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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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geholt haben. Die Wächter bauen sich rechts und links neben der Tür auf. Beatriz kommt durch den Raum auf uns zu.
    Verwirrt blicke ich von Beatriz zur Mumie und wieder zurück. Warum ist sie hierhergekommen? Ich dachte, sie wäre längst im Bett? Warum kommt sie in Begleitung ausgerechnet dieser Wachen?
    »Ich will die Thingvellirrollen«, sagt Esteban.
    Obgleich mich seine Worte überraschen, folgen sie doch einer seltsamen Logik. Durch die Unruhe und die aufkeimende Furcht erkenne ich, warum mir Esteban die Mumie gezeigt hat.
    »Sie fragen sich, warum ich Sie hierher mitgenommen habe«, sagt Esteban. »Ich will, dass Sie verstehen, dass die Thingvellirrollen Teil eines großen Ganzen sind. Einer Einheit, die hierhergehört. In den Miércolespalast.«
    Mein fragender Blick sucht Beatriz. Was machst du hier ? Doch sie sieht mich nur kalt und herausfordernd an.
    »Beatriz?«, sage ich.
    Sie blickt zu ihrem Bruder.
    »Eine hübsche Frau, nicht wahr?« Er stößt mich an. »Witterung aufgenommen? Meinen Sie, ich hätte Ihre gierigen Blicke nicht bemerkt?«
    »Wo ist das Manuskript?«, fragt Beatriz. Ihre Stimme hat jegliche Wärme verloren.
    »Geben Sie es uns, wenn ich Sie mit ihr schlafen lasse?« Esteban grinst. »Was meinst du, Beatriz? Sind die Rollen einen Fick mit diesem Bleichgesicht wert?«
    Beatriz starrt mich an.
    Esteban sagt: »Ich war geduldig mit Ihnen. Das stimmt doch wohl. Freundlich und entgegenkommend. Habe Ihnen reichlich Möglichkeiten gegeben. Aber jetzt werde ich langsam ungeduldig.«
    »Ich weiß nicht, wo die Rollen sind«, sage ich. Meine Stimme ist brüchig.
    »Vielleicht glaube ich Ihnen, vielleicht aber auch nicht. Sie werden das leicht herausfinden.«
    Er gibt den Wachleuten ein Zeichen, die daraufhin auf mich zukommen. Esteban eskortiert mich die fünf Stufen nach unten. Beatriz blickt mir nach. Gemeinsam führen sie mich aus dem Mausoleum, über eine Treppe nach unten und weiter durch unterirdische, frisch renovierte Gänge, von denen massive Sicherheitstüren abzweigen. Bald befinden wir uns wieder unter dem Palast.
    Sie öffnen eine dicke Holztür. Eine lange Steintreppe führt hinunter in die Tiefe des Kellers.
    »Wohin gehen wir?«, stottere ich.
    Beatriz dreht sich um und verschwindet in der anderen Richtung. Auf das Licht zu.
    Sie schieben mich nach unten, hinein ins Dunkel, hinein in den Gestank von Sumpf und Verwesung. Krallen kratzen über den steinernen Boden. Gelbe Augen blitzen auf, als einer der Wachmänner eine Taschenlampe einschaltet.
    »Wohin gehen wir?«, frage ich wieder und wieder. Was ich verstehe, ist, dass wir nicht auf dem Weg zu meinem Zimmer mit dem breiten, weichen Bett und dem Kronleuchter sind. Aber ich hätte gerne eine Erklärung.
    Der Kellergang ist niedrig und feucht. Ein richtiges Verlies. Die Fliesen am Boden sind glitschig. Wir gehen um eine Ecke und bleiben vor einer massiven Holztür stehen, über die sich diagonale Eisenbeschläge ziehen. Ein Tausendfüßler huscht über den Boden und klettert an der Wand empor.
    Einer der Wachmänner schließt die Tür mit einem lächerlich großen Schlüssel auf. Das Schloss knirscht, als wäre es hundert Jahre nicht mehr geöffnet worden. Was sicher nicht weit von der Wahrheit entfernt ist.
    »Ich möchte nicht, dass Sie schlecht über meine Gastfreundschaft denken«, sagt Esteban. »Sie dürfen wieder nach oben ziehen, sobald Sie sich kooperativer zeigen. Bis dahin glaube ich aber, dass Ihnen die Bedingungen hier unten das Nachdenken erleichtern.«
    Er bittet mich, in die Zelle zu gehen.
    Er kann mich mal. Ich bleibe stehen.
    »Sie sollten wissen«, sage ich unter Tränen, »dass ich unter Klaustrophobie leide.«
    Einer der Wachmänner versetzt mir einen Stoß, so dass ich nach vorn in die Zelle stolpere und zu Boden gehe. Die Krücken fallen klappernd auf die harten, kalten Steine.
    Dann wird die Tür zugeworfen.

Die Zelle
     

1
     
    In der Zelle ist es stockfinster. Es riecht muffig und feucht, nach Urin, verfaultem Wasser, Moos, nach Verderben und Tod.
    Ich stehe auf und stoße mir den Kopf an der Decke. Ich stöhne. Habe Schwierigkeiten, im Dunkeln die Balance zu halten.
    Ich muss mich konzentrieren, um den Anflug von Klaustrophobie zu verdrängen. Ich weiß, dass ich mich nicht der Panik hingeben darf. Drei, zwei, eins … Tiefe, regelmäßige Atemzüge. Keine Gefahr. Genug Luft. Drei, zwei, eins … Ich ziehe die Luft in die Lunge, bis tief in meinen Bauch.
    Obgleich sich meine Augen mittlerweile an das

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