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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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wonach ich suchen muss. Und sie haben mir erklärt, wie ich suchen soll. Der Rest ist meiner Geduld und Fantasie überlassen.
    Den größten Teil meiner Arbeitstage verbringe ich damit, alle möglichen Buchstabenkombinationen auszuprobieren und die Texte senkrecht und waagerecht, diagonal und von hinten nach vorne aufzudröseln.
    Und in meinem Innern weiß ich, dass die Antwort irgendwo in den Myriaden von Buchstaben und Zeichnungen lauert.

10
     
    Am frühen Montagvormittag stoße ich auf die Lösung.
    Der Regen rinnt in breiten Bächen am Bürofenster herunter. Mein Schädel fühlt sich an wie mit Watte gefüllt, doch trotz oder gerade wegen dieser Benommenheit mache ich die Entdeckung.
    In einem verwirrenden Abschnitt in Snorris Text – sowohl typographisch als auch inhaltlich – finden sich die griechischen Buchstaben Alpha und Omega. Sie sind besonders groß und mit roter Tinte geschrieben. Die griechischen Zeichen A und Ω eröffnen und beschließen einen Abschnitt mit einem lesbaren, aber inhaltlich sinnleeren Text. Alpha und Omega bedeuten Anfang und Ende. Wenn also A und Ω den Anfang und das Ende einer Botschaft markieren, muss ich den Text innerhalb des eingegrenzten Bereiches noch einmal untersuchen.
    Als ich die ersten und letzten Buchstaben in den Zeilen abwärts lese, erkenne ich plötzlich zwei Ortsnamen und ein Wort unter dem A am linken Rand und über dem Ω am rechten Rand.
    Aus dem Altnordischen in modernes Norwegisch übersetzt, lautet der erste Teil des Rebus folgendermaßen:
     
    Unter dem A ergeben die jeweils ersten Buchstaben der darunterliegenden Zeilen den Namen Døso und das Wort kors für Kreuz.
    Auf die gleiche Weise kann ich in den letzten Buchstaben der Zeilen über dem Ω den Namen Røykenes herauslesen.
    Ich schlage die Namen nach. Døso bei Os in Hordaland, etwa dreißig Kilometer südlich von Bergen. Der Name leitet sich von dem Wort dys , Steinhaufen, ab und ist ein Hinweis auf die tausendfünfhundert Jahre alten Grabhügel in der Gegend. In Røy-kenes endet ein Mönchspfad, der wenige Kilometer von Døso entfernt verläuft.
    Mönchspfad?
    Ich schlage eine Umgebungskarte auf, mache einen Punkt bei Døso und einen bei Røykenes und verbinde die beiden Punkte mit einer senkrechten Linie.
    Kreuz …
    Meint Snorri, dass ich mit den Ausgangspunkten Døso und Røykenes ein Kreuz zeichnen soll?
    Ich fahre etwas mit dem Querbalken des Kreuzes rauf und runter. Das rechte Ende zeigt irgendwo in den Wald.
    Das linke endet … am Lysekloster.

     
    Einige Sekunden starre ich wie gelähmt auf das Blatt.
    Die eine Spitze des Pentagramms hat nicht auf irgendeine heilige Stätte in Bergen gezeigt, sondern auf das Lysekloster!
    Das Lysekloster ist ein mythenumsponnenes Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert. Es wurde 1536 geschlossen, aber die Ruine und der Park sind auch heute noch eine beliebte Touristenattraktion in einer Umgebung, in der die Mönche ihre Genügsamkeit pflegten und ihr Leben voller Ruhe und Ergebenheit den Segnungen des Quellwassers widmeten.
    Lysekloster.
    Selbstverständlich!
    Ganz Feuer und Flamme, durchforste ich weiter das Labyrinth der Zeichen. Nachdem sich der erste Knoten gelöst hat, geht es zügiger voran. Manche Buchstaben sind fetter als andere geschrieben und erleichtern einem die Suche nach weiteren versteckten Worten. So verbirgt sich in einer Zeile das Wort Quellwasser.
    Zwischen dem R und dem S in den zwei senkrechten Randzeilen findet sich (rückwärts gelesen) das Wort sinister, das lateinische Wort für links. Ich finde die Worte Salomons Siegel und Obelisk zwischen den Buchstaben S und K. Rückwärts lese ich Osten trifft Norden . Aber das Aufsehenerregendste ist: Oláfr hinn helgi, wie es im Originaltext steht – ein Hinweis auf Olav den Heiligen.
    Mein Blick flackert über das Durcheinander der Buchstaben und Wörter. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Snorri sich einfach nur einen Jux erlaubt hat. Aber genauso gut wäre es möglich, rein theoretisch, dass ich soeben einen Wegweiser zu dem verschollenen Grab Olav des Heiligen entdeckt habe.
     
    Es wird allgemein angenommen, dass Olav der Heilige, jener Wikingerkönig, der das Christentum in Norwegen einführte und 1030 in der Schlacht in Stiklestad gefallen ist, im Nidarosdom in Trondheim begraben liegt.
    Aber das stimmt nicht.
    Als die Schlacht in Stiklestad vorbei war und Olav an seinen Verletzungen verblutet war, zogen der Bauer Torgil und sein Sohn Grim über das Schlachtfeld,

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