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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Titeln. Das ist nichts anderes als eine simple Kopie der ägyptischen Staatshierarchie.«
    Ich schalte die Klimaanlage ein. Die Hitze hämmert auf das Autodach. Auf der Rückbank liegt eine aufgeheizte Kühltasche mit Wasserflaschen. Ich nehme zwei Flaschen heraus und reiche Stuart eine davon. Das Wasser ist lauwarm, aber trotzdem trinke ich in einem Zug die halbe Flasche aus.
    Stuart ringt mit dem Drehverschluss. »In der Stammeskultur der Patriarchen stand die Erzählung im Mittelpunkt – in Form mündlicher Überlieferungen. In Ägypten hingegen war es üblich geworden, die besten Geschichten aufzuschreiben.« Er setzt die Flasche an die Lippen und trinkt gierig. Dann rülpst er und murmelt: » Excuse me. «
    Durch die Seitenscheibe sehe ich eine nicht enden wollende Steinwüste.
    »Bist du müde?«, frage ich.
    Er verneint.
    »Als der britische Archäologe Layard Mitte des 19. Jahrhunderts die Ruinen des Palastes des Assyrerkönigs Aschurnasirpal II. im Irak ausgrub, entdeckte er auch Keilschrifttafeln aus der Zeit der assyrischen Belagerung Babylons. In ihrer Schöpfungsgeschichte – der Vorläuferin jener, die wir aus den Büchern Mose kennen – wurde der erste Mensch, ein Mann, in einem paradiesischen Garten erschaffen. Danach entstand dann aus einer seiner Rippen eine Frau.« Stuart räuspert sich und trinkt noch einen Schluck Wasser. »Später wurden der Mann und die Frau des Paradieses verwiesen. Weil sie die Gesetze ihres Gottes nicht eingehalten haben...« Er kippt den Rest des Wassers hinunter. »Sogar die Sintflut wird in der babylonischen Mythologie erwähnt: Das dreitausendsechshundert Jahre alte Gilgameschepos erzählt von einem Gott, der einem Mann befiehlt, sich auf eine Überschwemmung vorzubereiten. Dieser Mann rettet sich selbst, seine Familie und viele Tierarten an Bord einer Arche, die schließlich an einem hohen Berg auf Grund läuft.«
    Ich drehe die Klimaanlage voll auf.
    »Der Turmbau zu Babel?«, fährt Stuart fort. »In Babylon baute der assyrische König Esarhaddron einen Turm, den er dem Gott Marduk widmete und der bis in den Himmel reichen sollte. Was glaubst du, was geschehen ist? Die Schwerkraft hat gewonnen. Der Turm ist eingestürzt.«
    »Aber bestätigt das nicht bloß die Geschichten, die in der Bibel stehen?«
    »Man kann es so deuten. Man kann aber auch etwas böswilliger sein und behaupten, dass die Schreiber des Alten Testaments nicht einmal Fantasie genug hatten, sich ihre eigenen Geschichten auszudenken.«
    »Der Tanach besteht aus mehr als nur aus deinen Beispielen.«
    Mein Einwand provoziert ihn: »Große und sehr zentrale Teile der Heiligen Schrift sind ein Aufguss von Mythen und Erzählungen aus älteren Kulturen...«
    »Und wenn schon!«
    »…die mit Raffinesse in die Schöpfung einer neuen Religion verwoben wurden, die sich um einen neuen absoluten Gott dreht.«
    Keiner von uns sagt in den nächsten Minuten etwas.
    Irgendwann hält Stuart die Stille nicht mehr aus:
    »Sogar die Lebensgeschichte Mose hat einen Vorläufer. In den babylonischen Mythen wird König Sargon von Akkad von seiner Mutter in einem Schilfboot auf den Fluss gesetzt, um ihn so zu verstecken. Glücklicherweise wird er gefunden. Und adoptiert.« Stuart trommelt mit den Fingern auf das Lenkrad. »So viel zur Originalität des wichtigsten Teils im Alten Testament.«
     
    Sogar in der brütenden Hitze der Wüste gibt es Wesen, die sich wohlfühlen. Haarige, bunte Larven. Esel. Und die Rose von Jericho. Bei feuchter Witterung ist sie flach und grün, doch sobald sie trocknet, rollt sie sich wie eine Faust zusammen, um den Elementen zu trotzen. Ich kann mich gut mit dieser Pflanze identifizieren. Bleibt es trocken, reißt sie sich von ihren Wurzeln los und rollt mit dem Wind durch die Wüste, bis sie irgendwo einen neuen feuchten Platz findet, an dem sie Wurzeln schlägt.
    Kaum einer findet diese Pflanze schön, aber für gewitzt halten sie fast alle.
    Ein bisschen so wie mich.

11
     
    Wir erreichen eine Grenzstadt, in der wir uns ein Visum für Ägypten besorgen. Wir überqueren die Grenze und fahren nach Süden über die Halbinsel Sinai bis zur Bucht von Akaba und weiter nach Scharm el-Scheich. Von dort nehmen wir die Fähre über das Rote Meer nach Hurghada und fahren in südlicher Richtung nach Port Safaga, wo wir einer eskortierten Touristenkolonne durch die Wüste in Richtung Luxor folgen.
    Unterwegs vertraut mir Stuart seine Hoffnung an, unsere Ermittlungen könnten ihm zu einem Durchbruch in

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