dem Mann auf, der ihr ihn wieder genommen hatte.
    »Wir kommen wieder«, wisperte sie. »Wir werden immer wiederkommen, bis es vollbracht ist.«
    Will sagte nichts. Er senkte nur die Waffe und jagte ihr eine Kugel in die Brust.
    Als sie tot war, ging er zu seinem Auto und legte seine Waffe auf die Motorhaube. Auf den Veranden und in den Häusern in der Nähe gingen Lichter an, und er sah einen Mann in seinem Garten stehen und zu den beiden Autos blicken. Seine Lippen schmeckten salzig, und er dachte, er hätte geweint, doch dann setzte der Schmerz ein, und ihm wurde klar, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte.
    Wie benommen setzte er sich in das Auto und fuhr los. Als er an dem Mann im Garten vorbeikam, sah er ihm an der Miene an, dass er ihn erkannt hatte, aber es war ihm egal. Er wusste nicht einmal, wohin er fuhr, bis vor ihm die Lichter der Stadt auftauchten. Dann begriff er es.
    Er fuhr nach Hause.
    Sie verhörten ihn fast die ganze Nacht lang, sobald sie ihn nach Orangetown zurückgebracht hatten. Sie erklärten ihm, dass er in Schwierigkeiten steckte, weil er den Schauplatz einer Schießerei verlassen habe, worauf er ihnen die erstbeste Lüge aufband, die ihm einfiel: Er hatte auf dem Heimweg das Auto auf der Brache stehen sehen, nachdem ihm jemand, der ihn an der Kreuzung erkannte, aber dessen Namen er nicht wusste, darauf aufmerksam gemacht hatte. Die Scheinwerfer des Autos hatten einmal aufgeblinkt, und er meinte, die Hupe gehört zu haben. Er hielt an, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Der Junge hatte ihn provoziert und so getan, als griffe er nach irgendetwas unter seiner Jacke, einer Waffe möglicherweise. Will hatte ihn gewarnt, dann geschossen und den Jungen und das Mädchen getötet. Nachdem er die Geschichte zum dritten Mal erzählt hatte, hatte Kozelek, der Ermittler der Bezirksstaatsanwaltschaft des Rockland County, darum gebeten, ihn einen Moment allein mit ihm zu lassen, und die anderen Cops, sowohl die Detectives von der Abteilung für interne Angelegenheit als auch die einheimischen Cops, hatten eingewilligt. Als sie weg waren, schaltete Kozelek den Rekorder aus und zündete sich eine Zigarette an. Will bot er keine an.
    »Sie waren nicht mit Ihrem eigenen Auto unterwegs«, sagte Kozelek.
    »Nein, ich habe mir von einem Freund eins geliehen.«
    »Was für ein Freund?«
    »Einfach ein Freund. Er hat nichts damit zu tun. Ich habe mich nicht wohl gefühlt. Ich wollte so schnell wie möglich heim.«
    »Und dieser Freund hat Ihnen sein Auto gegeben.«
    »Er hat es nicht gebraucht. Ich wollte es morgen bei ihm in der Stadt vorbeibringen.«
    »Wo ist es jetzt?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Es wurde im Zusammenhang mit einer Schießerei benutzt.«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nach der Schießerei an kaum etwas erinnern. Ich bin einfach losgefahren. Ich wollte weg.«
    »Sie standen unter Schock. Wollen Sie darauf hinaus?«
    »Das muss es gewesen sein. Ich habe noch nie jemanden erschossen.«
    »Es gab keine Waffe«, sagte Kozelek. »Wir haben danach gesucht. Sie waren unbewaffnet, alle beide.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass sie bewaffnet waren. Ich habe gesagt, dass ich gedacht habe, der Junge könnte bewaffnet sein.«
    Kozelek zog an seiner Zigarette und musterte durch den Qualm den Mann, der ihm gegenübersaß. Seit man ihn zur Vernehmung gebracht hatte, hatte er so gewirkt, als ginge ihn das Ganze nichts an. Es hätte am Schock liegen können. Die Detectives der AIA hatten Kopien von Will Parkers Personalakte aus der Stadt mitgebracht. Es war so, wie er gerade gesagt hatte. Er hatte noch nie jemanden getötet, weder offiziell noch inoffiziell, soweit Kozelek das feststellen konnte. (Er war selbst zwanzig Jahre beim NYPD gewesen und hatte diesbezüglich keine Illusionen.) Vermutlich konnte er sich nur schwer damit abfinden, dass er zwei junge Leute erschossen hatte. Aber für Kozelek stellte sich die Situation anders dar: Will Parker schien nicht so sehr unter Schock zu stehen, aber allem Anschein nach wollte er die ganze Sache hinter sich bringen, wie ein Verurteilter, der nur noch vom Gerichtssaal direkt zur Hinrichtungsstätte gebracht werden will. Selbst seine Darstellung der Vorgänge, die Kozelek für eine Lüge hielt, war nur eine halbherzige Verschleierung der Wahrheit. Parker war es gleichgültig, ob man ihm glaubte oder nicht. Man wollte eine Geschichte, und die hatte er geliefert. Wenn man sie zerpflücken wollte, dann sollte man es einfach

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