Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
bespritzt, und sein Gesicht darunter war grimmig, seine Lippen angespannt. Ich schwenkte mein Schwert gegen die Menge und ritt an die Spitze unserer kleinen Kolonne zurück. Keine hundert Schritte entfernt konnte ich den Fluss sehen, aber zwischen ihm und uns lag die Hauptmacht der Städter.
»Wir müssen umkehren«, sagte Philippe neben mir. »Auf diesem Weg kommen wir nicht durch.«
Ich schaute die Straße hoch, die wir gekommen waren, auf die Dutzende und Aberdutzende Männer hinter unserer Nachhut. »Wir sind schon zu weit gekommen«, sagte ich. »Wir müssen hier durch.«
Ich schaute zurück zur Burg, ein Schatten vor dem grauen Himmel im Osten, wo sie sich über die Häuser erhob. Aus dieser Richtung würde Malet kommen, falls er uns immer noch am Schiff treffen wollte. Falls er tatsächlich durchkäme. Aber dann erblickte ich in dieser Richtung einen Conroi von Reitern, mindestens vierzig und wahrscheinlich mehr, die schnell mit hoch über ihnen flatterndem Banner herangeprescht kamen. Ein Banner, das ich selbst in dem düsteren Zwielicht ausmachen konnte: ein roter Fuchs auf gelbem Feld. Das Symbol von Gilbert de Gand.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Grund, bei seinem Anblick erleichtert zu sein. Er und seine Männer griffen den Feind an der Flanke an, machten sich mit Lanzen und Schwertern über sie her. Schreie stiegen von den versammelten Städtern auf, nur waren es diesmal eher Schreie von Panik als von Wut.
»Für die Normandie«, hörte ich jemanden rufen; es könnte Gilbert selber gewesen sein, obwohl ich mir nicht sicher war. »Für St-Ouen und König Guillaume!«
Die Feinde waren jetzt auf der Flucht – zumindest jene, die nicht den Schwertern von Gilberts Männern zum Opfer gefallen oder von ihren Pferden niedergeritten worden waren. Männer rannten auf beiden Seiten an uns vorbei und kümmerten sich nicht mehr um uns, dachten nur noch daran, mit dem Leben davonzukommen.
»Los jetzt«, rief ich Ælfwold und allen anderen hinter mir zu. Ich ritt durch ihre Mitte, Knie an Knie neben Philippe, das Schwert immer noch in der Hand, um jeden, der uns zu nahe kam, abzuwehren, bis wir plötzlich mit Gilbert und seinen Rittern zusammentrafen, die von der anderen Seite herandrängten.
»Ihr schon wieder«, sagte Gilbert und hielt sein Pferd an, als er mich entdeckte. »Ich scheine überall auf Euch zu stoßen.« Er nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. In dem Halbdunkel der Morgendämmerung schien er hagerer denn je zu sein. Ein schwacher Anflug von Bartstoppeln bedeckte sein Kinn, und sein Mund war wie immer missbilligend verzogen. »Der Feind ist im Anmarsch«, sagte er zwischen zwei Atemzügen. »Sie werden bald vor den Mauern stehen.«
»Ich weiß, Mylord«, erwiderte ich und steckte mein Schwert in die Scheide. »Ich geleite die Ladys Elise und Beatrice auf Befehl des Vicomtes zu den Kaianlagen.«
Er hob den Kopf und erblickte sie. Beatrice sah immer noch weiß aus – noch mehr sogar, seit der Himmel heller wurde –, obwohl sie sich so weit erholt hatte, dass sie sich wieder die Kapuze über die Haare zog. Elise ritt an ihrer Seite und hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Die beiden wurden von Radulf und Godefroi flankiert.
»Malet vertraut Euch offenbar, auch wenn Gott allein weiß, warum«, sagte Gilbert murmelnd, als spräche er nur mit sich selber. Er musterte unsere Gesellschaft und wandte sich wieder an mich. »Bringt sie sicher dorthin. Ihr werdet feststellen, dass die Straße hinunter zum Fluss frei ist.«
»Ich danke Euch, Mylord«, sagte ich.
Er nickte bestätigend, bevor er sich an seine Männer wandte. »Zu mir! Conroi, her zu mir!«
Er hob seine Lanze mit dem Fähnchen daran in die Höhe und galoppierte hinter denen her, die geflohen waren, seine Ritter ein kurzes Stück hinter ihm. Ihre gelb-roten Schilde flogen an uns vorbei, und die Hufe ihrer Pferde trommelten über den Boden und warfen Erdklumpen in die Höhe, als sie sich auf die Jagd machten. Einen Augenblick lang erwog ich, mit ihnen zu reiten, selbst wenn das bedeutete, unter Gilberts Banner zu kämpfen. Wenn der Feind im Begriff war anzugreifen, wollte ich dabei sein, um Robert und Oswynn und den ganzen Rest meiner Kameraden zu rächen. Aber ich wusste, das war nicht meine Aufgabe, und ich sah ihnen schweren Herzens beim Wegreiten zu.
»Folgt mir«, sagte ich zu den anderen. Mit der Brise wurde der Sprechgesang der Stadtbewohner wieder herangetragen; vielleicht dauerte
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