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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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er bei einer Untersuchung rehabilitiert worden wäre, hätte ihnen die Presse die Hölle heiß gemacht. Wenn man festgestellt hätte, dass die Schüsse nicht gerechtfertigt waren, wäre es ein Fall fürs Gericht gewesen, und die Cops auf der Straße und die Gewerkschaft, alle miteinander wären stinksauer gewesen. Als Will sich umgebracht hat, konnte man den ganzen Schlamassel mit ihm begraben. Die Untersuchung war von Anfang an darauf angelegt, dass nichts dabei rauskommt, sobald er weg ist. Die einzigen Leute, die wirklich wussten, was auf dem Stück Brachland vorgefallen ist, waren allesamt tot.
    Will hat aber ein Inspektorenbegräbnis gekriegt, mit allem Drum und Dran. Die Kapelle hat gespielt, und es gab jede Menge weißer Handschuhe und schwarzer Bänder und eine zusammengefaltete Flagge für deine Mutter. Wegen der Art und Weise, wie er abgetreten ist, standen aber seine Sondervergütungen zur Debatte. Du weißt es womöglich nicht, aber ein Inspektor von der Police Plaza, ein gewisser Jack Stepp, hat unauffällig ein paar Worte mit deiner Mutter gewechselt, als sie zum Beerdigungsauto zurückgelaufen ist. Stepp war der Ausputzer des Polizeipräsidenten, der Typ, der hinter den Kulissen aufgeräumt hat. Er hat ihr erklärt, dass man sich um sie kümmern würde, und das hat man auch getan. Man hat ihr die Sondervergütungen unter der Hand bezahlt. Jemand hat dafür gesorgt, dass sie zu ihrem Recht kommt, dass man sich um euch beide kümmert.
    Epstein hat sich nach der Beerdigung mit mir in Verbindung gesetzt. Er war nicht dabei. Ich glaube, für ihn war das zu öffentlich, und er will nicht auffallen. Er kam hierher, zu mir nach Hause, und hat sich auf den Stuhl gesetzt, auf dem du jetzt sitzt, und er hat mich gefragt, was ich über die tödlichen Schüsse wüsste, und ich habe ihm das Gleiche gesagt wie dir, nämlich alles. Dann ist er gegangen, und ich habe ihn nie wiedergesehen. Ich habe nicht mal mit ihm gesprochen, bis du gekommen bist und Fragen gestellt hast, und dann ist Wallace aufgekreuzt, und ich hatte das Gefühl, dass ich Epstein informieren sollte. Wegen Wallace habe ich mir keine großen Sorgen gemacht – so was lässt sich immer irgendwie regeln, und ich habe mir gedacht, den könnte man vielleicht abschrecken, falls es nötig sein sollte. Aber deinetwegen – mir war klar, dass du nicht aufhören würdest, wenn du dir erst mal in den Kopf gesetzt hast, im Dreck rumzuschnüffeln, bis du auf Knochen stößt. Epstein hat mir erklärt, dass seine Leute bereits damit befasst wären, Wallace Einhalt zu gebieten, und dass ich dir alles erzählen sollte, was ich weiß.«
    Erschöpft lehnte er sich zurück.
    »Und du hast das die ganze Zeit verheimlicht?«
    »Ich habe nicht mal mit deiner Mutter drüber gesprochen, und ehrlich gesagt war ich irgendwie froh, als sie gesagt hat, sie nimmt dich mit nach Maine. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr für dich verantwortlich zu sein. Ich hatte das Gefühl, ich könnte so tun, als würde ich alles vergessen.«
    »Hättest du es mir jemals erzählt, wenn ich nicht hergekommen und danach gefragt hätte?«
    »Nein. Was hätte das denn gebracht?« Dann schien er noch mal darüber nachzudenken. »Schau, ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich habe über dich gelesen, und ich habe Geschichten über die Leute gehört, die du ausfindig gemacht hast, und über die Männer und Frauen, die du umgebracht hast. Möglicherweise hab ich in den letzten zwei, drei Jahren gedacht, dass man es dir erzählen sollte, damit –«
    Er bemühte sich um die richtigen Worte.
    »Damit was?«
    Er fand sie, war aber offenbar nicht ganz glücklich damit. »Damit du auf sie vorbereitet bist, wenn sie wiederkommen«, sagte er.

25
    Der Anruf ging kurz vor Mitternacht auf meinem Handy ein. Jimmy war gegangen, um im Gästezimmer ein Bett für mich zurechtzumachen, und ich saß am Küchentisch und versuchte immer noch, mit all dem klarzukommen, was er mir erzählt hatte. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich keinen festen Boden mehr unter den Füßen, traute mich nicht aufzustehen, weil ich nicht wusste, ob ich mich aufrecht halten konnte. Vielleicht hätte ich Jimmys Geschichte anzweifeln oder zumindest in manchen Punkten skeptisch bleiben sollen, bis ich selber weitere Untersuchungen anstellen konnte, aber dem war nicht so. Ich war davon überzeugt, dass alles stimmte, was er mir erzählt hatte.
    Ich warf einen Blick auf die Anruferkennung, aber die Nummer sagte mir nichts.
    »Hallo?«
    »Mr.

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