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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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verbarg sich etwas gänzlich anderes. Was es auch war ...
    Es macht nichts?, dachte der Mann in Gedanken. Aber ich habe versagt, es ist nicht geglückt. Dies war die einzige Möglichkeit, wie er mit der Stimme in seinem Kopf sprechen konnte, und er erhielt nur Sekunden später die Antwort.
    Es macht nichts, wiederholte die Stimme. Es gibt zahllose andere Wege. Du musst weiter nachdenken. Einen Weg finden. Ich kann dir dabei nicht helfen. Du hast dich erinnert, alles Übrige liegt bei dir.
    Die Stimme gab ihm keine konkreten Ratschläge, nicht die ganze Zeit jedenfalls. Sie sagte ihm nur, dass er etwas tun musste, wenn er überleben wollte. Und der Mann wollte überleben.
    Und doch, noch war ihm nicht alles klar geworden. Seine Existenz. Er konnte sie nicht verstehen, noch nicht.
    Wieso das alles, fragte er stumm. Was, wenn ich das alles nicht tun will?
    Die Stimme schwieg einen Augenblick, dann lachte sie heiter.
    Wir haben eine Abmachung, sagte sie. Die Zeit verrinnt, es bleiben nur noch wenige Tage. Ich will helfen, über all die Zeit warst du schließlich ein recht guter Geschäftspartner. Aber wir haben eine Abmachung. Wenn du dich nicht erinnerst, wenn du dich weigerst, deinen Teil zu erfüllen, dann werde ich mir holen, was mir zusteht. Die Stimme hatte nun alle Heiterkeit verloren. Für einen Augenblick glaubte der Mann, hören zu können, was sich darunter verbarg, und es verschlug ihm den Atem. Er konnte in den Abgrund blicken und was er dort sah, brachte ihn beinahe um den Verstand.
    Vor Furcht erstarrt hielt er den Atem an.
    Einen Nachfolger? Ein Nachfolger, der an meine Stelle treten soll?
    Nur wenn du versagst. Noch hast du alle Zeit der Welt.
    Aber ich weiß nicht wie ... ich kann mich nicht erinnern ...
    Das ist nicht mein Problem. Ich erwarte nur, dass die Vereinbarung eingehalten wird. Ich habe dir mehr geholfen, als es meine Pflicht gewesen wäre.
    Der Mann holte tief Luft. Die seelische Qual, die er verspürte, ebbte wieder ab und wurde ganz langsam wieder zu dem unterschwelligen Druck, den er verspürte, seit die Weißen aufgetaucht waren.
    Ich werde es schaffen, dachte er.
    Lass mich dir etwas mehr zeigen.
    Und wieder enthüllte sich ein Stück der Erinnerung, die er vergessen hatte, wie die Schale einer Zwiebel, die abgelöst wurde.
    All dies. Es gehört dir.
    Und über so lange Zeit, fügte der Mann in Gedanken hinzu. Es war wert, darum zu kämpfen.
    Genug für diese Nacht, sagte die Stimme. Ein ganzer Tag liegt vor dir, voller Möglichkeiten.
    Die Stimme zog sich zurück, verschwand aus seinem Kopf und hinterließ Leere.
    Der Mann trat ans Fenster und blickte hinaus, wo der Sturm noch immer anhielt. Am Horizont brach Licht hinter dem St. James hervor. Das erste Licht des Tages.
    Kommt und holt mich, dachte der Mann.

51
    Der neue Morgen brach an und streute eisblaues Licht über das Three Larches. Der Schnee funkelte grell weiß und lag mittlerweile so hoch, dass sich die Türen im Erdgeschoss nicht mehr ohne große Kraftanstrengung nach außen schieben ließen. Das Licht der aufgehenden Sonne strich über den Tisch, den Boden, den Teppich und das Bett, seine Berührung glich denen von kalten, leichenblassen Fingern. Jack schlug die Augen auf.
    Er hatte wieder geträumt und wieder war Lisey in seinen Träumen gewesen. Sie war durch einen Wald gelaufen, das zitronengelbe Sommerkleid zerrissen von den Dornen ...
    Das eisblaue Licht war so deutlich wie die Farbe der Augen der Wesen, die er in seinen Träumen gesehen hatte. Wieder einmal. Sie waren da draußen und warteten, ihre Geduld war endlos.
    Aber etwas war anders gewesen als zuvor. Die Weißen hielten den Kreis um das Hotel dicht geschlossen, das war keine Veränderung. Aber sie waren näher gerückt, aus dem Wald heraus. Die Zeit lief ab, das konnte Jack spüren.
    Er schälte sich aus den Laken und stand auf. Der Raum war wieder kalt, das Feuer herabgebrannt, bis auf wenige schwach glimmende Kohlen war nichts im Ofen übrig. Sein erster Blick galt seinen Zehen und es durchfuhr ihn schmerzhaft, als er feststellte, dass sich nichts verändert hatte. Keine Besserung. Sie waren rot und geschwollen und allmählich überlagerte sich die Schwellung auf seine Unterschenkel. Er stieß mit dem Fuß gegen die Wand - nichts. Als wären sie gelähmt. Die Kälte, die sich nach oben in Richtung seines Körpers ausbreitete, hatte seine Knie erreicht. In seinen Unterschenkel war alles Gefühl einem dumpfen Stechen und Brennen gewichen. Wie in den Füßen,

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