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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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mit Schwertern kämpften, wurden in Bernards Entgegnung De Laude Novae Militae zurechtgewiesen, in der er das Paradoxon verteidigte, im Namen Jesu zu töten . Bernhard von Clairvaux formulierte auch die Ordensregeln der Tempelritter.«
    Die Geschichte ist voller unerklärlicher Zusammenhänge und Zufälle. Warum wurde das Lysekloster gerade an diesem Ort errichtet, am äußersten Rand der Zivilisation, und dann noch von einem Mönchsorden, der Beziehungen zu den Tempelrittern hatte? Ist das ebenso ein »Zufall« wie die Tatsache, dass das Kloster Værne in Østfold 1190 von König Sverre an den Johanniterorden übergeben wurde, den wir als Malteserorden kennen?
    Ich lasse meinen Blick über die Klosterruine schweifen. Der Meereswind zerrt an den Fichten. Findet sich irgendwo hier im Lysekloster das Grab von Olav dem Heiligen? Haben loyale norwegische Anhänger den Leichnam des christlichen Königs mithilfe des Zisterzienserordens und der Tempelritter hierhergeschafft? Wurde das Original des Olavsschreins noch vor dem großen Umbau des Nidarosdoms Mitte des 12. Jahrhunderts ausgetauscht, und war der Schrein, den die Dänen im 16. Jahrhundert zerstörten, nur eine Kopie?
    Ich sehe mich um. In einem Baum sitzt ein Falke und duckt sich lautlos gegen den Wind.

2
     
    An diesem Abend informiere ich Øyvind über alles, was ich über den Snorri-Codex und die Spuren weiß, die zum Lysekloster führen, und schließlich berichte ich ihm auch von Hassan und meinen Verfolgern. Er fragt mich lediglich, ob ich eine Idee habe, wer ihr Auftraggeber sein könnte.
    Er hat mich eingeladen, bei ihm in der leeren Kellerwohnung in seinem Elternhaus unweit des Klosters zu wohnen. Den ganzen Abend brüten wir über dem Snorri-Text und den Büchern, die Øyvind über das Kloster mitgebracht hat.
    »Im Text wird auf Salomons Siegel verwiesen«, sage ich und entfalte eine Karte, »also ein Pentagramm.«
    »Schwierig, hier irgendwo ein Pentagramm abzuleiten, Bjørn.«
    »Vielleicht hilft uns ja das Wort Obelisk weiter, das in Zusammenhang mit dem Pentagramm genannt wird. Vielleicht ist das irgendein Punkt im Gelände um das Kloster.«
    Øyvind sieht mich überrascht an. »Was sagst du da? Es gibt hier in der Gegend tatsächlich zwei Bautasteine. Zwei Steinsäulen, über deren Sinn sich die Historiker seit Urzeiten streiten.«
    Er markiert auf der Karte einen Punkt ein paar hundert Meter südlich des Lyseklosters und einen anderen im Nordosten.
    »Wenn das zwei Eckpunkte eines Pentagramms sind«, ich zeichne einen Kreis, der die beiden Punkte berührt, »sollten wir etwa hier, hier und hier noch drei weitere finden.« Ich tippe mit dem Finger auf die Karte.
     
    Am nächsten Morgen stehen wir bei Sonnenaufgang auf und fahren auf den Klosterparkplatz. Ich habe mir von Øyvind ein paar grüne Gummistiefel geliehen, und gemeinsam stapfen wir über dicht bewachsene Felsen, durch Wiesen und Wald.
    Nach einer halben Stunde Suche finden wir den ersten Bautastein, halb von Gestrüpp überwuchert, am Waldrand. Der Obelisk ist grob zugehauen und nur einen halben Meter hoch. »Die Lokalhistoriker haben die Bautasteine nie in Zusammenhang mit dem Kloster gebracht«, sagt Øyvind.
    Wir gehen weiter durch den Wald und springen über einen Bach. Die Stiefel machen schmatzende Geräusche auf dem nassen Boden. Als wir uns dem Punkt nähern, an dem sich der zweite Bautastein befinden soll, gehen wir langsamer und entfernen uns ein paar Meter voneinander. Schritt für Schritt suchen wir den Waldboden ab. Als wir uns sicher sind, zu weit gegangen zu sein, machen wir kehrt, gehen ein paar Schritte zur Seite und suchen erneut. So geht es mehrmals hin und her.
    Ich entdecke den Stein durch einen bloßen Zufall, weil ich meine Brille absetze, die beschlagen ist. Als ich die Gläser mit meinem Hemdenzipfel abwische, nehme ich die diffuse Kontur eines Steins wahr. Als ich die Brille wieder aufsetze, ist der Stein verschwunden. Verwirrt blicke ich mich um. Ich sehe Baumstämme, Dickicht, eine von Moos überwucherte Felsformation und Zweige und Reisig am Boden. Ich setze die Brille wieder ab und sehe den Umriss erneut. Dieses Mal lasse ich den Stein nicht aus den Augen, als ich die Brille wieder aufsetze. Verblüfft erkenne ich, dass der Obelisk ein Teil der Felsformation ist. Die Steinmetze haben einen natürlichen Felsen zugehauen.
    Im Laufe des Tages finden wir alle fünf Bautasteine. Sie sind in Form eines Pentagramms um das Kloster verteilt.
    Über zwei stolpern wir

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