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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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Hausmeisterwohnung, im Korridor und wer weiß, wo noch.
    So begann es.

16
    »Sind Sie noch da, Carver?« Jims Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als würde die Dunkelheit die Kraft aus seinen Worten saugen. Aber so war es nicht, denn die Tatsache, dass das Licht nach einigen Sekunden nicht wieder anging, bedeutete
sie hatten ein Problem
, und es war eben diese Gewissheit, die die Kraft aus seinen Worten saugte.
    Wenn man
ein Problem hatte
, und es nicht lösen konnte, war das gar nicht gut.
    Jack blickte zum Fenster, wo die einzige Lichtquelle in völliger Dunkelheit der glitzernde Schnee war. »Ich bin noch hier, ja. Wieso haben wir keinen Strom?«
    »Ich vermute ... da ist eine Leitung gerissen. Der Schnee ...«
    »Sollten jetzt nicht die Generatoren anspringen?«
    Jim dachte an die zwölf Kanister, die hinter einer feuerfesten Stahltür im Keller standen. »Die Generatoren müssen von Hand eingeschaltet werden. Das war schon immer so.« Er knipste die Stabtaschenlampe an und richtete den Lichtkegel auf Jacks Gesicht. »Haben Sie eine Lampe, Carver? Bis ich den Strom wieder angestellt habe? Ich will nicht, dass Sie sich auf dem Weg zur Küche das Bein brechen.«
    Jim mit dem halben Gesicht im Schatten verborgen sah allerdings sehr wohl so aus, als wünschte er sich nichts sehnlicher, Jack mit gebrochenen Beinen zu sehen. Er bereute sein Versprechen mit der fünffachen Bezahlung längst, aber da war nichts mehr zu machen - Handschlag ist Handschlag und überhaupt - er brauchte einen Koch.
    »Ich habe keine«, antwortete Jack. »Am besten warte ich hier.«
    Genau. Am besten wartest du hier, während ich meinen Arsch in den Keller schwinge, mir beide Beine breche und diese verdammten Diesel anstelle. Jim nickte mechanisch. »Na dann. Laufen Sie nicht gegen die Wand, Carver.«
    Jim richtete den Lichtkegel auf die gegenüberliegende Wand, ging hinüber und tastete sich, eine Hand stets im Kontakt zur Tapete, den Korridor hinab. Er verschwand in der Dunkelheit, die ihn verschluckte wie dichtes Schneegestöber.

17
    Die Generatoren erwachten stotternd zum Leben, dann wirbelten die Antriebswellen, so schnell, dass das menschliche Auge der Bewegung nicht mehr folgen konnte, und das Licht an der Decke flackerte, wurde hell und blieb hell.
    Danke dafür. Jetzt lief die Zeit: T minus einem Tag.
    Bradley schloss die Tür hinter den Dieselkanistern, als Jim hereinkam.
    »Oh, Sie haben die Dinger schon angelassen.«
    »Ja, Sir.« Bradley betrachtete den Hoteldirektor. Er sah aus, als würde er sich über irgendetwas sehr ärgern. Nicht dein Problem, Greg. Carver hat den Fehler gemacht und sich zu sehr in Jims Angelegenheiten eingemischt - dir wird das nicht passieren. Immer schön den Kopf unten halten.
    »Haben Sie ihn gefunden?« Es war zweifellos klar, wen Jim meinte.
    »Ich habe den Keller abgesucht. Die Lager. Ich war beim Personal. Draußen, ganz kurz ...«
    »Verdammt!«
    »Sie sollten darüber nachdenken, die Polizei zu informieren, Sir.« Das war schon das Maximum an Aus-dem-Fenster-lehnen, das sich Bradley erlaubte. Er beobachtete Jims Reaktion.
    »Vielleicht. Vielleicht sollte ich das wirklich tun, Sie haben recht. Aber ich werde bis zum Mittag warten. Ich sollte für Henry beten, das sollte ich.«
    Am Mittag war der Schnee dann so hoch, dass er die Zufahrtsstraße blockieren würde. Bradley überlegte, ob er den Direktor darauf ansprechen sollte, und entschied sich dafür. »Sir, ich bin mir nicht sicher, ob Warten eine gute Idee ist.«
    »Inwiefern?«
    »Ich glaube, dass Henry nach draußen gegangen ist und ... nun, vielleicht gestürzt ist. Er liegt dort draußen.«
    Jim verzog das Gesicht.
    »Bis zum Mittag wird es der Polizei kaum mehr möglich sein, hierher durchzudringen. Sie werden nicht nach ihm suchen können.«
    »Also was schlagen Sie vor, Greg?«
    »Wir informieren die Polizei sofort. Wir suchen selbst nach ihm.«
    »Hm.«
    Bradley beobachtete Jim: Es war beinahe zu sehen, wie sich hinter seiner Stirn kleine Räder drehten und eine Entscheidung in Gang setzten. Jim war kein Mann, der sich gerne mit Autoritäten wie der Polizei abgab. Keine leichte Entscheidung.
    »Also gut.« Jim zog ein Mobiltelefon hervor. »Ich werde die Behörden informieren. Was ist mit der Stromleitung?«
    »Ich war auf dem Dach.« Oh, und es ist verdammt kalt und unheimlich dort oben. »Aber keine Spur von einem Defekt. Der Schaden muss irgendwo dort draußen im Wald liegen. Ich glaube nicht, dass das so schnell repariert

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