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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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(vermutlich bereits wohlvorbereiteten) Ansprache.
    Seine Stimme, mehrfach verstärkt, hallte aus allen Richtungen.
    »Sehr verehrte Gäste und Personal. Viele von Ihnen haben heute Morgen bemerkt, dass einige Dinge nicht so funktionieren, wie Sie es erwarten. Dafür entschuldige ich mich und übernehme selbstverständlich die volle Verantwortung. Sie sollen den Grund erfahren. Letzte Nacht wurde das Larches von den Überlandstromleitungen abgeschnitten. In diesem Moment arbeiten wir mit Notstrom, bis die Leitungen repariert sind.«
    Das kann lange dauern, dachte Jack.
    »Der Notstrom reicht allerdings nicht aus, um die Heizung rund um die Uhr zu betreiben. Wir schalten die Heizungen in der Nacht ein, über Tag allerdings ab. Wenn ihnen kalt wird, dann brennen für Sie die beiden Kamine: im Salon hier im Erdgeschoss und hier in der Empfangshalle. Die Kühlung der Lebensmittel ist leicht heruntergefahren ...«
    »Wieso Kühlung?«
    Einige Köpfe fuhren herum, auch Jacks. Floyd hatte gesprochen.
    »Bitte?« fragte Jim. »Wir brauchen die Kühlung für über hundert schnell verderbliche Lebensmittel -«
    »Nein! Schauen Sie nach draußen! Es ist verdammt kalt! Bringen wir die Sachen nach draußen und benutzen das Diesel für etwas sinnvolles wie die Heizung!«
    Jack sah zu, wie Gabriella zu Jim trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte. »Mr. Floyd«, sagte der Direktor dann, »das ist eine vernünftige Überlegung. Ich werde darüber nachdenken. Ähm ... wo war ich? Ja. Das Brauchwasser bleibt den Tag über kalt, abends und morgens warm. Wir müssen den Pool im vierten Stock schließen.«
    »Blödsinn!« sagte jemand. »Wofür habe ich bezahlt?«
    »Über Rückerstattung können wir später sprechen! Ich möchte Sie alle bitten, die Umstände so zu akzeptieren wie sie sind! Wir stecken alle hier fest und müssen uns arrangieren. Ich brauche hier Ihr Verständnis. Außerdem ...«, Jim wechselte einen Blick mit Gabriella, »muss ich Sie bitten, alle im Hotel zu bleiben. Keine Ausflüge, meine Damen und Herren. Dies ist einer der schwersten Schneestürme, die uns jemals heimgesucht haben.«
    Jetzt brandeten überall Unterhaltungen auf.
    »Wollen Sie uns einsperren?« rief eine Frau.
    »Nein, aber ich muss Sie bitten um Ihrer eigenen Sicherheit willen hierzubleiben. Draußen ist es gefährlich. Ein Sturm wie dieser ist unberechenbar.«
    »Was soll denn passieren, wenn wir eine kleine Wanderung machen?« Das junge Paar, das Jack im Speisesaal bemerkt hatte, blickte sich um, als wäre ihre Empörung das Natürlichste der Welt.
    Ihr wart wohl noch nie in einem Schneesturm, dachte Jack. Er erinnerte sich an einen Einsatz, vor langer Zeit ... Vorne, hinten, links und rechts keine Orientierung, Temperaturen, die zwanzig Grad unter dem Wert lagen, den das Thermometer anzeigte, weil das der Wind war, der dir das Blut in den Adern zusammentrieb und dann gefrieren ließ, der Wind, Freunde ...
    »Ich kann sie beide nicht abhalten, nach draußen zu gehen«, sagte Jim, »ich kann sie nur höflich daran erinnern, wie gefährlich es draußen ist. Wir haben nicht die Kapazitäten, jemanden zu suchen, der dort draußen verloren geht.« Er blickte in die Runde, dann redete er weiter von Einzelheiten, wie davon, nicht unnötig Licht anzuschalten, um die Aggregate zu schonen. Jack ahnte, dass keiner der Anwesenden damit rechnete, dass dort draußen irgendjemand verloren gehen würde. Was war mit Henry? Wieso erwähnt er nicht Henry?
    »Er macht einen Fehler«, sagte eine leise Stimme, die Jack zusammenzucken ließ. Floyd war unbemerkt hinter ihn herangetreten. »Er sollte ihnen die Hölle heiß machen, diesen jungen Dingern. Er sollte ihnen Angst machen. Wie ich schon sagte, nur wer überzeugt, wirkt.«
    »Da stimme ich zu«, sagte Jack.
    »Ich frage mich, was das alles soll. In jedem Hotel ist genug Diesel, um die Notstromaggregate eine Woche lang zu betreiben - und das bei nahezu Volllast.« Floyd blickte zu Jim hinüber. »Der da tut aber so, als hätten wir nur noch wenige Tropfen.«
    »Das wäre beunruhigend.«
    »Vielleicht wäre es gar nicht so beunruhigend.« Floyd kramte in der Brusttasche des karierten Hemds, das er trug, und zog die Zigarettenschachtel mit der Aufschrift Stickies hervor. »Vielleicht wäre es unglaublich spaßig.«
    Jack mochte ihn von Sekunde zu Sekunde weniger. Vorne sagte Jim etwas und deutete eine kleine Verbeugung an; seine Ansprache war vorbei.
    »Das war's. Jetzt sollte jemand herausfinden, was hier wirklich los

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