Der Pakt der Wächter: Roman
Händen?«
»Natürlich.«
»In Norwegen oder auf Island?«
»Wir arbeiten an der Übersetzung.«
»Hast du gute Leute, die dir helfen?«
»Die besten.«
»Die besten befinden sich – streng genommen – hier im Schimmer-Institut.«
»Okay, dann die Zweitbesten!«
»Du solltest das Pergament wirklich hierherschicken lassen. Um es konservieren und behandeln zu lassen, bevor es übersetzt wird.«
»Es ist in guten Händen. Im Moment weiß ich noch nicht, ob es hier wirklich sicher wäre. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Scheich der wirkliche Besitzer des Schimmer-Instituts ist. Sira Magnus hat hier angerufen, nachdem er den Codex gefunden hatte.«
Stuart schweigt einen Moment, ehe er den Faden aufgreift:
»Du und deine Freunde, ihr seid weiter gekommen als jemals jemand zuvor. Ihr habt Codes erkannt, wo andere bislang nur eine Aneinanderreihung von Zeichen gesehen haben, und es ist euch auch noch gelungen, diese Codes zu entschlüsseln!«
»Aber die wichtigste Grabkammer haben wir noch nicht gefunden. Und wir haben den letzten Hinweis darauf verloren, der befand sich nämlich im Inneren der St.-Laurentius-Figur.«
Im Dunkel erahne ich ein Lächeln auf Stuart Dunhills Lippen. »Du misst dich mit den führenden Wissenschaftlern der Welt und mit einem geheimnisvollen Milliardär. Aber du hast die richtige Spürnase und Intuition und eine Waghalsigkeit, die all die anderen nicht haben. Ich bewundere dich, Bjørn. Wirklich. Ich bewundere dich.«
Meine Wangen werden warm.
Stuart sagt: »Sollte diese Grabkammer jemals gefunden und dieses Rätsel gelöst werden, dann von dir. Und das glaube nicht nur ich.«
6
Fast den ganzen nächsten Tag verbringe ich im Archiv des Schimmer-Instituts, wo ich mir Archivschachteln mit Dokumenten, Pergamenten, Schriftrollen und Papyrusfragmenten ausleihe. Der Archivar registriert gewissenhaft jedes Teil, das ich mit an meinen Platz nehme.
Vorsichtig wie ein Herzchirurg blättere ich die Unterlagen durch und arbeite mich immer tiefer in die Vergangenheit vor. Ich finde Briefe, Berichte, Beglaubigungen, Bescheinigungen und Beilagen, Anweisungen, Notizen, Hinweise und Rundschreiben. Den meisten Dokumenten liegt eine englische Übersetzung bei. Ich trage Seidenhandschuhe und in regelmäßigen Abständen kommt ein Konservator zu meinem Tisch und überzeugt sich, dass ich aus den unersetzlichen Schätzen kein Pappmaché mache.
Trotzdem entdecke ich keinen einzigen Hinweis darauf, dass außer Asim jemals jemand etwas aufgezeichnet hätte, das den Wikingerraubzug nach Ägypten bestätigt. Wenn ein solches Dokument existiert, hätte Stuart es sicher schon vor vielen Jahren gefunden.
7
Ich habe mich um 18 Uhr mit Stuart zum Essen verabredet. Bis dahin ist noch etwas Zeit, und so mache ich einen Abstecher zum Laborflügel des Schimmer-Instituts, um mich zu erkundigen, ob sie etwas über den Runenstab herausgefunden haben. Zum Beispiel wie alt er ist, aus welchem Holz er besteht und ob möglicherweise etwas darin verborgen ist.
Der Labortrakt ist in einem eigenen Flügel untergebracht, der 1985 gebaut wurde. Die Werkstätten sind mit modernster Technik und Spezialausrüstung ausgestattet, von C-14-Analysen bis zur Restaurierung von Gegenständen oder der Zusammensetzung von Dokumenten, die in tausend Einzelteilen ins Labor gebracht wurden, kann hier so ziemlich alles bewerkstelligt werden. An den Geräten sitzen Wissenschaftler in weißen Kitteln oder Overalls, einige mit Schutzbrillen und Mundschutz.
Eine Laborantin im grünen Plastikoverall zeigt mir den Weg zum technischen Labortrakt für Artefakte aus Holz, Papier und Papyrus. Ich blicke in ein Labor, in dem zwei jüdische Forscher mit Kippa an einer Tora arbeiten, die auf einem mehrere Meter langen Aluminiumtisch entrollt liegt. Im nächsten Labor ist eine Gruppe Wissenschaftler mit der Restaurierung eines reich ausgeschmückten Sarkophags beschäftigt. Ich öffne die Tür einer Besenkammer und danach eines Büros, aus dem ich von einer Frau, die an einem mit Ringheftern beladenen Schreibtisch sitzt, angefaucht werde, ob ich nicht anklopfen könne.
Das dritte Labor ist leer.
Abgesehen von Lars.
St. Laurentius.
Der Holzfigur, die aus der Stabkirche in Ringebu gestohlen wurde.
Der heilige Laurentius ist mit Zwingen und Riemen in eine Werkbank eingespannt, als sollte verhindert werden, dass er die Beine in die Hand nimmt und in die Wüste flieht.
Mir ist nicht allein wegen der Klimaanlage kalt. Ich kann
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