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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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mein Herr und König auf dem Schlachtfeld bei Stiklestad, der Wikingerkönig Olav Haraldsson, der Mann, den wir als Óláfr hinn helgi kennen.
     
    Er nahm die Spitze der Feder vom Pergament. Dann drehte er den Deckel auf das Tintenfässchen und rollte die Pergamente zusammen. Mit einem tiefen Seufzer lehnte er sich auf seinem Stuhl in der Zelle des Steinklosters zurück.
    Vierzig Jahre waren seit diesem Sonnentag in Stiklestad vergangen, seit dem Tod des Königs. Trotzdem erinnerte er sich an jeden Augenblick, und dies mit einer Schärfe und Klarheit, die ihm ansonsten mit dem Alter abhandengekommen waren: die Julisonne, die am Himmel flimmerte, der Gestank des Blutes und der Eingeweide, der sich mit dem Geruch der Äcker, Blumenwiesen und Wälder mischte, die Schreie der Sterbenden und die heiseren Rufe der tapfer um ihre Leben kämpfenden Männer.
    Vor der Fensteröffnung schwebten die Möwen im Wind. Die Wellen rollten schwer gegen die Felsen.
    Die ewig währenden Atemzüge des Meeres, dachte er. Sein salziger Odem.

     
    Die Mönche fanden ihn nach der Vesper. Er lag mit auf dem Bauch gefalteten Händen auf seiner Pritsche. Sie erkannten sofort, dass der alte Wikinger tot war.
    Der Abt, der dem Ägypter Asim die Treue geschworen hatte, schickte sogleich eine Nachricht von dem Todesfall an den Großmeister der Bruderschaft in Nidaros.

Vierter Teil
     

     
    Der letzte Wächter
     
    Und Moses hob den Stab und schlug ins Wasser,
das im Nil war, vor dem Pharao und seinen Großen.
Und alles Wasser im Strom wurde in Blut verwandelt.
    2. BUCH MOSE
     
     
     
Sufficientia Scripturae Sacrae
    (VON DER HINLÄNGLICHKEIT DER HEILIGEN SCHRIFT)
     

Der Miércolespalast
     
    DIE DOMINIKANISCHE REPUBLIK
     

1
     
    Das Leben ist voller Geräusche.
    Durch das geschlossene Fenster dringt der Verkehrslärm unten von der Straße wie ein fernes Summen zu mir hoch. Die Klimaanlage rauscht. Eine Tür schlägt. Lachen. Eine Fahrstuhltür öffnet sich mit einem Pling .
    Ich sitze auf der Bettkante meines Hotelzimmers zwischen Reiseführern und Karten. Das Hotel ist nicht das billigste, aber ich muss es ja auch nicht bezahlen.
    Ich habe Laura eine SMS geschickt, dass ich gut angekommen bin. Ihr Auftrag ist erledigt. Obgleich ich sie gerne mit nach Santo Domingo genommen hätte, meinte das SIS, es wäre sicherer für sie, nach London zurückzukehren.
    Mich kann man ruhig opfern.
    Stuart, Hassan und die Revolverhelden des Scheichs sitzen hinter Schloss und Riegel, schreibt Laura. Das FBI will sie wegen Kidnapping und Terrorismus anklagen.
     
    Ich bestelle ein Taxi, das mich zum Miércolespalast fährt, der in unmittelbarer Nähe der Altstadt liegt, nicht weit weg von der Catedral Primada de América, der ersten katholischen Kathedrale auf dem amerikanischen Kontinent.
    Der Palast ist von einem riesigen Park umgeben, so dass das Schloss zwischen den jahrhundertealten Bäumen nur zu erahnen ist. Dazwischen blinken flache Teiche mit hübschen Bogenbrücken. Der Park liegt hinter einem fast vier Meter hohen Zaun aus schmiedeeisernen Speeren zwischen kunstvoll gestalteten Säulen aus Backsteinen, in die Friese mit biblischen Motiven eingelassen sind.
    Der Grundstein des Miércolespalastes wurde im frühen 16. Jahrhundert gelegt, aber erst hundert Jahre später war der Bau abgeschlossen. Laut Reiseführer, den ich am Flughafen gekauft habe, haben der Miércolespalast und die Parkanlage Pate für den Entwurf von Versailles gestanden.
    Esteban Rodriquez regiert jetzt im Miércolespalast. Ein zurückgezogen lebender Philanthrop, der hin und wieder in königlichen Zusammenhängen in Europa auftaucht – immer als Freund eines Königs oder Fürsten -, ansonsten aber das Rampenlicht meidet. Die Familie hat über die praktisch unbekannte Miércolesstiftung mit Sitz in Washington D.C. in Krankenhäuser, Kirchen und Schulen in der Dritten Welt investiert. Esteban Rodriquez ist mit Sophia Goldsmith verheiratet, die kurz vor ihrem Durchbruch in den USA als Schauspielerin stand, als sie 1958 Rodriquez traf. 1964 wurde ihr Sohn Javier geboren, 1968 die Tochter Graciela.
    Auf Krücken hinke ich an dem überdimensionierten Zaun entlang bis zum Haupteingang, der verschlossen ist und von bewaffneten Männern in kuriosen Uniformen bewacht wird. Ich halte nach einer Klingel oder einer Gegensprechanlage Ausschau, aber die Bewohner des Miércolespalastes scheinen nicht sonderlich daran interessiert zu sein, Hausierer, Touristen oder Missionare zu empfangen. Ich

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