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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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dran. Es ist aus einem Gedicht«, erklärte er uns. »Ein Gedicht von tiefer Trauer und großem Verlust, über Dinge, die einmal waren, aber nicht mehr sind.«
    Ich stieg ab und ließ mein Pferd stehen, während ich zwischen den Trümmern ehemaliger Häuser hindurchging. Nicht dass es irgendein Zeichen von denen gab, die hier früher gelebt hatten; das war vermutlich mehrere Jahrhunderte her, und alles, was sie besessen hatten, wäre seit Langem zu Staub geworden.
    Scherben von Schiefer lagen im Gras verstreut, grau auf grünem Hintergrund, aber zwischen ihnen entdeckte ich einen winzigen Flecken von stumpfem Rot. Ich hockte mich hin, um es mir näher anzusehen. Es war ein Stein, der zu einem groben Würfel nicht breiter als mein Daumennagel geschnitten war: sehr ähnlich den Würfeln, die Radulf besaß. Ich grub ihn aus dem Schlamm und drehte ihn zwischen Zeigefinger und Daumen um seine abgerundeten Kanten, wobei ich ihn säuberte und nach Markierungen suchte, ohne welche zu finden. Eine Seite war glatt, aber die anderen waren rau, mit dünnen Schichten von etwas wie Mörtel verkrustet, der unter dem Druck meiner Finger abbröckelte.
    Mir fiel noch einer dieser Steine ins Auge, keine Armeslänge von der Stelle entfernt, wo der erste gelegen hatte, und ich hob ihn auf. In Größe und Form sah er genauso aus, aber dieser war schwarz und nicht rot. Ich drehte die beiden vorsichtig zwischen meinen Fingern und fragte mich, wofür man sie wohl benutzt haben könnte.
    »Dieser Ort ist glaube ich der, den wir in englischer Sprache als Silcestre bezeichnen, der von den Römern aber als Calleva bezeichnet wurde«, sagte Ælfwold. »In ihrer Zeit war es eine große Stadt, aber seit ihrer Zerstörung hat niemand gewagt, hier zu leben, oder versucht, sie neu zu erbauen.«
    Ich warf die beiden Steine zurück auf den Boden und stand wieder auf. »Warum sollte Gott sie bestrafen?«, fragte ich. »Ich dachte, die Römer wären Christen gewesen.« Obwohl seit meinem Unterricht eine lange Zeit verstrichen war, war ich dessen sicher.
    »Das waren sie«, sagte Ælfwold, ungerührt und ohne zu lächeln. »Aber sie waren auch eine sündhafte Rasse, stolz und schwach in moralischer Hinsicht. Sie verbrachten mehr Zeit mit Vergnügungen als damit, Gottes Werk weiterzuführen. Weil sie zu viel Wert auf die Bewahrung ihres irdischen Reichtums legten, kümmerten sie sich wenig um die Zukunft ihrer Seelen.« Er wies in die Runde auf die zerschlagenen Steine, die zerbrochenen Platten, die leere Stadt. »Was Ihr hier seht, ist das Ergebnis Seiner Vergeltung: eine Warnung an alle Menschen, nicht ihrem Beispiel zu folgen.«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Der Wind frischte auf, und ich spürte, wie mich ein Wassertropfen in den Nacken traf, mir den Rücken hinunterlief, sodass ich erschauerte. Über uns wurde der Himmel immer dunkler, und um uns herum prasselte der Regen auf den Boden.
    »Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen«, sagte Wace.
    »Eine gute Idee«, erwiderte ich.
    Die stabilsten Überreste waren die eines größeren Hauses ein wenig im Süden, und dorthin führten wir unsere Tiere. Es gab nichts, woran wir sie hätten festbinden können, aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sie sich weit entfernen würden, also ließen wir sie einfach auf dem Gras weiden. Wir kauerten uns innerhalb der Wände nieder, die hier bis zur Hüfthöhe reichten und zumindest etwas Schutz vor der Kälte des Windes boten, der durch das zerfallene Mauerwerk fegte. Es gab allerdings kein Dach, um den Regen abzuhalten; stattdessen saßen wir mit den hochgezogenen Kapuzen unserer Umhänge da und aßen schweigend.
    Wir hätten unsere Zelte aufschlagen können, aber das brauchte seine Zeit, und ich wollte nicht, dass wir uns hier länger als nötig aufhielten. Einmal bildete ich mir ein, ein Flüstern gehört zu haben – ein paar gesprochene Worte, die ich nicht verstehen konnte –, und dachte, die Geister der Menschen, die hier gelebt hatten, versuchten, mit uns zu sprechen. Doch solche Dinge existierten nur in der Vorstellung von Kindern und Wahnsinnigen, und ich war weder das eine noch das andere, also verwarf ich diese Idee.
    Trotzdem bereitete es mir Unbehagen, Schutz in den Häusern der Toten zu suchen. Ich war heilfroh, als wir alle wieder im Sattel saßen und endlich den Ort des Verderbens verließen, die Stadt der Verdammten, dieses Symbol der Vergeltung Gottes.

Dreiundzwanzig
    •
    D er Regen fiel während des ganzen übrigen Tags, von einem

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