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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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böigen Wind aus Süden und Westen hereingetrieben, der im Lauf des Nachmittags nur noch stärker wurde. Graue Düsternis hing wie ein Laken am Himmel, die Wolke verhüllte die Gipfel der Hügel in der Entfernung. Als wir zur Nacht in einem Dorf anhielten, das sich an die Talsohle schmiegte und in der Umgebung Ovretune genannt wurde, war mein Umhang durchnässt und meine Tunika klebte mir an der Haut.
    Zu unserer großen Erleichterung brannte bereits ein lebhaftes Feuer in dem Wirtshaus, als wir eintrafen. Wir kauerten uns darum herum und wärmten unsere Finger an den Flammen, während uns von der Frau des Gastwirts Teller mit geräucherten Forellen und gekochtem Gemüse und Krüge mit Wein gebracht wurden. Sie war eine dünne Frau ungefähr im gleichen Alter wie Lady Elise mit kastanienbraunem Haar und einem furchtsamen Auftreten. Vielleicht lag es daran, dass sie in den meisten von uns Franzosen und Ritter erkannte, vielleicht fühlte sie sich auch in der Gegenwart von Fremden nicht wohl, aber sie hielt immer den Kopf gebeugt, wenn sie sich uns näherte, als ob sie sich mit dem flüchtigsten Blick unseren Zorn zuziehen könnte.
    In gewisser Weise erinnerte sie mich an meine Mutter, zumindest an das Wenige, was mir noch im Gedächtnis geblieben war. Sie sahen sich nicht ähnlich, aber sie glichen sich in der Art ihres Verhaltens – still und bescheiden und irgendwie immer ängstlich –, obwohl es fast zwanzig Jahre her war, dass ich meine Mutter zum letzten Mal erlebt hatte.
    Wir aßen schweigend, waren einfach zufrieden, endlich wieder ein Dach über dem Kopf und Essen im Bauch zu haben. Allmählich füllte sich der Gastraum mit Männern, von denen viele direkt vom Feld gekommen zu sein schienen, da ihre Hosen und Tuniken schlammverkrustet waren. Sie bildeten kleine Gruppen, kauerten sich über ihre Becher und wandten gelegentlich den Kopf in unsere Richtung, während sie sich leise in ihrer Sprache unterhielten. Ich hatte mich in den vergangenen Wochen so an die Gesellschaft Ælfwolds gewöhnt, dass es merkwürdig war, solche Männer zu erleben, die kein einziges Wort Französisch sprachen. Mir wurde plötzlich bewusst, dass wir die Einzigen in dem Raum waren, die keine Engländer waren. Meine Fingerspitzen berührten den kalten Griff meines Schwerts unter meinem Umhang. Ich zog sie schnell weg. Ich wollte es heute Abend nicht gebrauchen müssen.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Tisch zu. »Wenn alles gut geht, sollten wir morgen bei Sonnenuntergang in Wiltune eintreffen«, sagte Ælfwold.
    »Wie lange werdet Ihr brauchen, um Eure Botschaft abzuliefern?«, fragte Wace.
    »Nicht lange. Ich hoffe, dass wir uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg machen können.«
    Ein Gebrüll entstand auf der anderen Seite des Gastraums, und ich drehte mich unvermittelt um, als eine Gruppe von Engländern ihre Becher vor sich auf den Tisch knallten. Einer von ihnen, ein schwerer Mann in meinem Alter, begann zu prusten, und Tröpfchen spritzten aus seinem Mund, bis ihm einer seiner Freunde auf den Rücken schlug. Mit rotem Gesicht und vor Überraschung blinzelnd wischte er sich mit einem Ärmel über den schwarzen Schnurrbart, bevor er in das Gelächter der anderen einstimmte. Nach einem Augenblick bemerkte er, dass ich ihn beobachtete, und ich widmete mich wieder meinem Wein.
    »Ich muss pissen gehen«, kündigte Eudo niemandem im Besonderen an. Er stand auf, legte eine Hand auf den Tisch, um sich abzustützen, und ging schwankend auf die Tür zu. Ich dachte nicht, dass er so viel getrunken hatte, aber als ich mir den Becher wieder voll gießen wollte, stellte ich fest, dass der Krug so gut wie leer war, nur der Bodensatz war noch übrig.
    »Wie viele Becher hat er gehabt?«, fragte ich.
    Radulf zeigte auf den Krug. »Hat er ihn ausgetrunken?«
    »Wir müssen noch einen bestellen«, sagte Philippe und hielt nach dem Wirt Ausschau.
    »Wenn wir warten, bis er wieder hier ist, bezahlt er vielleicht dafür«, fügte Godefroi verschlagen grinsend hinzu.
    Ich warf Wace einen Blick zu, aber er zuckte nur mit den Achseln. »Ich sollte überprüfen, ob es ihm gut geht«, sagte ich, stand auf und wickelte den Umhang fest um mich. Er war immer noch feucht, obwohl er neben dem Feuer gehangen hatte, aber es war besser als nichts.
    Die Kälte der Luft schlug mir beim Öffnen der Tür entgegen. Es regnete immer noch, aber nicht mehr so stark. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf, biss die Zähne zusammen und wagte mich nach

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