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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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Kerzenleuchter, nichts weiter. Reiß dich zusammen, Jack. Er war bereits wieder an der Treppe nach oben und biss die Zähne zusammen, als eine Welle Schmerz durch seine Unterschenkel rollte, stärker als alles zuvor. Bitte, nicht jetzt. Jack holte tief Luft. Und dann erstarrte er.
    Wie durch Zufall drang ein Geruch in seine Nase, der niemandem auffallen würde, der sich drüben im Kaminsaal aufhielt. Das war kein Zufall, ganz bestimmt nicht.
    Er kannte diesen Geruch. Süß, in der Nase stechend. Auf seine Weise einzigartig. Jack vergrub sein Gesicht in den Händen, als eine neue Welle Schmerzen über ihn hinweg rollte. Gas. Es war Gas.
    Verdammte Scheiße.
    Der einzige Ort, an dem Gas austreten konnte, war die Küche. Und Jack war sich sicher, dass er am Morgen alles verschlossen hatte. Die Gasflaschen waren von der Küche abgetrennt und einzeln eingeschlossen, die Schläuche hatte er überprüft.
    Er wechselte die Richtung, ging durch die Empfangshalle zurück in Richtung des Speisesaals, schneller als zuvor. Mit jedem Schritt nahm der stechende Geruch zu. Es war Gas, ohne jeden Zweifel. Seine Muskeln protestierten angesichts der schnellen Bewegung, die er ihnen abverlangte.
    Der Speisesaal war auf den ersten Blick leer. Der Lichtkegel seiner Lampe streifte die Tische, die Stühle, die Fenster, den Durchgang zur Küche. Jack steuerte vorsichtig darauf zu, während der Gasgestank anwuchs. Was geschah hier? Versuchte einer der Gäste mitten in der Nacht etwas zu kochen?
    Jack wuchtete die Schiebetüre zur Seite, die die Küche vom Speisesaal abtrennte. Auch diese Bewegung fiel ihm schwer, er rang nach Luft wie ein alter Mann. Die Kälte in seinen Unterschenkeln peinigte ihn. Eine Hand gegen den Türrahmen gestützt, die andere an der Lampe, mit der er in die Küche hineinleuchtete, ließ er den Lichtstrahl durch die Gänge wandern. Die Chromspülen blitzten, der Rost des Grills glänzte stumpf. Die Kellen, Rührstäbe, Messer mit langen Klingen (sehr lange Klingen, das können Sie mir glauben) und die restlichen Utensilien, von denen Jack nicht sagen konnte, wofür sie der alte Koch gebraucht hatte, hingen säuberlich nebeneinander an ihren Haken über der großen Spüle. Die Messer schwangen sanft hin und her. Jack ließ den Lichtstrahl weiter den Durchgang zwischen den Kühlschränken (die tot und lautlos herumstanden) und den aufeinandergestapelten Backöfen absuchen. Nichts. Die Küche war leer.
    Jack ging hinein.
    Die Gasflaschen waren mit den drei Herden über eine Leitung verbunden, die an der Decke entlang verlief und im Nebenraum verschwand. In diesem Nebenraum standen die Gasflaschen, große leuchtend rote Propangasflaschen, mit ebenso großen Warnschildern. Jack streckte die Hand zur Tür aus: Sie war nicht mehr abgeschlossen.
    Verdammt, dachte er wieder. Es gab keinen Zweifel. Jemand war im Hotel, der ganz offensichtlich nach Belieben manipulierte, was er in seine Finger bekommen konnte. Er? Oder war es eine sie? Der Nebenraum war abgeschlossen, also musste dieser jemand einen Schlüssel besitzen.
    Der Gasgeruch war hier so stark, dass er Jack nahezu die Sinne raubte. Jack presste sich den Ärmel seines Pullovers gegen Mund und Nase, stolperte auf die Flaschen zu, die freie Hand ausgestreckt. Die erste Flasche, an deren Schraubverschluss er drehte, war verschlossen. Die zweite war offen und der Schlauch hing herab, während aus dem offenen Ventil ein Zischen drang, begleitet von einem halblauten Pfeifen. Niemals hätte sich der Schlauch von selbst losgerissen.
    Jack wusste, dass in diesem Nebenraum ein Gerät installiert war, das vor austretendem Gas warnen sollte (was auch der Grund dafür war, dass die Flaschen abgetrennt standen), dieses Gerät ohne Strom aber nicht funktionierte.
    Er drehte an dem Ventil, bis das Zischen ganz verstummt war.
    Geschafft
. Keine Sekunde zu spät. Die Sterne vor seinen Augen waren jetzt groß wie Scheinwerfer in der Nacht, er war davor, die Besinnung zu verlieren. Raus hier, das Gas bringt dich um!
    Jack taumelte zur Tür. Luft! Wo war die Luft, nach der sich seine brennenden Lungen sehnten? Alles was er roch, was stechendes Gas, das die Schleimhäute in seiner Nase und seinem Mund zu versengen schien, alles was er sah, war auf ihn niederstürzende Dunkelheit. Da war die Tür, er konnte sie spüren. Doch das Holz bewegte sich keinen Zentimeter. Jack warf sich mit der Schulter dagegen. Er hörte ein metallisches Geräusch, als der Schnapper, der die Tür in ihrem Rahmen

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