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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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bedeutete das natürlich nicht, dass er Bretone war – und ich hatte bislang nicht die Spur eines Akzents entdeckt. Die Worte fühlten sich unvertraut an, als sie meinen Mund verließen. Wie das Meer, wenn die Gezeiten wechselten: nie wirklich verschwunden, nur vermindert und auf den Moment der kraftvollen Rückkehr wartend.
    »Aus Aleth«, sagte er. »Nicht weit von Euch.«
    Ich war nie dort gewesen, aber ich kannte die Stadt: ein Hafen einige Meilen stromabwärts von Dinant, wo der Fluss in das Britische Meer fließt.
    »Es ist lange Zeit her, dass ich dort war«, fuhr er fort. »Sowohl dort wie in Dinant, was das angeht. Jedenfalls nicht seit der Zeit der Belagerung.«
    Als er die Belagerung erwähnte, empfand ich eine gewisse Beklommenheit. Die Geschichte war fünf Jahre alt, und sie war mir schon vor einiger Zeit erzählt worden. Ich hatte gehört, dass Conan, der Herzog der Bretagne, sich geweigert hatte, dem Normannen Guillaume den Lehnseid zu leisten; dass Herzog Guillaume in jenem Sommer in die Bretagne eingefallen war und ihn in die Burg bei Dinant zurückgedrängt hatte; dass die Burg belagert und überall Verwüstung angerichtet worden war, bis er sich schließlich ergab. Aber ich hatte noch nie mit jemandem gesprochen, der es mit eigenen Augen gesehen hatte.
    »Wart Ihr dabei?«
    »Ich habe als Rudergänger in Conans Haushalt gedient. Nach der Belagerung habe ich bei ihm aufgehört, und Malet hat mich übernommen.«
    »Wie war es?«
    »Häuser wurden geplündert, die halbe Stadt dem Erdboden gleichgemacht«, sagte Albert, dessen Augen ausdruckslos in den Nebel starrten. »Frauen vergewaltigt, Männer und Kinder in den Straßen ermordet. Der Gestank des Todes war überall: in der Burg, in den Straßen. Es war mit nichts vergleichbar, was Ihr je gesehen habt.«
    »Ich war in Hæstinges«, sagte ich plötzlich verärgert. »Ich habe gesehen, wie Tausende von Männern an einem einzigen Tag ihr Leben verloren, mit Schwertern und Speeren durchbohrt wurden, zertrampelt unter der Last des Angriffs. Glaubt Ihr, ich kenne keine Gemetzel?«
    Ich erinnerte mich, wie die Schreie meiner Kameraden meine Ohren erfüllten. Ich erinnerte mich, wir der ganze Abhang von Blut überflutet war, und ob es das des Feindes oder ob es das von uns war, war nach einem ganzen Tag des Kämpfens nicht mehr wichtig.
    Der Schiffmeister wandte sich ab. »Ihr lebt durch das Schwert«, sagte er. »Das ist etwas anderes.«
    Ein Gefühl der Schuld überkam mich, denn ich hatte nicht schroff sein wollen. Es war mehr gewesen, als ein Mann gezwungen sein sollte mit anzusehen – wenigstens ein Mann, der seinen Lebensunterhalt nicht auf die gleiche Weise bestritt wie ich.
    »Er hätte früher kapitulieren sollen«, sagte ich. Schon in jenen Tagen hatte Herzog Guillaume einen Ruf als leidenschaftlicher Kriegsherr, treu seinen Verbündeten gegenüber, aber erbarmungslos gegenüber jenen, die er für seine Feinde hielt. Conan war töricht gewesen, weil er glaubte, ihn herausfordern zu können.
    Aubert schüttelte den Kopf. »Zu dem Zeitpunkt hatte ihn der Krieg bereits verrückt gemacht«, sagte er. »An manchen Tagen kam er gar nicht aus seinen Gemächern heraus. Er weigerte sich, mit irgendjemandem zu sprechen, und er aß kaum etwas, obwohl er mit Sicherheit trank.« Der Schiffmeister spuckte über die Seite in den Fluss. »Als er schließlich wieder zur Vernunft kam, war es für die Stadt zu spät.«
    Ich schüttelte den Kopf. Auch als ich die Nachricht zum ersten Mal gehört hatte, war ich nicht auf die Normannen wütend gewesen – auf diese Weise wurde schließlich im Krieg gekämpft –, sondern auf unseren eigenen Herzog, weil er Dinant diesem Schicksal ausgesetzt, weil er sein Volk verraten hatte.
    »Trotzdem, die Gezeiten kommen und die Gezeiten gehen«, sagte Aubert. »Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Und inzwischen kämpfen wir alle auf der gleichen Seite, nicht wahr?«
    »Das tun wir«, sagte ich leise. Conan war tot – schon seit einiger Zeit –, und alle Feindschaft, die einst zwischen Bretonen und Normannen bestanden haben mochte, war lange begraben.
    Ein Regentropfen traf meine Wange, schwer und kalt. Das letzte Licht des Tages schwand, und es fühlte sich bereits kälter an, während der Flussnebel uns allmählich enger umschloss. Die Tropfen wurden zahlreicher, und ich zog die Kapuze meines Umhangs über den Kopf, um nicht noch nasser zu werden. Auf dem Deck begannen dunkle Flecken zu erscheinen.
    »Wann legen wir an für die

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