Der Pakt der Liebenden
gespielt hatte, darunter vier Jahre bei den Pittsburgh Penguins, deren Team er in den Siebzigern verstärkt hatte. Er war es nicht, aber es störte ihn auch nicht, wenn er danach gefragt wurde. Er war stolz auf seine polnischen Landsleute, die auf dem Eis Erfolg hatten: Nick, Pete Stemkowski, John Miszuk und Eddie Leier unter den Altgedienten und Czerkawski, Oliwa und Sidorkiewicz unter den Jüngeren. Unter dem Fernseher hingen Fotos von ihnen an der Wand, die zu dem kleinen, Polen gewidmeten Schrein gehörten.
Der Schrein war ganz in der Nähe der Stelle, wo das Mädchen jetzt Gläser wegräumte und Bestellungen entgegennahm. Es war ein langer Abend gewesen, und sie hatte sich jeden lausigen Dollar Trinkgeld verdient. Ihre Bluse roch nach verschüttetem Bier und Bratfett, und die Füße taten ihr weh. Sie wollte nur noch Schluss machen, nach Hause gehen und schlafen. Sie hatte morgen einen freien Tag, den ersten seit sie hier angefangen hat, an dem sie weder in der Bar noch im Café oder in beiden arbeiten musste. Sie hatte vor, lange zu schlafen und Wäsche zu waschen. Chad, der junge Mann, der um sie herumscharwenzelte, hatte sie gefragt, ob sie Lust hätte, mit ihm auszugehen, und sie hatte sich zögernd zu einem Kinobesuch bereit erklärt, obwohl sie immer noch ständig an Bobby Faraday und das, was ihm widerfahren war, denken musste. Dennoch war sie einsam und meinte, ein Film könnte nicht schaden.
Ken schaltete die Nachbetrachtungen zum Spiel aus, um die Leute schneller loszuwerden, und ließ stattdessen die Nachrichten laufen. Das Mädchen fand es gut, dass das Leben für Ken nicht nur aus Sport bestand. Er las hin und wieder und wusste, was in der Welt vor sich ging. Er hatte seine eigene Meinung zu Politik, Geschichte und Kunst. Nach Aussage von Shelley hatte er zu viele verdammte Meinungen und war nur zu gern bereit, sie anderen kundzutun. Shelly war über fünfzig und mit einem liebenswürdigen Nichtsnutz verheiratet, der meinte, die Sonne ginge auf, wenn Shelley aufwachte, und dass die Nacht die Zeit sei, in der die Welt trauerte, weil sie auf den Klang von Shelleys Stimme verzichten musste, während sie schlief. Er saß bereits an der Bar und trank ein Dünnbier, während er darauf wartete, sie heimzufahren. Shelley war gerecht und arbeitete hart, aber infolgedessen sah sie es nicht gern, wenn sich eines ihrer »Mädels« weniger hart ins Zeug legte. Sie arbeitete drei Abende hinter der Bar, manchmal zeitgleich mit Ken, wenn ein Spiel lief. Das Mädchen hatte bislang fünfmal mit ihr gearbeitet, und nach dem ersten Abend war sie dankbar dafür gewesen, dass es am dritten Abend vergleichsweise friedlich zuging, als Ken das Sagen hatte und alles ein bisschen lockerer lief, wenn auch etwas weniger geschäftstüchtig und einträglich.
In ihrem Bereich waren nur noch zwei Männer übrig, und die waren schon so angesäuselt, dass sie ihnen nichts mehr hätte bringen dürfen, wenn die Bar nicht ohnehin bald geschlossen hätte. Sie wusste, dass ihr Trübsinn jeden Moment in Aggression umschlagen konnte, und wäre froh gewesen, wenn sie sie schon losgeworden wäre. Als sie jetzt die Gläser und Körbe mit den abgenagten Hühnerflügeln vom Tisch zu ihrer Rechten abräumte, spürte sie, wie ihr jemand auf den Rücken tippte.
»Hey«, sagte einer der Männer. »Hey, Schätzchen. Bring uns noch was.«
Sie beachtete ihn nicht. Sie mochte es nicht, wenn Männer sie betatschten.
Der andere kicherte und sang einen Songfetzen von Britney.
»Hey.«
Diesmal tippte er energischer. Sie drehte sich um.
»Wir schließen«, sagte sie.
»Nein, macht ihr nicht.« Er schaute demonstrativ auf seine Uhr. »Wir haben noch fünf Minuten Zeit. Da kannst du uns auch noch zwei Bier bringen.«
»Tut mir leid, Jungs. Ich darf euch nichts mehr geben.«
Am Fernseher über ihren Köpfen lief ein weiterer Nachrichtenbeitrag. Sie warf einen Blick darauf und sah Blitzlichter und Polizeiwagen. Fotos wurden eingeblendet: ein Mann, eine Frau, ein Kind. Sie fragte sich, was ihnen zugestoßen sein mochte. Zunächst dachte sie, irgendwo hier in der Stadt wäre etwas passiert, dann sah sie die Aufschrift NYPD auf einem der Autos und wusste, dass es nicht der Fall war. Dennoch konnte es sich um nichts Gutes handeln, nicht, wenn Fotos gezeigt wurden. Die Frau und das kleine Mädchen wurden entweder vermisst oder waren tot, vielleicht auch der Mann.
»Was soll das heißen, dass du uns nichts mehr geben darfst?«
Es war der kleinere und
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