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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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nicht fassen, dass die Figur hier ist – im Schimmer-Institut. Also scheint Scheich Ibrahim das Institut tatsächlich unter Kontrolle zu haben. Was im günstigsten Fall bedeutet, dass ich unter Aufsicht stehe, wenn ich mich nicht sogar in Lebensgefahr befinde.
    Ein paar Sekunden lang bleibe ich in der Tür stehen und starre St. Laurentius an, bevor ich rasch ins Labor trete. Die Figur auf der Werkbank sieht, umringt von den Bohrern und Stichsägen, seltsam fremd aus. Trotz des Arsenals an zerstörerischen Werkzeugen scheint man sorgsam mit der Figur umgegangen zu sein. Unter den Riemen und Schraubzwingen klemmen dicke Filzpuffer, und die Sägeblätter und Bohrer sind von geringstmöglicher Größe.
    An einer Leuchttafel an der Wand hängt ein Röntgenbild. Verblüfft bleibe ich stehen und mustere das Bild. Die Durchleuchtung von St. Lars zeigt keine Hohlräume, in der eine Botschaft versteckt sein könnte. Offensichtlich haben die Forscher mitten in der Arbeit innegehalten und das Werkzeug beiseitegelegt, sobald sie das Röntgenbild erhalten haben.
    St. Laurentius ist eine massive Holzfigur.
    In der sich nichts befindet.
    Verwundert blicke ich vom Röntgenbild zu der Figur und wieder zurück. Der Text auf der Bibel war vollkommen unmissverständlich gewesen. Wie die Jungfrau Maria... Ehre sei Tomas!
    Aber warum ist dann nichts im Innern der Figur?
    Unter der Decke des Labors entdecke ich eine Überwachungskamera. Wer jetzt wohl das entgeisterte Gesicht des kurzsichtigen Albinos Bjørn bewundert?
    Ich verlasse das Labor, schließe die Tür und bleibe stehen, um mich zu sammeln. Im gleichen Moment kommen zwei Laboranten, ein Mann und eine Frau um die Ecke des Flures.
    Beide bleiben stehen.
    »Ja?«, fragt die Frau.
    »Können wir Ihnen helfen?«, fragt der Mann.
    Die Laboranten ziehen es vor, wenn die Akademiker im Lesesaal bleiben.
    Mit trockenem Mund gebe ich vor, auf der Suche nach dem Labor zu sein, in dem der norwegische Runenstab untersucht wird.
    »Der Runenstab? Labor 14.«
    Ich bedanke mich und gehe über den Flur weiter.
    Der Runenstab liegt in einem durchsichtigen Plastikbeutel in einem verschlossenen Glasschrank in einem leeren Labor, an dessen Tür Woodwork Laboratory XIV steht. Ich schlage die Scheibe mit dem Ellenbogen ein und stecke den Runenstab in die Tasche. Unter der Decke glimmt die rote Lampe einer Überwachungskamera.
    Kurzatmig haste ich den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin. Der Alarm kann jeden Augenblick losgehen. Das Heulen der Sirene, bis durch die Lautsprecher gerufen wird: »Haltet den Dieb!«
    Doch nichts geschieht.
    Jedes Mal, wenn mir jemand entgegenkommt, gehe ich langsamer. Ich blicke mich um, als ich durch die doppelten Schwingtüren des Labortraktes husche, haste durch den Konferenzflügel und komme in den großen offenen Empfangsbereich.
    Ich stelle mir vor, dass dort Hassan auf mich wartet, die Waffe im Anschlag.
    Aber niemand beachtet mich. Das Leben am Empfang geht seinen gewohnten Gang. Einige sehen fern. Andere diskutieren, telefonieren oder lesen Zeitung.
    Keiner blickt auf.
    Keiner ruft: Da ist er!

8
     
    Stuart Dunhill wohnt in einer Suite im Hotelflügel. Ich klopfe hart an seine Tür. Als er öffnet, zieht er seine Augenbrauen überrascht hoch: »Schon?« Er macht sich gerade für das Abendessen bereit, hat Rasierschaum im Gesicht und das weiße Hemd noch nicht zugeknöpft.
    Ich drängele mich an ihm vorbei und schließe die Tür. »Sie sind hier.«
    »Wer ist wo?«
    »Der Scheich. Hassan. Ich habe keine Ahnung. Ich habe St. Laurentius gesehen! In einem der Labore.«
    »Sankt wen?«
    »Sankt Laurentius. Die Holzfigur!«
    » Hier? «
    »Ich komme gerade aus dem Labor! Ich war auf der Suche nach dem Runenstab.«
    »Hast du jemanden gefragt...«
    »Bist du verrückt? Das Schimmer-Institut ist offensichtlich ein Teil des ganzen Komplotts.«
    »Das Institut? Ich bitte dich. Das ist eine respektable, seriöse Forschungseinrichtung. Hier würde niemand historische Artefakte stehlen. Und ganz sicher niemanden töten.«
    »Und was macht dann St. Laurentius hier?«
    »Bestimmt gibt es eine ganz natürlich Erklärung. Lass uns der Institutsleitung Bericht erstatten. Sofort.«
    »Nein!«
    »Denk doch mal nach. Vielleicht wurde ein Mitarbeiter bestochen. Vielleicht ist das Institut betrogen worden. Vielleicht hat jemand die Figur hierher mitgenommen, ohne das Institut zu informieren, woher sie stammt und wie sie in seinen Besitz gekommen ist.«
    »Ich traue denen nicht bis

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