Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
schwer ist er getroffen worden?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Kümmert Euch um ihn«, sagte ich und trat auf der Mittelplanke zurück, um dem Kaplan Platz zu machen. Ich winkte den anderen Rittern zu, mir zum Heck zu folgen; falls wir auf Grund liefen, war das der Platz, wo ich sie haben wollte, in Erwartung der ersten Reihe des englischen Angriffs. »Einen Schild«, rief ich ihnen zu, als ich hoch auf die Plattform trat. »Bringt mir einen Schild!«
Wir waren fast an der Insel, an dem Punkt, wo sich der Fluss gabelte, und hielten uns immer noch nah am Steuerbord-Ufer, und Aubert zog fest an der Ruderpinne, um uns in den Kanal zu steuern. Das nähere der englischen Schiffe war inzwischen nicht mehr als drei Längen hinter uns; beide waren voll mit Männern, die brüllten und mit den Speerschäften gegen ihre runden Schilde schlugen. Die wenigen Bogenschützen, die sie dabeihatten, standen in einer Reihe hinter ihnen und schossen so schnell sie die Pfeile aus ihren Köchern ziehen konnten, ohne richtig zu zielen.
»Wie geht es ihm?«, fragte Aubert, der den Blick nicht von dem Kanal vor ihm abwandte.
Ich schaute zurück zu dem Kaplan, der immer noch dort mit gebeugtem Kopf und gefalteten Händen kniete. Der Ruderer bewegte sich nicht mehr, seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht schmerzverzerrt.
»Er ist tot«, erwiderte ich.
Der Schiffmeister sagte nichts und biss die Zähne zusammen, während er mit der Ruderpinne kämpfte. Sein Gesicht war rot, seine Wangen waren in Schweiß gebadet.
Auf beiden Seiten von uns kamen die Marschen näher, und es machte den Eindruck, als wiche selbst das Wasser zurück. Von der Insel ertönte ein Rattern von Flügeln, als ein Schwarm von Krähen unter lautem Krächzen aufflog, sich in den Himmel schraubte, bevor sie niedrig über unsere Köpfe dahinschossen. Vor uns glänzte der Kanal: eine schmale weiße Bahn, die uns den Weg durch die Dunkelheit der beiden Ufer zeigte.
Wace führte die Ritter an, als sie zu mir auf die Plattform traten, und löste einen der beiden Schilde von seinem Hals und reichte ihn mir. Ich hängte den Riemen über meine rechte Schulter, steckte meinen Arm durch die Lederschlaufen und ergriff das Kreuz gerade rechtzeitig, um Wace »Schilde!« schreien zu hören.
Ein Haufen silberner Spitzen flog aus dem westlichen Himmel auf uns zu. Ich hielt meinen Schild hoch, um mein Gesicht abzudecken, wenige Momente bevor ein Schaft sich hineinbohrte und einen Stoß durch meinen Arm in die Schulter schickte. Hinter mir ertönte auf der Plattform ein Krachen von Panzerung auf Holz; Philippe lag mit dem Gesicht nach oben und mit dem Schild quer über der Brust auf dem Deck, und zunächst dachte ich, der Feind hätte noch einen Toten eingefordert, aber er atmete und bewegte sich ohne Anzeichen einer Verletzung, als er mit einer Hand über die Seite seines Helms fuhr, wo jetzt eine Vertiefung in dem Metall war.
»Steht auf!«, sagte ich, denn es kamen bereits weitere Pfeile auf uns zu. Diese schossen über das Ziel hinaus und fielen harmlos zwischen das Schilfrohr, wenn auch nicht weiter als zwei Riemenlängen von der Seite der Wyvern entfernt. Blinzelnd und deutlich mehr als ein bisschen benommen kam Philippe wieder auf die Beine und stolperte ein bisschen, als der Bug heftig nach backbord schwenkte und wir in gefährliche Nähe zu den Untiefen gerieten, die das Inselufer markierten.
»Los doch, ihr Bastarde«, sagte Eudo. »Fester! Fester!«
Das Schiff erzitterte wieder, und ich torkelte vorwärts. Ein lautes Knirschen scholl durch das Deck nach oben, als der Rumpf über das Flussbett kratzte. Ich dachte, wir wären aufgelaufen und wartete auf den Moment, in dem der Bug in den Schlick getrieben würde und wir richtig gestrandet wären, aber der Moment kam nicht; stattdessen ließ das Knirschen nach, und plötzlich waren wir frei. Erleichterung überkam mich, wenn auch nur kurz, weil der Feind uns immer noch folgte und sein Kriegsgeschrei immer lauter wurde, um das Schlagen auf die Schilde zu übertönen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und verrückte meinen Helm, damit das Nasenstück bequemer saß. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie uns einholten und das Abschlachten begann.
»Backbord, Riemen heben …«, rief Eudo, bevor er von einer Reihe lauter Knackgeräusche vom vorderen Teil des Schiffs unterbrochen wurde. Ich schaute über die Schulter und sah, dass das erste halbe Dutzend oder mehr Riemen abgebrochen waren, die
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