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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Riemenstange so schwer war. Aber obwohl meine Arme und mein Rücken zunächst protestierten, ließ dieses Gefühl bald nach, sobald ich mich in den Rhythmus vertieft hatte. Alle Gedanken an Malet und Eoferwic verschwanden aus meinem Kopf; im Augenblick zumindest war nichts sonst wichtig, existierte nichts sonst außer mir, dem Riemen in meinen Händen und dem beständigen, antreibenden bumm, bumm, bumm .
    Ich erwachte am nächsten Tag bei Sonnenaufgang, ein Schimmern am fernen Horizont, wodurch das Wasser in ein Meer von glänzendem Gold verwandelt wurde. Die Riemen waren alle binnenbords verstaut worden, und die meisten Männer lagen in ihre Decken gehüllt neben ihren Schiffskisten. Aber der Wind nahm zu und blies in Böen von achtern über das Schiff, sodass Aubert mittschiffs den Befehl gab, den Mast aufzurichten und das Segel zu setzen, dessen abwechselnd schwarze und gelbe Streifen sich aufblähten und uns flussabwärts schoben.
    Der Fluss war breiter geworden, und zwar so sehr, dass ich die Ufer auf beiden Seiten kaum erkennen konnte. Ich blinzelte, rieb mir die Augen, um die letzten Spuren des Schlafs zu beseitigen, und atmete die eiskalte Luft tief ein. Eine einzelne Möwe stieß tief vor das Schiff hinab, der sich bald eine zweite anschloss, die uns auf dem Fluss entgegenkam, und die beiden stiegen in den blauen Himmel, tanzten im Flug und drehten sich um sich selber und umeinander und schrien dabei.
    Es war ein klarer Tagesanbruch, aber ein kalter. Ich blies warme Luft in meine Hände und schüttelte die Wolldecken ab, unter denen ich geschlafen hatte. Die anderen Ritter um mich herum waren alle noch am Schlafen; von unserer Reisegesellschaft war Ælfwold der einzige andere, der auf war, und er war ins Gebet vertieft. Aubert kehrte bald an die Ruderpinne zurück, und ich sprach eine Weile mit ihm, obwohl er einen todmüden Eindruck machte. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen; seine Augen sahen dunkel und schwer aus, und er gähnte immer wieder. Ich bot ihm an, ein paar Stunden lang seinen Platz zu übernehmen, damit er sich ausruhen konnte, und er akzeptierte bereitwillig. Mit offenem Wasser vor uns und einem achterlichen Wind sollte es nicht schwierig sein, die Ruderpinne zu handhaben, sagte er. Solange ich dafür sorgte, dass der Bug in die Sonne zeigte, könne ich nichts falsch machen.
    Und daher saß ich auf seiner Schiffskiste, schaute hinaus auf den weiten Fluss, auf die vielen kleinen Inseln, die vorbeitrieben, und über sie hinaus nach Süden und ein mit Bäumen gesprenkeltes Ufer mit niedrigen Hügeln in der Distanz: der Teil Englands, der unter dem Namen Mercia bekannt ist.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf mich, und als ich hochschaute, sah ich Beatrice, die sich gegen die Seite des Schiffs lehnte, wobei das Profil ihres Gesichts durch die niedrig stehende Sonne scharf umrissen wurde. Ihre Augen waren geschlossen, und sie lächelte leicht, als ob sie das Spiel der Brise auf ihren Wangen genieße.
    »Mylady«, sagte ich ein wenig überrascht, sie hier zu sehen. Ich hatte einen der anderen Ritter oder vielleicht Ælfwold erwartet. »Habt Ihr gut geschlafen?«
    »Gut genug«, erwiderte sie. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, aber sie öffnete nicht die Augen.
    Ich fragte mich, ob sie wütend darüber war, was ich in der Nacht zuvor gesagt hatte, und ich hätte fast den Mund aufgemacht, um mich zu entschuldigen. Unsere Flucht aus Eoferwic, die Begegnung mit der englischen Flotte, die Verfolgung: das alles hatte mich unruhig gemacht und meine Gedanken verwirrt. Aber ich bremste mich, lange bevor sich die Worte auf meiner Zunge bildeten. Ich hatte gemeint, was ich sagte, und es hatte keinen Sinn, das zu bestreiten.
    »Sagt mal«, forderte sie mich unvermittelt auf, »wart Ihr jemals verheiratet?«
    Ich starrte sie an, völlig verblüfft von der Frage. Sie drehte den Kopf und erwiderte meinen Blick, aber ich konnte ihrem Gesichtsausdruck nichts entnehmen; ihre braunen Augen gaben keinen Hinweis. Die Brise zerrte an ihrem Umhang, aber sie versuchte nicht, ihn näher an sich heranzuziehen, obwohl ihr kalt gewesen sein musste. Ihr Benehmen, ihre Haltung ließen auf eine Reife schließen, die ihre jugendliche Erscheinung Lügen strafte, und ich fragte mich, ob sie ein wenig älter sei, als ich zunächst angenommen hatte.
    »Nur mit meinem Schwert«, antwortete ich, als ich wieder bei Verstand war.
    Sie schaute erneut auf den Fluss hinaus und nickte, als wäre ihr jetzt etwas klarer geworden,

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