Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
einige Männer aus der Stadt gestoßen«, sagte Eudo und schnallte seine Satteltasche ab. »Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Ihr würdet es nicht glauben.«
»Wir haben es gesehen«, sagte ich. »Wir mussten uns unseren Weg vom Haus des Vicomtes an freikämpfen.«
Vier Jungen, die ich bis jetzt für Deckshelfer gehalten hatte, kümmerten sich um die Pferde, auf denen wir gekommen waren, und ich erkannte sie als Stallburschen, die ich in der Burg getroffen hatte.
»Warte«, sagte Wace, als er einen von ihnen die Zügel seines Pferds ergreifen sah. »Was machst du da?«
»Der Vicomte hat uns gesagt, wir sollen sie zur Burg bringen«, erwiderte der Junge. Er sah tatsächlich fast wie ein ausgewachsener Mann aus, vermutlich sechzehn oder siebzehn Jahre alt, auch wenn seine Stimme noch nicht tiefer geworden war.
»Das ist in Ordnung«, sagte Ælfwold. »Es sind Männer von Lord Richard.«
Einen Moment lang schien Wace zu zweifeln. Ich verstand ihn: Ich hätte Rollo nie jemandem anvertraut, den ich nicht kannte. Aber er hatte keine Wahl: Wir konnten sie nicht mit uns nehmen.
»Mach weiter«, sagte er zu dem Jungen. »Aber sei vorsichtig mit ihm. Er ist es nicht gewöhnt, dass ihn andere reiten; er wird dich zu beißen versuchen, wenn er die Gelegenheit dazu hat.«
Der Junge nickte ein wenig unsicher und stieg in den Sattel, den Wace verlassen hatte. Das Tier schnaubte und tänzelte, aber der Junge zog fest an den Zügeln und hielt es im Zaum.
Eudo wartete, bis er fest im Sattel saß und reichte ihm seine Zügel. »Sorg dafür, dass man sich gut um ihn kümmert«, sagte er streng. »Sonst bekommst du es mit meinem Schwert zu tun.«
Ein Ruf des Schiffmeisters zog unsere Aufmerksamkeit auf sich, und wir folgten dem Kaplan und den beiden Damen über die Laufplanke. Aubert winkte zwei seiner Männer zu – die am Bug und am Heck des Schiffs standen –, und sie machten die Taue von den Dalben los, bevor sie auf ihre Plätze eilten und sich mit den anderen Ruderern vom Kai abstießen. Auf der anderen Seite wurden dreißig Ruderstangen durch dreißig Dollen geschoben, bis dreißig Riemenblätter die Wasseroberfläche durchbrachen und Wellen im Fluss aufwarfen. Sie ruderten rückwärts, sodass der Bug in die Mitte des Stroms zeigte, und als der Schiffmeister begann, seine Trommel zu schlagen, fanden die Ruderer an Backbord und Steuerbord ihren gemeinsamen Schlag und zogen ihre Blätter durch das trübe Wasser der Use.
Die vier Stallburschen, die die Pferde zur Burg brachten, waren fast schon außer Sicht. Aber hinter uns auf der Brücke am anderen Ende des Kais hob sich der Nebel allmählich, und durch ihn hindurch sah ich die Schatten von Männern, die rannten, wie Geister in der Düsternis, und einen Wald von Speeren und Äxten trugen.
»Seht euch das an«, sagte ich halblaut zu den anderen Männern.
Es waren Dutzende, vielleicht sogar Hunderte, sie brüllten, während sie kamen, und das Licht ihrer Fackeln spiegelte sich in dem ruhigen Wasser unter ihnen. Ich spürte, wie meine Schwerthand mich wieder juckte, und ich wollte Aubert bitten umzukehren, obwohl ich wusste, dass das unmöglich war. Über den Dächern zwischen der Burg und dem Münster sah ich schwarzen Rauch aufsteigen und einen Schimmer von Flammen, und ich hörte Männerstimmen, die der Wind herantrug, oder glaubte, sie zu hören: »Für die Normandie! Für König Guillaume!«
Ælfwold beugte sein Haupt. Seine Lippen bewegten sich wie im Gebet, und ich fragte mich, was er empfand. Er war Malets Mann, und soweit ich wusste, war er das seit einiger Zeit, aber selbst wenn er keine besondere Zuneigung für die Rebellen oder Eadgar empfand, waren sie immer noch seine Landsleute. Betete er gerade für sie oder für seinen Herrn?
»Rudert, ihr Hurensöhne«, rief Aubert und schlug härter auf das Fell der Trommel. »Rudert, wenn ihr euer Geld bekommen wollt!«
Das Schiff drängte vorwärts und schnitt mit der Schärfe und Geschwindigkeit eines Schwerts durch das Wasser. Schlag folgte auf Schlag, und mit jedem zogen sich die Kaianlagen, die Lagerhäuser, die ganze Stadt weiter in den Nebel zurück. Irgendwo in diesen Straßen, dachte ich, ritt Malet mit seinem Conroi. In seinen Händen ruhte die Verteidigung von Eoferwic.
Wir kamen an der Burg vorbei, deren Palisade und Turm sich im Schatten hoch über uns erhoben, und wir standen da, redeten kein Wort miteinander, sondern sahen bloß zu, wie es immer kleiner wurde, bis der Fluss nach Süden bog und selbst
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