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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Handgelenk festhielt. Ich ließ es los. »Die Circatrix ist in der Nähe«, sagte sie mit starkem englischen Akzent. »Wenn ich jetzt rufen würde, würde sie mich hören, und Ihr würdet Euch den Zorn der Äbtissin zuziehen.«
    Falls das als Drohung gemeint war, war es ein schwacher Versuch. »Und Ihr müsstet erklären, warum Ihr nicht in Euren Gemächern seid«, erwiderte ich. »Was habt Ihr im Gästehaus gemacht?«
    Sie schaute mich mit geschürzten Lippen an und sagte kein Wort. Ich zog die Schriftrolle, die sie liegen gelassen hatte, aus meinem Gürtel, und schwenkte sie vor mir in der Luft. »Was ist das hier?«, fragte ich sie.
    Sie musterte es sorgfältig. »Es ist für Euren Herrn bestimmt.«
    »Was steht darin?«
    »Erwartet Ihr, dass ich es Euch sage?«
    Ich ließ meine Finger zu dem Siegel gleiten. »Ich könnte es selber lesen, und dann würde ich es wissen.«
    Sie schaute mich ungläubig an und fragte sich wahrscheinlich, ob ich ihr etwas vormachte, denn was für einen Grund hätte ich wohl als Ritter, mir Buchstaben einzuprägen?
    »Ich kann Euch nicht aufhalten«, sagte sie schließlich. »Ich kann es Euch nur im guten Glauben geben und hoffen, dass Ihr das Richtige tut.«
    Ich steckte die Schriftrolle in meine Gürtelschlaufe zurück; die würde ich mir später vornehmen. »Ihr habt vorhin mit Ælfwold gesprochen«, sagte ich. »Worüber habt Ihr gesprochen?«
    »Ich habe ihm gesagt, wie unwürdig Euer Herr ist«, antwortete sie. »Dass er Versprechungen macht, die er nicht einzuhalten gedenkt.«
    »Versprechungen?«, fragte ich. »Was für Versprechungen hat er gemacht?«
    Sie schien mich nicht gehört zu haben. »Es ist vermutlich amüsant, dass es sich so verhält, wenn man bedenkt, dass Eure Landsleute Harold den gleichen Vorwurf gemacht haben.«
    Natürlich: Vor mehreren Jahren hatte Harold Herzog Guillaume einen Treueid geschworen, seinen Anspruch auf die Königsherrschaft zu unterstützen. Ein auf Heiligenreliquien abgelegter Schwur, den er später gebrochen hatte, als er die Krone für sich selber reklamierte. Und als Ergebnis war er jetzt nicht mehr am Leben, getötet auf dem Schlachtfeld von Hæstinges.
    »Euer Gatte war ein Eidbrecher und Usurpator«, sagte ich zu ihr.
    »Er war ein guter Mann«, sagte sie, und ich sah, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. »Er war gütig und ehrlich und wahrhaftig in allen Dingen, und vor allem war er seinen Freunden treu. Euer Herr war einer von ihnen, zumindest bis zu seinem Verrat.«
    »Malet hat ihn verraten?«, fragte ich. »Inwiefern?«
    »Zuerst, indem er sich der Invasion Eures Herzogs anschloss«, sagte sie und spuckte die Wörter fast aus. »Und selbst jetzt, nach Harolds Tod, verrät er weiterhin sein Andenken. Sowohl er wie auch Ælfwold.«
    »Ælfwold? Was meint Ihr damit?«
    Aber sie schien mir wieder nicht zuzuhören. »Er ist nicht besser«, sagte sie kopfschüttelnd, als sich Zorn in ihrer Stimme bemerkbar machte. »Aber er ist nicht mehr als der Gefolgsmann seines Herrn, er tut nur, was ihm aufgetragen wird. Ihn kümmert nicht, was recht ist. Ich habe Guillaume vertraut, und so vergilt er es mir?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich vielleicht ein bisschen zu unfreundlich, aber ich war ihre Art, nur in Rätseln zu sprechen, allmählich leid. Sie war eindeutig der Ansicht, dass ich als einer von Malets Männern mehr wüsste, als ich tatsächlich wusste. Obwohl mir klar wurde, dass ich im Vorteil war, solange sie das glaubte.
    »Es sind mehr als zwei Jahre vergangen, seit Harold gestorben ist«, sagte sie. »Zwei Jahre, seitdem ich auf diesem Schlachtfeld stand und ihn da liegen sah. Glaubt er, ich würde nicht um ihn trauern, ich hätte nicht verdient, dass man es mir sagt?«
    »Dass man Euch was sagt?«, fragte ich sie, aber sie hatte sich bereits abgewandt, und ihr Schluchzen hallte von den Wänden der Kirche wider. Ein Schimmer orangefarbenen Lichts fiel durch die Fenster herein. Die Circatrix, dachte ich und erstarrte, weil ich dachte, die Tür ginge auf und sie käme herein. Aber das geschah nicht, und nach einem Moment bewegte sich das Licht weiter. Selbst wenn sie nicht auf dem direkten Weg zur Kirche war, musste sie in der Nähe sein.
    Ich fluchte unterdrückt. Wenn wir zusammen entdeckt würden, wären die Konsequenzen schlimm, aber besonders für Eadgyth. Ich erinnerte mich an die Schläge, die ich bekommen hatte. Ich wusste nicht, ob solche Strafen hier in Wiltune verhängt wurden. Wahrscheinlicher war, dass sie aus dem

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