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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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vielen Einsätzen beteiligt, bei denen jeder meiner Kameraden jederzeit ums Leben hätte kommen können.«
    »Lassen Sie das.«
    »Wir werden das hier überleben. Wir kommen hier raus.« Lange warf ihr ein Lächeln zu. »Sie werden schon sehen.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Miranda und erschrak, als sie hörte, wie brüchig ihre eigene Stimme klang.
    »Es gibt Hoffnung. Da kommen sie.«
    Miranda drehte sich um. Richter war zurück, schneller als sie erwartet hatte, und er war nicht allein. Ihm folgte Bradley, der Hausmeister. »Taschenlampen«, sagte er und verteilte sie. Dann bemerkte Miranda, was er um die Schulter gehängt hatte.
    »Was erwarten Sie denn dort oben? Ein Jagdgewehr? Wollen Sie damit in einem geschlossenen Raum schießen?« Lange wirkte amüsiert.
    Richter warf Lange einen knappen Blick zu. »Wir wissen nicht, was dort oben auf uns wartet.«
    »Das ist alles, was wir haben«, antwortete Bradley. »Die Flinte und die Pistole. Es wird nicht reichen, wenn es stimmt, dass dort draußen ...« Er verstummte. Miranda sah in seinem Gesicht, dass er Angst hatte.
    »Wir sollten gehen«, sagte sie. Die Männer nickten. Richter ging voraus, Bradley an zweiter Stelle, dann Miranda und John Lange am Schluss. Die Waffen waren vorangerichtet und entsichert, und als Miranda die Treppenstufen betrat, konnte sie sich selbst keine Antwort darauf geben, ob sie in einer Stunde noch am Leben sein würde.

43
    Die Stimme war wieder in seinem Kopf.
    Jack, sagte sie. Hör mir zu.
    Und Jack lauschte. Vor seinen geöffneten Augen erlosch das Feuer und das Glas des Fensters über ihm erstarrte zu Eis.

44
    Es war sehr still. Die Schritte der Männer um sie herum waren laut, wie das Trampeln einer Herde von großen, schwerfälligen Tieren. Was auch immer sie erwartete, hatte sie längst gehört.
    Miranda unterdrückte den Drang, laut aufzuschreien. Es war eine Todesfalle, sie gingen direkt darauf zu! Gleichzeitig drückte etwas mit Gewalt auf ihre Lunge, hinderte sie am Atmen. Sie konnte nicht mehr schreien, auch wenn sie gewollt hätte. Mit jedem Schritt wurde das Gefühl schlimmer. Oder war es mehr als ein Gefühl? Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen zitterten über die Wände, den Boden. Die Dunkelheit selbst war zu ihrem Feind geworden, drängte sich um sie und kehrte augenblicklich zurück, wenn der Schein der Lampen weitergewandert war. Miranda spürte, wie Schweißperlen über ihre Stirn glitten und zwischen ihren Schulterblätter den Rücken herabrollten.
    Dies war Angst, Todesangst, wie sie sie noch nie verspürt hatte. Ihr Magen knurrte und auch dieses Geräusch war so laut in all der Stille, dass sie zusammenzuckte. Ihre Hand verkrampfte sich um die Taschenlampe. In wirren Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, stellte sie sich vor, dass ihr die Lampe aus den Fingern glitt, auf den Boden fiel und in die Dunkelheit davonrollte und sie sich selbst in der Dunkelheit wiederfand, allein gelassen von den anderen, die sie jetzt umgaben.
    »Wir sind da«, flüsterte Bradley. »Die alte Hausmeisterwohnung.« Die Lichtkegel sammelten sich auf einer schäbigen braunen Holztür. »Scheiße.«
    »Was?«
    »Sie sind sicher, dass es wirklich hier rauskam?«
    »Ja.«
    »Niemand sonst ist hier oben.«
    »Also dann ...«, sagte Bradley und seine Lampe zitterte. »Ich werde ganz bestimmt nicht als erstes da rein gehen.«
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte Richter. Miranda sah, wie er eine Hand in Richtung der Tür ausstreckte. »Es ist offen.«
    Er stieß die Tür auf und ging hinein, die Pistole vorangestreckt. Miranda folgte ihm. Der Flur war eiskalt. Die Lichtkegel ihrer Lampen huschten über den Boden, die Wände und hin zu den Türöffnungen, die zu den anderen Räumen führten und wie schwarze weit aufgerissene Münder grinsten. Der kleine Ofen war kalt, die Glut darin war zu einem winzigen Aschehaufen zusammengeschrumpft. Und dann hörte sie Richter einen Seufzer ausstoßen. »Dort ist er. Ich hab ihn.«
    Jack lag am Boden in der Nähe des Fensters, nicht weit entfernt ein zerbrochenes Glas. Sie drehten ihn auf den Rücken.
    »Ich kann seinen Puls spüren«, sagte Miranda. Die Haut über der Halsschlagader war kalt. »Wir sollten ihn schleunigst ins Warme bringen.«
    Bradley trat an ihre Seite. »Die Wohnung ist leer.« Er schien erleichtert.
    Miranda versuchte, ihre Gedanken zu beruhigen. Jack lebte noch. Aber die Schreie ... die anderen hatten ebenfalls gehört, was sie gehört hatte, es war kein Traum gewesen ...

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