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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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an einem Fluss, der sich ähnlich dem Nil wie eine Schlange durch den Sand wand. Dort waren wir zu Gast bei einem Herrscher, den sie Herzog nannten. Vom Palast dieses Herzogs schickte ich einen Brief und eine Abschrift DER HEILIGEN SCHRIFTEN an den Kalifen. Später segelten wir weiter über das Meer zu einer Insel im Westen. Dort blieben wir eine Zeit.
     
    Es war Herbst, als wir Kurs nahmen auf das Ende der Welt, die eisige Kälte im Reich der Toten. Wir reisten vom Reich der Sonne, von den fruchtbaren Ufern des Nils, an die karge Steinküste des Schneelandes. Verlassen von Amon-Ras Güte und Osiris’ warmem Odem, unterwarfen wir uns den Göttern der Barbaren. Oh, Götter meiner Väter, schenkt mir Kraft.
    Als ich Kind war und meine Albträume mir die Pforten des Totenreiches zeigten, war es immer eine Landschaft wie diese – kalt, karg und wild -, die ich jenseits des Nebels des Todes zu sehen glaubte. Viele Tage segelten wir an der Küste des Landes entlang, das sie Norđrvegr nannten. Die Berge türmten sich bis in den Himmel und verschwanden in den Wolken. Zerklüftete Felseninseln und schroffe Schären streckten sich wie ein Band ins Meer hinaus.
    Eines Nachmittags trieb das Schiff zu einer vorgelagerten Insel. Ich hatte beide Hände auf die Reling gelegt und sah zu dem runden Berg empor, der sich auf der kleinen Insel erhob. Ich nahm einen Geruch wahr, den ich bald als Erde und Moor, Wald und Berge, Heide und Moos kennenlernen sollte. Ich sog die ungewohnten Düfte ein, sie erinnerten mich vage an meine verlorene Heimat, an die Düfte, wenn der Nil sich nach einer Überschwemmung wieder zurückzog.
    An Land vertäuten sie die Schiffe an zwei Balken, die von gewaltigen Felsbrocken gehalten wurden. Eine kleine Holzkapelle stand am Fuß des Berges. Während der König und die Bischöfe dorthin gingen, um zu ihrem Gott zu beten, stieg ich mit einem Wikinger mit Namen Bård den Berghang empor. Hoch oben in den Felsen lag unzugänglich und versteckt die Öffnung einer gewaltigen Grotte.
    Danke, mächtiger Amon-Ra, dass du uns hierhergeführt hast.
     
    Ich habe das Kloster, das wir auf der Insel in dem Land mit dem stehenden Halbmond gebaut haben, nie verlassen.
    In einem Bericht, den ich nach Ägypten geschickt habe, habe ich die lange Reise nach Norden geschildert. Ich habe erklärt, wo ich DEN HEILIGEN verstecken will. Der Text, geschrieben auf der Haut eines Tieres, wurde versiegelt, zusammengerollt in eine Glasflasche geschoben und dann in einer Keramikfigur versteckt, die Anubis darstellte, den Herrscher der Unterwelt und den Gott der Balsamierung. Ich gab zwei getreuen Mönchen etwas Gold aus der Grabkammer DES HEILIGEN und schickte sie zum nächsten Handelsplatz, von wo aus sie sich mit der Botschaft in der Anubis-Figur auf den Weg nach Süden machen sollten, zurück nach Ägypten. Ich weiß nicht, ob es ihnen gelungen ist. Sie haben ihr Ziel vermutlich nicht erreicht, denn ich habe nie wieder von ihnen gehört.
    Bei sich hatten sie die Zeilen, die meine Landsleute vorweisen sollten, wenn sie kamen, um DEN HEILIGEN zu holen, damit die Wächter sie erkannten. Nur die Ehrwürdigen Ägyptens würden die Worte aus dem Buch des Todes erkennen und verwenden. Den Männern, die diesen SCHLÜSSEL mitbrachten, sollten die Wächter die Grabkammer DES HEILIGEN öffnen.

- SCHLÜSSEL -
     
    Die Diener des königlichen Hofes gehen im Gefolge
Des Osiris-Königs Tutanchamon nach Westen.
Sie rufen: »O König! Komme in Frieden!
O Gott! Hüter des Landes!«
    In dieser Zeit bat ich die Männer, eine Grabkammer in der Felsengrotte anzulegen. Die Felsen waren hier viel härter als in Ägypten, aber glücklicherweise formte die Grotte eine natürliche Kammer. Trotzdem dauerte die Arbeit viele Jahre. Wie in Ägypten üblich, ließ ich eine innere Kammer bauen, in deren Mitte ein Steinsockel für den Sarkophag DES HEILIGEN thronte. In einer Seitenkammer brachte ich all die Schätze unter, die Olav in meiner Obhut zurückgelassen hatte. An einer Wand der inneren Kammer ließ ich einen Sockel für meinen eigenen Sarg errichten, für den Fall, dass ich der Unterwelt vor der Befreiung entgegentrat. Gemeinsam mit fünf der tüchtigsten Männer schmückten wir die Wände mit Zeichnungen, alten Hieroglyphen, Kartuschen und Runen. Wir errichteten eine innere Wand mit einem Bogenportal, das zugemauert werden sollte, sobald der letzte Leichnam an seinen endgültigen Bestimmungsort im Heiligtum des Pentagramms gebracht worden war. Danach

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