Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
wuchs.
»Mylord«, platzte ich heraus. Ich ließ die Taschen für einen der Ruderer stehen und sprang zurück auf den Kai. »Dies ist nicht mein Platz. Ich muss hier in Eoferwic sein und die Männer töten, die meine Kameraden ermordet haben, die Lord Robert ermordet …«
»Tancred, hört mir zu«, sagte Malet. »Ihr werdet Gelegenheit zu Eurer Rache bekommen. Aber Ihr müsst einsehen, dass meine Frau und meine Tochter wichtiger für mich sind als alles andere auf dieser Welt. Ich lege ihre Sicherheit in Eure Hände. Würdet Ihr sie verlassen, wenn sie Eure Verwandten wären?«
»Nein, Mylord …«
»Alles worum ich bitte ist, dass Ihr Euch ihrer annehmt und ihnen den gleichen Respekt erweist, den Ihr Euren eigenen Frauen gegenüber an den Tag legt. Versteht Ihr das?«
»Ich verstehe«, sagte ich und verbeugte mich. Ich wusste, dass er recht hatte: Das hier war der Dienst, um den er mich gebeten hatte, und ich konnte den Eid nicht zurücknehmen, den ich ihm geschworen hatte. Rache würde warten müssen.
»Und was die andere Sache betrifft: Es ist unerlässlich, dass Ælfwold Wiltune sicher erreicht. Bleibt wachsam und haltet zu allen Zeiten Eure Hand am Schwertgriff bereit, denn Ihr wisst nie, wann Ihr es vielleicht benutzen müsst.«
»Natürlich, Mylord.« Andernfalls würde ich kaum meine Pflicht erfüllen.
»Es herrschen unsichere Zeiten«, sagte Malet. »Ich baue auf Euch, Tancred. Enttäuscht mich nicht.«
»Nein, Mylord«, sagte ich. »Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine winzige Bewegung wahr, und als ich mich umdrehte, sah ich Eudo und Wace am anderen Ende des Kais. Sie ritten in leichtem Galopp auf uns zu, und die auf ihre Schilde gemalten schwarzen Falken waren mit Blut beschmiert.
»Sind das die letzten zwei?«, rief der Mann, den Malet Aubert genannt hatte, von der Mitte des Schiffs. Die Ruderer nahmen schon ihre Plätze auf den hölzernen Schiffskisten ein, die sie als Bänke benutzten.
»Das sind sie«, sagte der Vicomte.
Der Schiffmeister nahm eine lange Laufplanke von ihrem Platz neben dem Mast und legte sie über die Lücke zwischen Kai und Schiff. »Meine Damen«, sagte er. »Wenn Ihr an Bord kommen würdet …«
Er wurde unterbrochen, als ein anderes Horn aus der Stadt ertönte: ein kurzer Stoß, schnell gefolgt von einem längeren.
»Mylord«, sagte einer von Malets Rittern. Er zügelte sein Pferd, das unruhig mit den Hufen scharrte; hinter ihm warfen seine Kameraden nervöse Blicke umher. »Wir können nicht länger warten.«
»Nein«, sagte Malet. »Nein, das können wir nicht.« Er ging schnell zu seinem Pferd, einem Braunen mit schwarzer Mähne und schwarzem Schwanz, der neben den Lagerhäusern am Kai stand.
»Gebt auf Euch acht«, rief Elise ihm zu, als er auf sein Pferd stieg. »Bitte, gebt auf Euch acht.« Sie eilte noch einmal an seine Seite; dieses Mal hielt er ihr seine Hand hin, und sie nahm sie. Sie schien ihre Fassung wiedergewonnen zu haben, aber vielleicht hielt sie auch nur die Tränen zurück.
»Das werde ich«, sagte Malet, während er auf seine Frau und Beatrice hinabschaute. »Gott sei mit euch beiden.« Er zog seine Hand zurück, um die Zügel zu ergreifen, und gab seinem Pferd einen leichten Tritt. Es wieherte und begann zu traben. »Lebt wohl.«
Er winkte dem halben Dutzend seiner Männer zu, die auf ihn warteten, dann grub er dem Tier seine Sporen in die Seiten und galoppierte davon, an Eudo und Wace vorbei, die in die Gegenrichtung ritten. Er sah nicht ein einziges Mal zurück.
»Der Feind sammelt sich«, sagte Aubert. »Wir müssen jetzt ablegen, wenn wir überhaupt wegkommen wollen.«
Der Schiffmeister hatte recht. Ich konnte wieder den Sprechgesang der Männer hören, die den Morgen mit ihren Schlachtrufen füllten, und sie schienen jetzt womöglich noch näher zu sein.
Wace und Eudo brachten ihre Pferde zum Stehen und stiegen rasch ab. Beide wirkten immer noch schlaftrunken, mit schweren Lidern; keiner von beiden hatte sich rasiert, und leichte Bartstoppeln bedeckten ihr Kinn. Genau wie ich hatten sie vermutlich geschlafen, als die Nachricht sie ereilt hatte. Es war immer noch nicht richtig hell, und der Fluss war eine graue Fläche, die von den jetzt heftiger fallenden Regentropfen gekräuselt wurde.
»Wir haben auf Euch gewartet«, sagte der Priester zu ihnen mit einer gewissen Schärfe, was mir ein wenig übertrieben vorkam, weil wir selber erst kurz zuvor angekommen waren.
»Wir sind an der Brücke auf
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