Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
winkte die beiden Männer nach vorn, und sie ließen die Leiche sachte durch die Lücke hinab. Sie standen eine Weile da, ohne zu sprechen, schauten nur auf ihn hinab, bis der Schiffmeister ihn mit einem schwarzen Stück Segeltuch bedeckte und die Bretter wieder an ihren Platz legte.
»Wir werden ihn anständig bestatten, wenn wir in Alchebarge ankommen«, sagte er.
Die anderen nickten und kehrten zum Rest ihrer Gefährten zurück. Zu müde sogar für Tränen, dachte ich, oder einfach betäubt von der Flut der Gemütsbewegungen. Beschwingt, weil sie selber dem Tod entronnen waren, aber zur gleichen Zeit von Trauer über ihren gefallenen Freund erfüllt. Ich kannte solche Gefühle gut.
Aubert kehrte an die Ruderpinne zurück und setzte sich. Ich ging zu ihm und legte ihm voll Anteilnahme eine Hand auf die Schulter.
»Er war erst seit letztem Sommer bei mir«, sagte der Schiffmeister und schluckte. »Ein starker Bursche. Immer bereitwillig.«
Ich wollte etwas sagen, aber in Wahrheit gab es nichts mehr hinzuzufügen. Im Stillen dachte ich, dass wir Glück gehabt hatten, nur einen Mann zu verlieren; es hätte so leicht schlimmer kommen können.
Aubert erhob sich und schüttelte meine Hand ab. Als ich hochschaute, sah ich die Lady Elise auf uns zueilen, ihre Tochter und der Kaplan kurz hinter ihr. Die Damen hatten ihre Röcke über die Knöchel gehoben, was mehr als einen der Ruderer veranlasste, genauer hinzuschauen. Die Verlegenheit auf Beatrice’ Gesicht war deutlich zu sehen, aber sie hielt den Kopf hoch, versuchte, die Männer nicht zur Kenntnis zu nehmen, und stolperte dabei fast über einen der Querbalken. Elise schenkte ihnen keine Beachtung; ihr Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen Bestürzung und Zorn.
»Mylady«, sagte ich. »Ihr seht beunruhigt aus.«
»Wir müssen meinen Mann benachrichtigen.« Ihr Kleid war feucht; ein paar graue Haarsträhnen hatten sich unter ihrem Schleier gelöst und fielen ihr übers Gesicht. »Eine englische Flotte ist auf dem Weg nach Eoferwic. Wir müssen ihn warnen.«
»Es gibt nichts, was wir tun können«, sagte ich. »Der Fluss ist für uns versperrt, und keine Botschaft, die wir ihm auf dem Landweg schicken würden, wird Eoferwic vor ihnen erreichen.«
Sie wandte sich an den Schiffmeister. »Und was sagt Ihr?«
»Er hat recht«, antwortete Aubert. »Der Feind rudert gegen die Strömung, aber wenn sie die Nacht durchfahren, sind sie bei Morgengrauen dort. Wenn wir Pferde hätten und offenes Land zwischen hier und Eoferwic, könnten wir rechtzeitig da sein, aber nicht zu Fuß und durch diese Marschen.«
»Wir müssen etwas tun«, protestierte sie.
»Es gibt nichts, was wir tun können«, wiederholte ich mit wachsendem Zorn. Warum konnte diese Frau das nicht verstehen? »Ich habe Eurem Mann einen Eid geschworen – einen Eid, dass ich Euch und Eure Tochter beschützen würde. Und das beabsichtige ich zu tun.«
Ich schaute Aubert Unterstützung heischend an, und er nickte zustimmend. »Wir haben keine andere Wahl. Das Beste, was wir tun können, ist, so schnell wie möglich nach Alchebarge zu kommen.«
»Und meinen Mann der Todesgefahr überlassen?«, sagte Lady Elise den Tränen nahe. Sie ergriff die Hand ihrer Tochter fest. »Wie sollen wir mit solcher Ungewissheit leben?«
Ich spürte, wie meine innere Spannung zunahm, meine Geduld war beinahe am Ende. Wir waren selbst äußerst knapp der Gefahr entronnen; ich war müde und nicht besonders aufgelegt, mit Fragen bestürmt zu werden, auf die es keine Antwort gab.
»Dies sind unsichere Zeiten«, sagte ich scharf. »Nicht nur für Euch, sondern für uns alle.«
Ælfwold, der hinter den beiden Damen stand, musterte mich mit einem strengen Blick. Elise blieb stehen, wo sie stand, und schaute mich mit Tränen in den Augen und geschürzten Lippen den Kopf schüttelnd an. Aber ich hatte nur gesagt, was gesagt werden musste.
»Mylady«, sagte der Kaplan, der schließlich den Blick von mir abwandte, »Lord Guillaume ist ein durchaus fähiger Mann. Ich bin sicher, dass er Erfolg haben wird, mit oder ohne unsere Hilfe.« Er holte tief Luft. »Es wird allmählich spät, und der Weg nach Lundene wird lang sein. Wir sollten versuchen zu schlafen.«
»Eine gute Idee«, sagte ich ungerührt. Es war tatsächlich ein langer Tag gewesen. Hätte mir irgendjemand versucht zu erzählen, dass erst am Abend zuvor eine Rebellenarmee vor den Toren Eoferwics aufgetaucht war, dass wir erst am Abend zuvor zu dem Treffen mit dem Ætheling
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