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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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diesem Punkt wollte ich ihn persönlich zur Rede stellen.
    Doch jetzt, wo ich mich hingesetzt hatte und mein Herz nicht mehr ganz so schnell schlug, stellte ich fest, dass sich in mir Zweifel zu regen begannen. Schließlich war es dunkel gewesen und ich müde; außerdem hatte der Mann mit dem Rücken zu mir gestanden, und ich war wegen des Schnees nicht in der Lage gewesen, deutlich zu sehen.
    »Wie hat dein Angreifer ausgesehen?«, fragte Eudo.
    »Er war groß und hatte eine Narbe über dem linken Auge«, sagte ich. »Seine Haare waren auf normannische Weise geschnitten, und er sah ungefähr fünf Jahre älter aus als ich.« Ich tastete noch einmal nach meiner Wunde. Diesmal tat es weh, und ich zuckte zusammen. »Ein guter Kämpfer war er auch.«
    »Und was ist mit dem anderen – der auf dem Pferd saß?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Den habe ich nicht gut genug gesehen.«
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören, und der Verwalter kehrte zurück, diesmal von zwei Dienern begleitet. Einer von ihnen war Osric, der andere ein Junge, den ich noch nicht gesehen hatte, kleiner und, wie es schien, jünger, mit dunklen Haaren, die ein Gewirr von Locken waren.
    »Er wird gleich bei uns sein«, sagte Wigod, was mich ein bisschen überraschte, weil ich damit gerechnet hatte, er würde feststellen, dass der Kaplan nicht auf seinem Zimmer war. Aber andererseits war ich eine Weile weg gewesen, und er hätte lange vor mir wieder ins Haus zurückkehren können. Ich fühlte mein Herz schneller schlagen; wenigstens würde ich Gelegenheit haben, ihm persönlich gegenüberzutreten. Ich wollte eine Erklärung.
    Die beiden Jungen kümmerten sich um das Feuer, und kurz darauf brannte es wieder lichterloh, aber mich hatte die Kälte noch fest im Griff, und ich merkte, dass ich immer noch zitterte. Osric ging und kam mit zwei eisernen Eimern zurück, die mit Wasser gefüllt waren und die er an den Spieß über den Flammen hängte.
    »Bring mir etwas zum Essen«, sagte ich zu ihm.
    Er schaute mich mit ausdruckslosem Gesicht an, und ich erinnerte mich, dass er nicht Französisch sprach. Ich schaute Wigod Hilfe suchend an.
    » Breng him mete and drync «, sagte der Verwalter laut. Osric grunzte und eilte durch eine Tür am Ende des Saals davon.
    »Weißt du, warum er dich angegriffen hat?«, fragte Wace.
    Ich zuckte mit den Achseln, obwohl für mich klar war, dass die beiden Geistlichen nicht die Absicht gehabt hatten, dass irgendjemand sonst Zeuge ihrer Verhandlungen würde. Die beiden Ritter mussten im Sold eines der beiden stehen. Mir fiel keine andere Erklärung ein, die einen Sinn ergab.
    »Er könnte betrunken gewesen sein«, schlug ich vor, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass das nicht stimmte.
    Wace runzelte die Stirn, sein gesundes Auge wurde schmal, während sich das andere fast schloss, sodass jeder, der ihn nicht kannte, hätte annehmen können, er wolle mir zuzwinkern. »Hast du ihn provoziert?«, fragte er.
    »Ihn provoziert?« Ich unterdrückte ein Lachen. »Ich habe ihn nicht mal gesehen.« Das zumindest war richtig. »Das Erste, was ich von ihm zur Kenntnis nahm, war sein Messer an meiner Kehle …«
    Ælfwold erschien am Fuß der Treppe, und ich brach ab. Ich erhob mich abrupt von meinem Schemel – zu abrupt, denn ein plötzlicher Schwindel überfiel mich. Ich war unsicher auf den Beinen und musste mich mit einer Hand an einem der Holzpfeiler des Saals abstützen.
    Der Kaplan trug dieselbe Tunika und Hose, die er auf der Straße angehabt hatte; seine Haare waren ungekämmt und standen in Büscheln von seinem Kopf ab. »Was ist los?« Er schaute mich an und blieb stehen, und er musste meine Wange gesehen haben, denn ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Ihr seid verletzt«, sagte er.
    »Ich wurde angegriffen«, sagte ich rundheraus. »Heute Nacht, neben St. Eadmund.« Ich beobachtete ihn sorgfältig für den Fall, dass meine Erwähnung des Orts eine Reaktion bei ihm auslöste, aber seine Augen zuckten nicht einmal.
    »Angegriffen?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht, weil ich immer noch versuchte, an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, ob er etwas verbergen wollte.
    »Von einem anderen Ritter«, steuerte Eudo bei.
    Die Augen des Kaplans öffneten sich weit. »Ist das wahr?«
    »Das habe ich gesagt, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Wisst Ihr, wer es war? Kennt Ihr den Namen seines Herrn?«
    Ich starrte ihn forschend an. Entweder konnte er sich erheblich besser beherrschen als die meisten Männer, oder er war es

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