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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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machten, obwohl ich bei ihrem Geschrei bezweifelte, dass sie uns hören konnten. Ich ließ Eudo vorgehen – er war derjenige, der verstehen konnte, was sie sagten –, und er näherte sich langsam der Tür, wobei wir beide darauf achteten, auf die Teppiche zu treten, damit das Geräusch unserer Schritte gedämpft wurde. Er legte sein Ohr an die Tür, obwohl das kaum nötig war. Selbst von dort, wo ich stand, konnte ich einzelne Wörter ausmachen, auch wenn ich nicht verstand, was sie bedeuteten.
    »Eadgyth …«, hörte ich den Kaplan in einer, wie es schien, besänftigenden Stimme sagen. Er wurde unterbrochen.
    »He is min wer!«, sagte Eadgyth.
    »›Er ist mein Mann‹«, flüsterte Eudo und runzelte die Stirn.
    »Was?«, sagte ich zu laut, und er winkte mir zu, ich solle leiser sein. Das hatte ich nicht erwartet. Er ist mein Mann. Eadgyths Mann war Harold gewesen, aber was hatte der Usurpator hiermit zu tun?
    »Hit is ma thonne twegra geara fæce«, rief sie. »For hwon wære he swa langsum?«
    »Zwei Jahre«, murmelte Eudo. »Etwas darüber, dass es mehr als zwei Jahre her ist. Mit dem Rest bin ich mir nicht sicher.«
    Die Invasion war mehr als zwei Jahre her, dachte ich. Meinte sie das?
    »Thu bist nithing«, schrie sie, und es schien, als könne man im Hintergrund Ælfwold protestieren hören. »Thu and thin hlaford.«
    Nithing. Wenigstens das Wort kam mir vertraut vor. Hatte der Priester es nicht selber vor nicht langer Zeit auf uns angewendet?
    »Was sagt sie jetzt?«, fragte ich Eudo.
    Er schüttelte den Kopf, als er sich von der Tür zurückzog. Ich hörte Schritte auf der anderen Seite. »Schnell«, zischte er, »gehen wir.«
    Ich drehte um und ging zur Treppe, dachte aber nicht an den Tisch hinter mir. Ich prallte dagegen, und er rutschte ein Stück über den Holzboden. Ich stolperte vorwärts und fluchte über meine Dummheit. Bevor ich wieder gerade stand, flog die Tür auf.
    Ælfwold stand da. »Tancred«, sagte er. »Eudo.« Er sah einen Moment verwirrt aus, bevor ein zorniger Ausdruck auf sein Gesicht trat. »Ich habe Euch gesagt, dass Ihr im Gästehaus bleiben sollt.«
    Ich schenkte ihm jedoch wenig Beachtung, denn hinter ihm stand die Witwe des Eidbrechers persönlich: eine Frau in mittleren Jahren, auch wenn sie dafür nicht unattraktiv aussah. Sie hatte eine zierliche Figur, einen milchweißen Teint und den langen, eleganten Hals eines Schwans. Es war nicht schwer zu verstehen, was selbst so jemand wie Harold Godwineson in ihr gesehen haben mochte. Aber ihre Augen standen voller Tränen, ihre Wangen waren nass und glänzten im Kerzenlicht, und ich verspürte unwillkürlich Mitleid mit ihr. Was hatte der Priester gesagt, das sie so traurig machte?
    Dann sah ich, dass sie ein Blatt Pergament an die Brust presste, das sich an den Kanten einrollte, als wolle es die Erinnerung an die Schriftrolle festhalten, die es mal gewesen war. Dieselbe Schriftrolle, die ich in der vergangenen Nacht im Zimmer des Priesters gefunden und gelesen hatte. Das musste sie sein. War sie die Ursache von Eadgyths Kummer?
    »Warum seid Ihr hier?«, wollte Ælfwold wissen. »Habt Ihr gelauscht?«
    Ich zögerte, weil ich mir einen Grund auszudenken versuchte, den ich angeben konnte, aber mir fiel keiner ein. Das Schweigen nahm zu, und ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, irgendetwas, nur um es zu brechen, als besorgte Rufe vom Erdgeschoss zu uns drangen. Ich schaute die Treppe hinunter und sah in die alten Augen der Nonne Burginda. Sie zeigte zu uns hoch, und neben ihr stand Cynehild, die Äbtissin, die ihren Blick unnachgiebig auf uns gerichtet hatte.
    »Ihr«, rief sie zu uns hoch. Sie hob die Röcke ihrer Ordenstracht an und kam die Treppe hoch, sodass der Saum so eben den Stein berührte. Burginda folgte ihr auf dem Fuß. »Ihr dürft nicht hier drinnen sein. Diese Gemächer sind nur für die Schwestern des Klosters bestimmt.«
    »Mylady …«, begann ich zu protestieren, obwohl ich in Wahrheit nicht wusste, wie ich fortfahren sollte. Denn ich konnte ihr ja kaum sagen, warum wir wirklich hier waren, und was hätte ich dadurch erreicht?
    Sie kam oben an und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. »Ælfwold«, sagte sie, »Ihr wisst, dass Männer das Dormitorium der Nonnen nicht betreten dürfen.« Sie sprach immer noch Französisch, zweifellos deshalb, damit wir verstehen konnten, was sie zu sagen hatte.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht mit mir kommen sollen«, erwiderte er wütend und funkelte mich

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