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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Herrschaft über den Süden und die Mitte Norwegens hatte, schloss er Frieden mit dem schwedischen König und heiratete eine seiner Töchter. Eine stattliche Hochzeit war das! Mein Herr, Olav, war jetzt Großkönig von Norwegen. In dem Land, das er bekehren wollte, herrschte der Asenglauben Seite an Seite mit dem Christentum. Meine Landsleute beten nun einmal die Götter an, die in der jeweiligen Situation am besten passen. Bei den regionalen Thingtreffen im ganzen Land wurde beschlossen, dass sich die Norweger Christus und Gott dem Herrn zuwenden sollten, und die meisten Häuptlinge traten auch mehr oder weniger zu diesem neuen Glauben über. Jedenfalls gaben sie das vor. Doch nur an der Küste breitete sich das Christentum wirklich aus. Im Landesinneren waren die Bauern altmodischer. Dort zogen sie ihre alten, nordischen Gottheiten vor.
    König Olav war ein ungeduldiger Missionar, weshalb sich immer mehr seiner Untertanen gegen ihn wendeten. Und als seine Landsleute gegen die Botschaft des Herrn ins Feld zogen, erwachte der alte Wikinger in Olav. Er brannte Häuser und Höfe nieder, verwundete Widersacher und liquidierte Feinde. Alles im Namen Christi. In Norwegen das Christentum einzuführen, hieß, die alten Götter mit Macht und Drohungen zu vertreiben. Die Worte Jesu über das Erbarmen und die Nächstenliebe weckten keine Begeisterung. Ich kann die Menschen verstehen. Betete ich doch selbst die Götter an, die Olav vertreiben wollte. Nur wenn sich Gott und Christus als stärker und mächtiger als Odin und seine Götter erwiesen, ließen sich meine Landsleute bekehren. Und Macht war eine Sprache, auf die sich Olav verstand. Mit Gewalt führte er die Kirchengesetze in Norwegen ein. Er reiste im Land herum und zwang die Bauern, nach den neuen Gesetzen zu leben. Viele protestierten. Die Botschaft des Herrn widersprach ihren traditionellen Bräuchen. Der Widerstand und der Hass auf König Olav wuchsen.

     
    Auf Selja ließ Asim ein Kloster bauen, in dem er eine Gruppe von Wächtern versammelte, die auf die Mumie und die Schätze aufpassten, die wir aus der Wüste mitgebracht hatten. Jedes dritte Jahr besuchte ich ihn.
    Alle betrachteten Asim mit Ehrfurcht. Er war mehr als ein Priester oder ein Mönch. Asim war ein Magiker, ein Zauberer, ein Astrologe, ein Prophet, der die Sprache der Götter verstand. Im Kloster unterrichtete Asim die Männer des Königs in Astronomie, Astrologie, Geographie und Geschichte. In regelmäßigen Abständen schickte er Expeditionen durch ganz Norwegen auf die Reise. Mithilfe astronomischer Beobachtungen und Landvermessungen sammelte er Informationen über Land, Meer, Flüsse und Berge. So ließ Asim Karten von Norwegen zeichnen. Mit diesen Karten waren König Olavs Männer in der Lage, sich sicherer und schneller durchs Königreich zu bewegen.
    Asim war ein Gewohnheitsmensch. Jeden Morgen zum Sonnenaufgang kletterte er auf das Plateau oberhalb der Höhle und blickte über das Meer. Die Mönche meinten, er warte auf jemanden, der über das Meer kommen würde.

     
    Viele von Olavs Feinden scharten sich um Knut den Mächtigen, König von Dänemark und England, der mit seiner Kriegsflotte nach Norwegen gesegelt kam; die gestrafften Segel und die furchteinflößenden Drachenköpfe waren ein erschreckender Anblick. Niemand erhob die Waffe gegen den Dänenkönig. Im Gegenteil. Die Menschen waren Olavs Drohungen und Übergriffe leid. Der christliche König hatte viele stolze Männer gekränkt. Knut hingegen versprach den Häuptlingen Macht, Freiheit und Reichtum. Und er bezahlte seine wichtigsten Verbündeten gut. Sogar Olavs Soldaten verweigerten ihrem König den Dienst.
    Der König versank in Schwermut. Sein Lebenswerk war zerstört. Die Christianisierung von Norwegen war kein göttlicher Triumphzug. König Olav fühlte sich wie ein getretener Hund, als er zur Flucht in den Osten gezwungen wurde. Er, der König Norwegens! Der König der Wikinger! Der Krieger, der dem Feind immer furchtlos ins Auge geblickt hatte. Der Mann Gottes! Er musste fliehen – vor König Knut und einem Haufen aufgehetzter Bauern.
    Ich war einer seiner Begleiter, als der König durch die großen Wälder nach Osten ritt. Bei König Anund von Schweden ließ er seine Frau Astrid und ihre gemeinsame Tochter zurück. Von dort aus segelten und ritten wir weiter bis zu Großfürst Jaroslav in Nowgorod im Gardareich.
    Auf dem Ørething wählten die Häuptlinge Knut zum neuen König von Norwegen. Håkon Eriksson wurde zum

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