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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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zur nächsten Ecke.«
    »Hier arbeiten Hunderte von Wissenschaftlern. Das Institut steckt nicht mit Banditen unter einer Decke. Du hast selbst einen Runenstab mitgebracht. Aber das Institut kann doch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn du ihn aus einem Museum entwendet hast.«
    »Ich muss hier weg.«
    »Bjørn, du befindest dich mitten in der Wüste!«
    »Ich kann hier nicht bleiben, tut mir leid!«
    »Bjørn...!«
    In diesem Moment klingelt das Telefon. Stuart meldet sich. Hört zu und legt dann auf. Am Hörer klebt Rasierschaum.
    »Ich komme mit dir!«
    »Mit mir?«
    Er zieht einen Koffer unter dem Bett hervor.
    »Stuart! Was geht hier vor?«
    Rasch packt er ein paar Stapel Unterwäsche, Socken und Hemden aus der Kommode in den Koffer.
    »Wer war da gerade am Telefon? Was haben sie gesagt?«
    Stuart bleibt stehen. »Das war das SIS.«
    »Professor Llyleworth?«
    »Sie haben mich gebeten, auf dich aufzupassen.«
    »Auf mich aufzupassen?«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Ist etwas passiert? Weiß das SIS, dass ich die Figur gefunden habe?«
    »Das bezweifle ich. Aber Scheich Ibrahim weiß, dass du hier bist. Das SIS hat erfahren, dass ein paar Leute des Scheichs auf dem Weg hierher sind. Zum Institut. Und bei diesen Leuten handelt es sich nicht um korrupte Forscher.« Stuart sieht mich an. »Er hat Hassan geschickt.«
     
    Bevor wir fahren, stecke ich mein Handy in einen gefütterten Umschlag, auf den ich die Adresse meines Büros in der Universität schreibe. Ich weiß nicht, ob es die gsm-Karte in meinem Handy ist oder irgendjemand hier im Institut, der fortlaufend darüber berichtet, wo ich mich befinde.
    Hassan ist nicht so leicht hinters Licht zu führen. Er wird kaum dem Postauto folgen. Aber vielleicht kann ich einen kleinen Vorsprung herausschlagen, wenn ich das hochtechnisierte Spionagezentrum des Scheichs ein bisschen verwirre.

9
     
    Wir fahren in einem Mitsubishi Outlander, den Stuart entweder gestohlen oder geliehen hat, durch die Wüste.
    Der Himmel ist dunkel und sternenklar. Die karge Landschaft erscheint unendlich. Im Licht der Scheinwerfer zeichnen sich zwei vertiefte Streifen ab, die man bestenfalls als einen Feldweg bezeichnen kann. Die Frauenstimme des Navigationssystems bittet uns, nach dreihundert Yards rechts abzubiegen. Sie scheint zu glauben, wir befänden uns auf einer Autobahn.
    »Wohin fahren wir?«, frage ich.
    »Weg!«
    »Wie weg?«
    »Wenn es schon so endet, will ich dir auch zeigen, wovon ich rede.«
    »Und das bedeutet?«
    »Wir fahren zu dem einzigen Ort, an dem wir etwas ausrichten können.«
    »Und das wäre?«
    »Mein Gott, für jemanden mit deinem Ruf hast du aber eine verdammt lange Leitung!«
    »Wohin fahren wir?«
    »Nach Ägypten.«

10
     
    Stunde um Stunde fahren wir durch die vollkommene Dunkelheit der Wüste, bis die Nacht am Horizont verrinnt.
    Unterwegs doziert Stuart mit dem Eifer eines Lehrers, der endlich einen Schüler gefunden hat, der nicht weglaufen kann. Vielleicht ist das aber auch nur seine Art und Weise, sich wach zu halten. Mit einer Hand am Steuer, mit der anderen wild gestikulierend, spricht er über die Patriarchen des Alten Testaments und darüber, wie ihre Stammeskultur durch die Gründung des ägyptischen Staates beeinflusst wurde.
    »Die Patriarchen gehörten einem Volk von Nomaden an. Sie waren Hirten«, sagt er und starrt in das Licht des anbrechenden Tages. »Juden, Christen und Muslime beten alle den gleichen Patriarchen an: Abraham. Mit seinem Dienstmädchen Hagar zeugte er Ismael, einen der großen Propheten der Muslime. Mit seiner Frau Sara bekam er den Sohn Isaak, einen der Vorväter Mose und der Juden. Als Abraham starb, schickte Sara ihren Stiefsohn Ismael fort, wodurch die semitische Rasse in Juden und Araber aufgespalten wurde. Seit diesem Zeitpunkt streiten sie miteinander.«
    Während die Sonne aufgeht und das scharfe Licht auf die Wüstenlandschaft fällt, erzählt mir Stuart von den Verschmelzungen der Stammeskultur und den aufkeimenden Zivilisationen. Die Autoreifen rumpeln über den unebenen Weg.
    »Das Alte Testament entstand in einer Zeit, als sich die Stämme des Altertums in organisierte Staatsstrukturen verwandelten. Die alttestamentarischen Erzähler sammelten Stoff aus den gut funktionierenden Kulturen der Region. Wie die Babylonier und die Ägypter. Ägyptische Weisheiten sind direkt in Salomons Sprüche übernommen worden. Denk nur an den Verwaltungsapparat König Davids, mit Ministern und allen möglichen

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