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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Version sei die präzisere, aber jetzt glauben wir eher an die Version im Flateybok. Was ich Ihnen zeigen will, ist diese« – Thrainn blättert sich durch die Fotos – »Passage hier«, sagt er und hält inne. »Die Grænlendingasaga . Die Saga über die Grönländer.«
    Er tippt auf das Blatt. Am Rand, hübsch illuminiert, sind drei Symbole zu erkennen: Anch, Ty und Kreuz.
    »Dieser Randtext wurde in keiner der Kopien und Übersetzungen des Flateyboks berücksichtigt, die später angefertigt wurden. So ist das mit den meisten Manuskripten. Geht man zurück zum Original, findet man immer Text, der vergessen oder übersehen worden ist.«
    »Was steht da?«
    »Nicht viel. Die Schreiber wollten ganz offensichtlich nicht, dass jeder versteht, was dort steht. Kurz zusammengefasst, erzählt der Randtext, dass die Wächter den Schatz 1350 nach Grönland in Sicherheit brachten.«
    Ich werde still. Bei dem Schatz muss es sich um die Mumie und die Schriftrollen handeln.
    Gibt es noch eine Grabkammer? Auf Grönland?
    Ende des 10. Jahrhunderts wurde Grönland von Erik dem Roten kolonisiert. Er war auf der Flucht, nachdem man ihn in Norwegen und Island für vogelfrei erklärt hatte. Einige Jahrhunderte lang blühte die nordische Kolonie und lebte in zerbrechlicher Harmonie mit den einheimischen Inuit. Doch dann verschlechterten sich die Beziehungen immer mehr. Das letzte norwegische Handelsschiff verließ Grönland 1268. Der letzte christliche Bischof starb zehn Jahre später. Glaubt man der Geschichtsschreibung, verschwand die letzte nordische Kolonie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die einen sagen, die Bewohner seien von Seeräubern gefangen genommen und als Sklaven verkauft worden. Andere glauben, dass sie nach Süden gesegelt sind und sich auf den Kanarischen Inseln niedergelassen haben. Sie sollen die Stammväter der großwüchsigen, blonden, blauäugigen Guanchen sein. Wieder andere glauben, sie seien klammheimlich zurück nach Island und Norwegen gefahren oder einfach ausgestorben, wenn sie nicht, wie man auch lesen kann, weiter gen Westen nach Vinland gesegelt sind …
    »Das würde die anderen Verweise auf Grönland erklären, die wir gefunden haben«, sage ich.
    »Hier ist ein Hinweis auf den Schwarzen Tod. 1350 fürchteten die Isländer die Pest, die in Norwegen und ganz Europa wütete. Die Pest ist zwar nie bis nach Island gekommen, aber Sie können sich die Panik vorstellen.«
    »Und aus Furcht vor der Pest flohen die Wächter nach Grönland?«
    »So sieht es aus.«
    »Und jetzt ist der Rest des Schatzes dort?«
    »O nein!«
    Thrainn legt einige andere Fotografien vor mich. »Hier, auch in dem isländischen Skálholtsbók aus dem 15. Jahrhundert ist nachträglich etwas am Rand vermerkt worden. Dieser Text deutet an, dass der Schatz über hundert Jahre von den Einwohnern einer norwegischen Siedlung auf Grönland bewacht wurde, also etwa bis zum Jahr 1450. Um diese Zeit herum wurden Teile der Dorfbevölkerung massakriert. Archäologische Funde von Skeletten, Waffen und Ausrüstung am Siedlungsplatz lassen vermuten, dass es sich bei den Angreifern um Soldaten aus Südeuropa gehandelt haben könnte. Vielleicht aus dem Vatikan. Aber lesen Sie das hier!« Er tippt mit dem Finger auf einen Abschnitt. »Hier steht, dass eine Gruppe entkommen konnte und weiter zum Land hinter dem Horizont gesegelt ist. Das ist eine interessante Formulierung, die sich in einigen Dokumenten aus dieser Zeit findet. Damit ist natürlich Vinland gemeint. Das neue, unbekannte Land im Westen.«
    »1450?«
    »Erst fünfzig Jahre später stolperte Kolumbus über die karibischen Inseln.«
    »Im Vatikan habe ich einen Hinweis auf Kampfhandlungen in Grönland gefunden. Im Jahre 1450. Wenn ich mich richtig erinnere, stand dort, dass einige der Barbaren – bei denen es sich um die norwegischen und isländischen Wächter handeln könnte – entkommen konnten. Fünfzig Jahre später überbringt der Bruder von Christoph Kolumbus den Brief einer unbekannten Gruppe von Menschen von der Insel Hispaniola. Wächter.«
    »Haben Sie diesen Brief?«
    »Wir suchen noch danach.«
    »Die Meeresküsten von Norwegen, Schottland, Island und Grönland wurden in dieser Zeit von mehreren südeuropäischen Expeditionen aufgesucht. Die Männer des Papstes waren nach den Expeditionen um das Jahr 1360 mit den Routen vertraut. Gut hundert Jahre später war Kolumbus zu Besuch im Norden. Wenn auch als einfacher Matrose. Vermutlich ist er hier auf die Idee gekommen,

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