Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
bei jemandem in Dienst treten.«
»Vielleicht«, sagte ich und lächelte bei dem Gedanken. Es war fast drei Jahre her, seit wir zum letzten Mal in der Normandie, und fünf, seit wir in Italien gewesen waren, aber ich war mir sicher, dass es dort viele gab, die sich noch an den Namen Robert de Commines erinnern und uns gern in ihr Gefolge aufnehmen würden.
Doch all das lag weit in der Zukunft, denn zuerst mussten wir diesen Auftrag für Malet erfüllen. Und davor gab es etwas zu tun, das noch schwieriger war und mich mit Unbehagen erfüllte: Ich würde ihm meinen Eid schwören müssen.
Elf
•
D ie Glocken hatten gerade zu schlagen aufgehört, und der untere Rand der Sonne berührte fast schon die Dächer im Westen, als ich in den Burghof ritt. Der Horizont leuchtete im goldenen Licht, aber über mir hingen dunkle Wolken, und ich spürte ein paar Regentropfen, als ich an der Kapelle eintraf.
Männer saßen um ihr Feuer herum, tranken gemeinsam aus Flaschen mit Ale oder Wein oder schliffen ihre Klingen. An einige glaubte ich mich vom Kampf auf dem Marktplatz zu erinnern, aber sicher war ich mir nicht. Von der anderen Seite der Mauern hörte ich das Geschrei von Gänsen, nur Augenblicke, bevor ich sah, wie sie sich über die Palisade erhoben und mit hartem Flügelschlag um das südliche Tor des Burghofs herumschwenkten, bevor sie auf die schwindene Sonne zuflogen.
Die Stallknechte waren nirgendwo zu sehen, und deshalb band ich die Stute an einem Holzpfosten unmittelbar vor der Kapelle fest, wo es einen Trog gab, aus dem sie trinken, und einen kleinen Fleck Gras, auf dem sie weiden konnte. Dann trat ich in das düstere Innere des Gotteshauses.
Malet war bereits da; statt seines Kettenpanzers, trug er eine einfache braune Jacke und eine Brouche. Er kniete vor dem Altar, auf dem eine einzelne Kerze stand. Ihr flackerndes Licht spielte auf einem silbernen Kreuz, das in der Mitte mit einem blutroten Edelstein besetzt war. Sonst gab es wenig Schmuck: keine Wandteppiche, auf denen Christus mit seinen Aposteln abgebildet war, wie ich erwartet hätte; sogar die Altardecke war von einfacher weißer Farbe.
Ich zog die Tür hinter mir zu und ging über den Steinfußboden, auf dem meine Schritte in der leeren Dunkelheit nicht zu überhören waren. Malet stand auf, als ich mich dem Altar näherte. Seine Scheide baumelte von der Schwertkoppel an seiner Hüfte, was Ælfwold bestimmt missbilligt hätte, aber schließlich war der Priester nicht hier.
»Tancred«, sagte der Vicomte. Sein Gesicht lag im Schatten des Kerzenlichts, wodurch seine lange Nase und sein kantiges Kinn noch stärker hervortraten. »Es tut gut, Euch zu sehen.«
»Euch gleichfalls, Mylord.«
»Die Ereignisse entwickeln sich rasch. Heute war nicht das erste Mal, dass sich die Stadtbewohner gegen uns erhoben haben.«
Ich erinnerte mich, was Eudo erst vor ein paar Tagen gesagt hatte: über den Kampf, der unten am Fluss ausgebrochen war. »Nein, Mylord.«
»Sie begreifen, dass unsere Kräfte nach dem Tod des Burgvogts geschwächt sind. Sie erwarten die Ankunft ihrer Stammesbrüder.«
»Aber die Rebellen sind immer noch nicht gegen die Stadt marschiert«, sagte ich. Warum genau, hatte keiner, mit dem ich sprach, verstehen können – nicht einmal Ælfwold, der von allen Männern dem Vicomte am nächsten stand und deshalb, wie ich dachte, am ehesten davon hätte hören können.
»Sie werden es jedoch tun«, sagte Malet, und sein Blick fiel auf das Kreuz, das auf dem Altar stand. »Das werden sie, und wenn sie es tun, weiß ich nicht, wie Eoferwic verteidigt werden kann.«
Seine Offenheit überraschte mich. Obwohl ich ihn erst kurze Zeit kannte, hatte ich den Vicomte nicht für einen Mann gehalten, der so etwas so bereitwillig zugeben würde, auch nicht unter vier Augen.
»Da ist noch die Burg«, sagte ich. »Selbst wenn die Stadt fällt, wäre sie sicherlich noch zu halten, oder?«
»Gegen eine große Armee könnte sogar das schwierig werden«, sagte Malet, und er schaute mir immer noch nicht in die Augen. »Ich will offen zu Euch sein, Tancred. In all der Zeit, die seit der Invasion vergangen ist, haben die Dinge für uns nicht schlimmer gestanden als jetzt.«
Es war nicht warm in der Kapelle, aber es fühlte sich plötzlich viel kälter an. Denn falls Malet selber daran zweifelte, dass er Eoferwic halten könnte, was gab es dann noch zu hoffen? Vom Burghof waren die gedämpften Rufe der Männer und das Rollen von Wagenrädern zu hören.
»Wir werden
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