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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Dormitorium der Nonnen, wo ich Eadgyths Gemächer finden würde. Dass irgendeine Nonne außer der Äbtissin ihre eigene Unterkunft haben sollte, war unerhört, wenigstens meines Wissens, aber vielleicht war es nicht ungewöhnlich für eine Frau ihres Stands, eine Frau, die schließlich mit einem König verheiratet gewesen war, selbst wenn es ein falscher König wie Harold war.
    Ich hörte Eudos Stimme hinter mir rufen: »Tancred!«
    Ich antwortete nicht, sondern marschierte weiter, bis ich Schritte hörte, und als ich mich umblickte, sah ich ihn hinter mir herlaufen. In seinem Schlepptau folgte eiligen Schrittes die Nonne, die ihre Röcke unbeholfen hochhob. Ich wusste, dass ich nirgendwo auf dem Klostergelände ohne Begleitung herumlaufen durfte, aber in diesem Moment war es mir gleichgültig. Es kam nur darauf an, den Priester zu finden.
    Eudo tauchte neben mir auf. »Ælfwold wird nicht glücklich sein«, sagte er.
    »Er ist sowieso nicht glücklich mit mir«, erwiderte ich. »Wenn er die Wahl hätte, würde er mich vermutlich so schnell wie möglich loswerden. Aber wir müssen Bescheid wissen.«
    »Ich dachte, wir sollten warten …«
    »… bis Eadgyth ankommt«, beendete ich den Satz für ihn. »Und jetzt ist sie hier.«
    Inzwischen hatten wir den Kreuzgang erreicht, der um drei Seiten des Innenhofs zwischen der Kirche, dem Dormitorium und dem Gebäude verlief, das ich wegen des Geruchs nach frischem Brot für das Refektorium hielt. Vor uns gingen zwei Nonnen und unterhielten sich miteinander. Sie schauten über ihre Schultern, während wir uns näherten. Beide waren ziemlich jung –höchstwahrscheinlich Novizinnen –, hatten rundliche Gesichter und Gestalten, und unter ihren Schleiern kamen braune Haarsträhnen zum Vorschein. Sie waren sich tatsächlich so ähnlich, dass sie Schwestern sein konnten, vielleicht sogar Zwillinge. Sie scheuten zurück, als wir näher kamen, und ließen uns vorbei.
    »Was willst du tun, wenn du ihn gefunden hast?«, fragte Eudo.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ich blieb stehen und beugte mich zu ihm. »Ich habe Malets Brief gesehen«, sagte ich mit gesenkter Stimme.
    »Was?«, fragte Eudo. »Wann?«
    »Letzte Nacht«, erwiderte ich. »Während er schlief, bin ich in sein Zimmer gegangen und hab ihn gelesen.«
    »Du …«, begann er, aber er sprach nicht weiter. Zweifellos hatte er mir Vorwürfe machen wollen, weil ich es alleine gemacht hatte, nur hatte er mir die Idee ja erst in den Kopf gesetzt. »Was stand darin?«
    Ich vergewisserte mich, dass uns niemand zuhörte. »Nichts was für mich einen Sinn ergab. Nur zwei Wörter auf Latein. Tutus est. ›Es ist sicher.‹«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Aber Eadgyth wird es wissen.«
    Die Tür zum Dormitorium stand offen. Drinnen ging ein kurzer Flur in einen größeren Raum mit gewölbter Decke und verputzten Wänden über. Auf einer Seite führte eine schmale Steintreppe nach oben. Ich schaute nach, ob die beiden Novizinnen noch zu sehen waren, aber sie waren weitergegangen, und es schienen auch keine anderen Nonnen in der Nähe zu sein. Um diese Zeit des Vormittags waren sie wahrscheinlich draußen auf den Feldern und kümmerten sich um die Tiere oder arbeiteten im Kräutergarten, falls sie einen hatten.
    »Hier entlang«, sagte ich zu Eudo und ging auf die Treppe zu. Obwohl das Geräusch meiner Schritte von dem Mauerwerk widerhallte, konnte ich Stimmen ausmachen, die zwar lauter als normal, aber gleichwohl undeutlich waren.
    Ich begann die Treppe hochzugehen, Eudo folgte kurz hinter mir. Die Stimmen nahmen an Lautstärke zu, je höher wir kamen. Es waren zwei: eine gehörte eindeutig dem Kaplan, denn ich erkannte seinen barschen Tonfall, auch wenn ich seine Worte nicht verstehen konnte; die andere war die einer Frau. Sie klang aufgeregt, sogar bekümmert. Und da merkte ich, dass ihre Stimmen mehr als nur etwas lauter waren. Sie schrien sich an.
    Ich wechselte einen Blick mit Eudo, und wir liefen die Treppe hoch und kamen in einen großen Raum mit niedrigen Dachbalken und einem schrägen Dach. In seiner Mitte stand ein langer Eichentisch, und auf dem Boden lagen prächtig bestickte Teppiche in vielen Farben. Ein privates Esszimmer, vermutete ich, oder ein Raum zum Empfang und zur Bewirtung von Gästen.
    Am anderen Ende gab es eine Tür, und die Stimmen kamen aus dem Zimmer hinter der Tür. Die Holzdielen knarrten leise, als wir um den Tisch herumgingen, und ich hoffte, dass wir nicht zu viel Lärm

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