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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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auseinandergegangen. Er hat das Apartment, in dem wir Jahre zusammengelebt haben. Die Scheidung ist seit letzter Woche rechtsgültig. Ich hätte mich frei fühlen sollen, aber in Wahrheit geht es mir beschissen. Ich hatte gehofft, dieser Urlaub, allein hier im Norden, würde mir den Kopf befreien. Und jetzt das.«
    »Es tut mir leid«, sagte Jack leise. »Ich ... meine Frau Lisey ... wir sind auch nicht mehr zusammen. Seit Jahren.« Aber sie hätten sich nie getrennt, niemals, das wusste Jack. Aber das Schicksal wollte nicht, wie sie es wollten, und hatte deswegen getan, was nur das Schicksal tun konnte. Es hatte ihm Lisey genommen. Er schluckte, um das schmerzhafte Gefühl in seiner Brust zu vertreiben. »Es tut mir leid«, sagte er nochmals.
    »Ja. Mir auch.« Sie blickte in seine Augen. Jack sah die Verzweiflung in ihrem Blick und dahinter noch etwas anderes, vielleicht Angst. »Ich ...«, flüsterte sie. Miranda beugte sich leicht zu ihm hin und schloss die Augen. Ihre Wimpern schienen in der Welt von Licht und Dunkelheit, von flackerndem Kerzenschein, der sie umfing, unendlich lang. Jack lehnte sich zu ihr und ihre Lippen berührten sich, für die Dauer einiger Sekunden. Dann wich Miranda zurück. Ihre Augen waren dunkel und tief. Sie stand auf. Ihre Hand hinterließ eine warme Erinnerung auf seiner Haut.
    »Ich sollte gehen«, sagte Miranda schwach. »Es ist spät.«
    »Miranda ...«
    »Es sind meine Nerven, also bilde dir nichts ein!« Sie riss die Tür auf. Der Flur war in Finsternis gehüllt.
    »Komm schon. Ich kann dich nach unten begleiten. Oder wo auch immer du schlafen willst. Komm schon, Miranda. Ich will nicht, dass du alleine durch das Hotel gehst.«
    Miranda zögerte, dann nickte sie. »In Ordnung. Hier.« Sie warf ihm die Taschenlampe zu und Jack fing sie in der Luft. »Gehen wir.«

49
    »Diese Dunkelheit«, flüsterte Miranda und hauchte Jack in den Nacken, so dicht folgte sie ihm, »sie ist nicht natürlich.«
    Die Lichtkegel ihren Taschenlampen suchten sich ihren Weg über die Wände und die nach unten abfallenden Treppenstufen.
    »Ich weiß nicht, was sie ist, aber mir gefällt sie genauso wenig. Gehen wir weiter.«
    Sie stiegen die Treppen hinab. Der Korridor des ersten Stocks lag schwarz und verlassen da, als sie an ihm vorüberkamen, aber wenn Jack sich nicht täuschte, so glaubte er doch, dort in der Dunkelheit etwas gesehen zu haben. Eine Bewegung. Etwas, das schnell zurück in den Schatten sprang. Er leuchtete den Korridor hinab. Nichts. Die goldenen Zimmernummern an den Türen schimmerten matt. Einer der Vorhänge wehte im Luftzug hin und her und wollte sich nicht beruhigen. Vielleicht spielten ihm seine Augen einen Streich, vielleicht war dort wirklich etwas.
    Es wird einer der Gäste gewesen sein. Jack umfasste die Taschenlampe fester, als sie ihm zu entgleiten drohte. Miranda, die ein Stück die Treppe hinab vorausgegangen war, bedeutete ihm stumm, ihr zu folgen. Ihre Augen sprachen vor allem davon, dass er in keinem Fall in den Korridor hineingehen sollte. Hatte sie auch gesehen, was er glaubte, beobachtet zu haben? Er folgte ihr. Aus dem Korridor kam ein leises Kichern.
    Sie erreichten die Empfangshalle, die nun im Dunkeln lag. Der Kerzenleuchter war herabgebrannt. Als Jack durch die Glasfront nach draußen leuchtete, funkelten die nach wie vor stetig fallenden Schneeflocken wie kleine Diamanten. Es war still und Jack fühlte sich, als wäre er unter Wasser. Sein Blick ging zu den Treppen hinüber. Fast glaubte er, dort ein Paar klauenbewehrter Füße zu sehen, die ihnen mit einem leisen Klicken auf den Stufen nach unten gefolgt waren. Aber die Treppe war leer.
    »Gehen wir in den Kaminsaal«, flüsterte Miranda. Sie schien es auch zu spüren, die unnatürliche Stille, die auf ihren Trommelfellen lastete.
    Vor dem Kamin waren die dicht am Feuer gelegenen Sessel und Ledersofas belegt. Der Schein von Jacks Taschenlampe strich über die schlafende Mara Larssen, John Lange und einen der Hilfsköche hinweg. Er sah, dass sich Larssen dick in mehrere Decken eingewickelt hatte. Das Feuer brannte, aber der Holzstapel war klein geworden.
    »Gute Nacht, Jack«, sagte Miranda leise. »Wir sehen uns morgen.«
    »Versuch zu schlafen.«
    Jack kehrte in die Eingangshalle zurück. Der Kerzenleuchter starrte ihn wie ein ausgemergelter Mann mit fünf Armen an, das Wachs war die aufgedunsene Haut des Mannes, die ihm in Fetzen zu den Seiten herabhing ...
    Jack blinzelte. Es war nur ein großer

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