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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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hielt, gegen den Widerstand krachte. Aber die Tür hielt dem Druck stand.
    Jack wusste, dass er nur noch einen letzten Versuch hatte. Das Gas hatte die Luft in dem Raum fast völlig verdrängt und länger würde er die Luft nicht anhalten können. Ein letzter Versuch. Jack nahm Anlauf und rannte mit der letzten Kraft, die ihm blieb, gegen die Tür, und prallte mit einem dumpfen Geräusch dagegen. Der Rahmen erzitterte, doch die Tür öffnete sich nicht.
    Jack spürte noch, dass seine Beine unter ihm nachgaben. Mit einem Ruck sank er auf die Knie und kippte gegen die Wand. Dieses Mal würde ihn niemand retten. Die Küche war vom Speisesaal so abgetrennt, dass nur wenige Geräusche nach außen drangen. Von draußen, von der Empfangshalle her, war es absolut unmöglich, dass ihn jemand hören konnte. Und doch - eine Person musste ihn hören. Die Tür konnte nicht von selbst zugefallen sein. Er konnte die Präsenz des anderen fast spüren - wie er ihm gegenüber stand, auf der anderen Seite der Tür, die er zugeworfen hatte, und lauschte, auf seinen Tod wartete ...
    Jack hätte viel gegeben, um zu wissen, wer es war.
    Die blitzenden Sterne vor seinen Augen verwandelten sich in Gesichter. Da war Miranda. Da waren das Gesicht von James Floyd, der eine glühende Zigarette im Mundwinkel trug ... da waren die eisblauen Augen eines der Wesen, die ihn draußen angestarrt hatten ... und seltsamerweise war da auch das Gesicht von Mr. Billy B. Belzer, dem Schuldeneintreiber. Belzer lächelte ihn an.
    Ich hätte ihnen gerne einen Job angeboten, Mr. Carver. Jack konnte seine Stimme deutlich hören, als stünde er neben ihm hier im Gasnebel. Die Taschenlampe entglitt Jacks Fingern, rollte über den Boden, und malte einen kleinen gelben Lichtfleck an die gegenüberliegende Wand. Wie schade, dass sie mir nicht zuhören wollen, Mr. Carver. Ich hätte Ihnen helfen können, wenn Sie mir geholfen hätten.
    Jack versuchte zu schreien, doch es fehlte an Luft. Helfen Sie mir, flüsterte er. Vielleicht täuschte er sich, und er flüsterte in Wirklichkeit nichts, doch Belzer schien ihn zu verstehen, auch seine Gedanken. Vielleicht war er auch nur vollends verrückt geworden, durch all das Gas, das in seiner Lunge war. Helfen Sie mir!
    Er konnte hören, wie Belzer lachte. Was war so unglaublich lustig?
    Jack spürte, dass sein Bewusstsein schwand. Das Gas hatte nun seinen Geschmack verändert, es schmeckte süß und prickelnd auf seiner Zunge. Er hieß es willkommen. Helfen Sie mir, bat er ein letztes Mal. Aber er wusste auch, dass ihn eine Fantasie, die sich nur in seinem Kopf befand, nicht retten würde.
    Er hörte Belzers Stimme aus weiter Ferne.
    Ich bin großzügig, Mr. Carver. Aber ich kann Ihnen nur helfen, Jack, wenn Sie versprechen, auch mir zu helfen, sobald der Zeitpunkt gekommen ist. Eines Tages. Haben wir eine Vereinbarung?
    Ja, dachte Jack. Was auch immer, ja. Aber helfen sie mir nur jetzt.
    Die flackernden Sterne erloschen vor seinen Augen. Auch Belzers Gesicht verschwand. Nichts anderes hatte Jack erwartet. Sein Gehirn starb aus Mangel an Sauerstoff, es hatte nicht einmal mehr die Kraft, ihm Trugbilder vorzuführen. Dies war der Tod.
    Jack atmete ein. Er konnte spüren, wie ein sengender Schmerzen von seinen Unterschenkeln durch seine gesamten Beine, seinen gesamten Körper schoss. Er verbrannte. Er stand in Flammen. Der Schmerz trieb ihn auf die Beine und er fiel nach vorn, in Richtung der Tür.
    Und dann geschah es.
    Das Schloss gab nach, der Schnapper sprang aus seiner Verrieglung und die Tür schlug unter Jacks Gewicht nach außen auf. Jack fiel nach vorne und landete auf dem Fußboden der Küche. Herrliche Luft umströmte seine Nase, seinen Mund. Wie ein Ertrinkender nach viel zu langer Zeit unter Wasser atmete Jack ein, mit schnellen, gepressten Zügen pumpte er frische Luft in seine Lunge. Das Gas wehte an ihm vorbei und verlor sich.
    Es wurde kalt.
    Jack gelang es, seinen Kopf zu heben. Sein Bewusstsein kehrte zurück, das Leben hatte ihn wieder, geraderechtzeitig hatte die Tür nachgegeben ... Er sah sich nach der Taschenlampe um und packte sie. Er kam taumelnd auf die Beine. Zu schnell, alles drehte sich. Die Luft war kalt und frisch. Vielleicht war sie zu kalt. Allmählich begriff er. Die Luft hier unten durfte nicht so frisch sein, sie durfte nicht ...
    Das Fenster.
    Jack sah entsetzt, dass das Fenster am anderen Ende der Küche offenstand. Der Sturm musste es aufgeworfen haben, als er mit einer Gewalt von außen

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