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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Vater an diesem Tag gar nicht gesehen.«
    »Nein?«
    »Nein, ich hatte Geburtstag. Ich habe Grasdealer festgenommen und eine Belohnung gekriegt. Dein alter Herr sollte zu mir stoßen, wenn er seine Tour beendet hat, so wie immer, aber er ist nicht dazugekommen.« Er drehte die Tasse in seinen Händen und betrachtete die Muster, die dabei auf dem Kaffee entstanden. »Danach habe ich meinen Geburtstag nie wieder so wie vorher gefeiert. Zu viele Assoziationen, und alle davon schlecht.«
    So leicht wollte ich ihn nicht vom Haken lassen. »Aber dein Neffe ist doch an diesem Abend zu uns gekommen.«
    »Yeah, Francis. Dein Vater hat mich im Cal’s angerufen und mir erklärt, dass er sich Sorgen macht. Er dachte, jemand könnte womöglich dir und deiner Mutter etwas antun wollen. Er hat nicht gesagt, weshalb er das glaubt.«
    Cal’s war die Bar, die früher neben dem Neunten Revier stand. Sie war jetzt verschwunden, wie so vieles aus der Zeit meines Vaters.
    »Und du hast nicht gefragt?«
    Jimmy blies die Backen auf. »Ich habe möglicherweise gefragt. Yeah, ich bin mir sogar sicher, dass ich’s gemacht habe. Es war ungewöhnlich für Will. Der ließ sich nicht so schnell erschrecken, und er hatte nicht viele Feinde. Ich meine, es gab Typen, mit denen er aneinandergeraten ist, und ein paar ganz Schlimme hat er eingebuchtet, aber das haben wir alle gemacht. Das war was Dienst­liches, nichts Persönliches. Damals kannten die den Unterschied. Die meisten jedenfalls.«
    »Kannst du dich noch erinnern, was er gesagt hat?«
    »Ich glaube, er hat mir bloß gesagt, dass ich ihm vertrauen soll. Er wusste, dass Francis in Orangetown wohnt. Er hat mich gefragt, ob ich ihn dazu bringen könnte, nach dir und deiner Mutter zu schauen, bis er wieder nach Hause kommt. Danach ging alles ziemlich schnell.«
    »Von wo aus hat mein Vater dich angerufen?«
    »Jesses.« Er wirkte so, als versuchte er sich zu erinnern. »Ich weiß es nicht. Nicht vom Revier aus, so viel steht fest. Im Hintergrund war Lärm, deshalb nehme ich an, dass er von einer Bar aus angerufen hat. Es ist lange her. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern.«
    Ich trank einen Schluck Kaffee und ergriff dann vorsichtig das Wort. »Aber es war kein gewöhnlicher Abend, Jimmy. Zwei Menschen sind umgekommen, und dann hat sich mein Vater das Leben genommen. So was vergisst man nicht so leicht.«
    Ich sah, wie Jimmy sich anspannte, und spürte die aufkommende Feindseligkeit. Er war mit den Fäusten ziemlich gut gewesen, und er hatte sie schnell eingesetzt. Er und mein Vater hatten einander gut ergänzt. Mein Vater hielt Jimmy im Zaum, und er wiederum hatte bei meinem Vater für die nötigen Ecken und Kanten gesorgt, die ihm sonst vielleicht gefehlt hätten.
    »Was soll das, Charlie? Willst du mich als Lügner bezeichnen?«
    Was soll das, Jimmy. Was verbirgst du?
    »Nein«, sagte ich. »Ich will bloß nicht, dass man mir irgendwas verschweigt, weil du mich, sagen mir mal, schonen willst.«
    Er wurde ein bisschen gelöster. »Tja, es war schwer. Ich denke nicht gern an die Zeit. Er war mein Freund, der beste von allen.«
    »Das weiß ich, Jimmy.«
    Er nickte. »Dein Vater hat um Hilfe gebeten, und ich habe wiederum einen Anruf gemacht. Francis ist bei dir und deiner Mutter geblieben. Ich war in der Stadt, aber weißt du, ich dachte, ich kann nicht hierbleiben, wenn möglicherweise was Schlimmes passiert. Als ich nach Pearl River kam, waren die beiden Kids tot und dein Vater wurde bereits vernommen. Die wollten mich nicht mit ihm reden lassen. Ich hab’s versucht, aber die Abteilung für interne Angelegenheiten hat ihn abgeschirmt. Ich bin zu eurem Haus gegangen und habe mit deiner Mutter geredet. Du hast geschlafen, glaube ich. Danach hab ich ihn nur noch einmal lebend gesehen. Ich habe ihn abgeholt, nachdem sie mit der Vernehmung fertig waren. Wir sind frühstücken gegangen, aber er hat nicht viel gesagt. Er wollte sich bloß sammeln, bevor er nach Hause ging.«
    »Und er hat dir nicht erzählt, warum er einfach zwei Menschen umgebracht hat? Komm schon, Jimmy. Ihr seid Freunde gewesen. Wenn er mit jemandem geredet hat, dann mit dir.«
    »Er hat mir erzählt, was er der Abteilung für interne Angelegenheit und allen anderen erklärt hat, die mit ihm in dem Zimmer waren. Der Junge hat ständig so getan, als ob er in seine Jacke greift, so als ob er da ’ne Knarre drin hat, und er hat Will provoziert. Er hat kurz reingegriffen und die Hand dann zurückgezogen. Will hat gesagt,

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