Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
gesehen, wie in ihrem Blick die Neugier aufgeblitzt war.
»Notstromaggregate? Was meinst du damit?«
»Ich ...«
»Sind deswegen heute Morgen die Lichter ausgefallen?« Ihre Hand umspannte seine Schulter fester. »Ist es deswegen hier so kalt?«
»Gabriella, du musst mir versprechen, nichts davon weiterzugeben. Ich will mich an die Gäste an das gesamte Personal wenden, aber erst dann, wenn alle wach sind und etwas gegessen haben. Mit vollem Magen verdaut sich eine unangenehme Nachricht besser.«
»Was soll das bedeuten? Welche schlechte Nachricht?«
»Wir haben keinen Strom mehr. Irgendwo da draußen muss die Überlandleitung zusammengebrochen sein. Im Augenblick wird die Kühlung der Lebensmittel, die Wäscherei und die Heizung mit Notstrom betrieben.«
Gabrielle runzelte die Stirn. »Aber ... der Notstrom reicht für ... wie lange?«
Jim antwortete nicht. »Ich muss gehen und nach Carver sehen. Du wirst sehen, es wirst alles gut.« Er machte eine Geste, als würde er seine Lippen abschließen. Und so kehren sich die Seiten, was, Gabriella? »Denk nur daran, ja?«
»Ich werde nichts sagen, Jim. Keine Sorge. Aber ich hoffe, du bekommst die Probleme in den Griff.«
Jim blickte einmal zurück, hob den Daumen und zwinkerte zuversichtlich. Die Probleme in den Griff? Aber sicher.
Na klaaar
.
Wenn die Überlandleitung nicht repariert wird ...
Er folgte dem Gang vom Speisesaal bis zur Küche und stieß die Doppelflügeltür mit den runden Scheiben auf. Jim entdeckte Jack augenblicklich.
»Carver! Kommen Sie hier rüber!«
Jack, winkte die Küchenhilfen in Richtung des Speisesaals und sah einen Augenblick zu, wie sie die großen Platten mit dem Frühstücksbuffet nach draußen balancierten. »Alles bestens. Das Frühstück ist fertig.«
»Alles unter Kontrolle hier?«
»Nun, nachdem Bradley das Lagerschloss aufgebrochen hat ... ich kann mich nicht beschweren.«
»Gut, Carver. Wenigstens hatte einer die Situation unter Kontrolle.« Jim schürzte die Lippen. »Wie auch immer. Um neun, in der Empfangshalle. Ich muss etwas verkünden. Sagen Sie Bescheid, wen auch immer Sie treffen.«
»Sir? Was denn?«
Jim zuckte zusammen. Wie lange ist es her, dass dich Carver mit Sir angesprochen hat? Verdammt lange.
»Ach nichts. Geben Sie es einfach weiter.« Jim ging hinaus und kehrte in sein Büro zurück. Dort ließ er sich auf die Knie nieder, um zu beten.
Und er betete lange und gründlich und ließ nichts aus.
19
Gabriella Lott war mit vierundzwanzig Jahren von Italien nach Amerika ausgewandert. Ein Kind armer sizilianischer Weinbauern, das sich eine bessere Zukunft erhoffte. Heute, sechzehn Jahre später, war ihr sehnlichster Wunsch, zurückzukehren.
Doch da war nur ein Problem: Sie konnte nicht zurück. Sie wusste es.
Nicht etwas deshalb, weil ihr Konto nicht gefüllt war. Auch nicht, weil sie neue, starke Bindungen in diesem Land festhielten. Dies waren Nebensächlichkeiten, im Vergleich zu dem wahren Grund.
Es war Jim.
Jim hinderte sie.
Sie wusste es, genau wie sie wusste, dass in den Wänden etwas hauste, dass Geräusche machte, nachts, wenn alles andere still war. Gabriella wusste auch, dass sie ein weiterer Monat in diesem Hotel und seiner Nähe - seine ekelhaften, penetranten Nähe - sie verrückt machen würde.
Sie blickte hinauf zur Kuppel und betrachtete den weißen Teppich aus gefrorenem Wasser, der dort völlig unberührt war. Und jetzt das. Die Überlandleitung unterbrochen, die Notstromaggregate eingeschaltet. Was kam als nächstes?
Ein Gast.
Kaum hatte sie sich hinter dem Pult am Empfang postiert, den Computer hochgefahren, kam ein Gast die Haupttreppe herab.
Sie, lieber Leser, müssen eines über Gabriella Lott wissen: Sie erkannte eine Beschwerde, noch bevor sie vorgebracht wurde. Sie las es aus dem Gesicht und so wusste sie, dass dieser Mann, mit seinen strohblonden Haaren, die letzte Nacht nicht sonderlich gut geschlafen hatte. Aber da war noch etwas anderes, was das Fass zum Überlaufen brachte. In Verbindung mit dem ausgeprägten Gedächtnis für Namen und Gesichter, wie es sich nur eine Chefin des Empfangs nach Jahren der Arbeit aneignete, vermochte sie ihm einen Namen zuzuordnen.
»Mr. Floyd, kann ich etwas für Sie tun?«
»Das können Sie allerdings. Die Dusche. In meinem Zimmer. Ist kalt.« Floyd legte eine Hand auf den Rezeptionstisch und tippte mit dem Finger gegen das Holz. »Können Sie sich das erklären?«
Gabrielle dachte an Jim und das Versprechen. Ich werde
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