Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
an. »Ich weiß nicht, was sie hier machen.«
Eine Reihe anderer Nonnen versammelte sich allmählich am Fuß der Treppe, und unter ihnen erblickte ich auch die beiden Schwestern, die wir im Kreuzgang überholt hatten.
»Ich meine nicht nur sie«, sagte die Äbtissin, und sie spuckte die Wörter beinahe aus. »Ihr dürft auch nicht hier sein. Das hier ist kein Haus für irgendeinen Mann, nicht einmal einen Priester.«
Sie ging an mir und Eudo vorbei auf Eadgyth zu, deren Gesicht mit Tränen überströmt war, dann schaute sie uns wieder an und legte einen Arm um die Schultern der Lady.
»Ihr wagt es, die Nonnen unter meiner Obhut aus der Fassung zu bringen«, sagte sie mit erhobener Stimme. Sie sprach jetzt zu uns allen, und ihre Augen, die funkelten, als stünden sie in Flammen, kamen erst auf dem Kaplan, dann auf Eudo und schließlich auf mir zur Ruhe. »Ihr wagt es, hierherzukommen und die Ordnung dieses Hauses zu stören.«
» Min hlæfdige …«, begann Ælfwold sanfter, fast flehend, dachte ich.
Die Äbtissin ließ sich nicht beschwichtigen. »Die Ordnung in diesem Haus wird wiederhergestellt.« Sie sprach lauter als der Kaplan und brachte ihn zum Schweigen. »Solange Ihr hier seid, werdet Ihr diese Ordnung respektieren.«
Ich beugte den Kopf. Niemand sagte ein Wort: weder ich, noch Eudo oder der Kaplan noch die Nonnen, die unten vor dem Dormitorium versammelt waren.
»Also«, sagte die Äbtissin. »Kehrt in das Gästehaus zurück, während ich entscheide, was zu tun ist, und schätzt Euch glücklich, dass ich Euch hier nicht unverzüglich vor die Tür setze.«
Der Priester verbeugte sich tief vor Eadgyth. Sie wurde rot im Gesicht, und ich dachte, sie würde vielleicht wieder anfangen zu weinen, aber das tat sie nicht. Stattdessen zerknüllte sie das Blatt Pergament in ihrer Hand und warf es dem Priester mit trotzigem Blick vor die Füße.
»Geht«, sagte die Äbtissin.
Der Tag war nicht warm, aber plötzlich kam es mir in dem Raum stickig vor.
»Ich bitte um Verzeihung, Mylady«, sagte ich zu der Äbtissin, als ich ging. Aber ich wagte weder, ihr noch einmal in diese feurigen Augen zu schauen, noch den Zorn Gottes wahrzunehmen, der in ihnen lag.
Achtundzwanzig
•
D en ganzen restlichen Tag redete der Priester nicht mit uns. Gegen Abend kam eine der Nonnen mit der Nachricht, dass die Äbtissin mit ihm zu sprechen wünsche. Ich fragte mich, worüber sie sich unterhielten, denn er war einige Zeit verschwunden, und es war dunkel, als er schließlich wieder zurückkehrte.
Während er weg war, sprach ich mit Malets Männern, um festzustellen, was sie sonst noch wussten, und das war sehr wenig, wie sich herausstellte. Wie ich vermutet hatte, war dies nicht das erste Mal, dass Malet sie hierhergeschickt hatte, und der Name Eadgyth war ihnen auch nicht unbekannt. Andererseits wussten sie anscheinend bis jetzt nicht, wer sie war – dass es sich bei dieser Frau um dieselbe Eadgyth handelte, die mit dem Usurpator verheiratet gewesen war –, und deshalb war wenigstens das für sie eine Überraschung. Aber ich vertraute ihnen immer noch nicht ganz; den Gedanken, dass sie uns Dinge verheimlicht hatten, fand ich mehr als ein bisschen beunruhigend.
Wir saßen alle sechs an dem langen Tisch, als der Priester zurückkam und kalte Luft mit sich hereinbrachte. Sie ließ die Flammen im Kamin tanzen und raschelte in den Binsen auf dem Boden.
»Wir werden morgen früh aufbrechen«, verkündete er auf dem Weg zur Treppe.
»Morgen?«, fragte ich. Es kam mir so vor, als wären wir gerade erst angekommen, obwohl es für uns vermutlich keinen Grund mehr gab, länger hierzubleiben, nachdem wir erledigt hatten, weshalb wir gekommen waren.
Er wartete einen Moment und schaute mich mit müden Augen an. »Unser Auftrag hier ist erledigt«, sagte er. »Wir brechen auf Wunsch der Äbtissin Cynehild bei Tagesanbruch nach Lundene auf. Sie hat uns einen Aufschub gewährt und erlaubt, diese Nacht zu bleiben, aber nicht länger. Sorgt dafür, dass Ihr beim Schlag der Prim bereit zum Aufbruch seid.«
Er setzte seinen Weg die Treppe hoch fort; ich schaute ihm hinterher. Dann hatte die Äbtissin doch beschlossen, dass wir gehen sollten. Das überraschte mich nicht, denn wir hatten gegen die Klosterregeln verstoßen, und obwohl ich nicht stolz darauf war, fühlte ich mich zur gleichen Zeit nicht sonderlich beschämt. Wir hatten nur getan, was wir tun mussten, auch wenn ich immer noch nicht sicher war, was wir erfahren hatten. Nichts
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