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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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hatte, war der Keller zu einem vertrauten Ort geworden. Er kannte ihn besser als Jim Jones oder der Hausmeister selbst, das konnte er ohne Zweifel von sich behaupten - er kannte ihn beinahe genauso gut wie die verschachtelten Gänge des Lenore Tolsen Sanatoriums für Menschen mit besonderen mentalen Problemen. Geisteskranken, wie Floyd sie genannt hatte. In den Jahren, die er dort verbracht hatte, waren sie von ihm genauso weit entfernt gewesen wie die Besucher, die den anderen Patienten ab und zu auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe gegenüberstehen durften. Er hatte nie Besucher bekommen. Aber schließlich war er auch kein Geisteskranker.
    Nein.
    Nur manchmal, wenn er die Augen schloss, konnte er ihre Schreie, als er sie umgebracht hatte. Aber sie hatten es verdient. Die Art, wie sie ihn angesehen hatten ... Floyd nahm einen tiefen Lungenzug und entspannte sich erst, als das Nikotin seinen Körper bis in die letzte Spitze durchdrungen hatte.
    Von nebenan waren Stimmen zu hören.
    Sie hatten Nahrung. Sie hatten Flüssigkeit. Er hatte vorgesorgt. Er hatte nicht gelogen. Nein. Wahnsinnige lügen, aber er nicht. Es ging allein darum, Kontrolle zu haben. Kontrolle auszuüben. Und er würde sie einzusetzen wissen, wenn es an der Zeit war.
    Denn nur so konnte getan werden, was getan werden musste.
    Floyd blickte in den Nebenraum hinüber, wo Jim und die Kinder um das Sofa herumsaßen, genug essbares in den kleinen Händchen und sich am Feuer wärmten.
    Oh ja, er würde tun, was getan werden musste.
    Und dann würde er derjenige sein, der sie alle rettete.
    Denn er - ganz bestimmt - war nicht wahnsinnig.
    Von draußen drang ein Schrei herein, der dem eines Adlers nicht unähnlich war.

57
    »Was war das? Hast du das auch gehört?« Mirandas Finger zuckten in seiner Hand. »Dieser Schrei? Ein Adler?«
    »Das war kein Adler. Das ist das Geräusch von ihnen. Den Weißen.«
    »Was bedeutet das? Glaubst du, dass sie kommen? Schon jetzt?«
    »Wir werden es hören.« Jack blickte auf das Walkie-Talkie in seiner Hosentasche und den rot leuchtenden Bereitschaftsknopf auf der Oberseite. Einwandfreier Empfang. »John wird sich melden, wenn sie etwas bemerken, keine Sorge. Wir müssen jetzt weiter.«
    Sie hatten den ersten Stock durchsucht. Jack trug den Rucksack, den sie in einem der Zimmer gefunden hatten, in dem zwei Flaschen mit Haarspray herumrollten und bei jedem seiner Schritte gegen die Stoffinnenwände stießen, vier Feuerzeuge und einige Handtücher, die sie für brennbar hielten. Eine magere Beute.
    »Gehen wir in mein Zimmer«, sagte Miranda. »Ich glaube nicht, dass wir noch irgendwo sonst reiche Beute machen. Drei bis vier Dosen Haarspray habe ich noch.«
    »Gut.« Als sie den zweiten Stock betraten, hielt Jack inne. »Warte.«
    »Was?« Der Lichtkegel von Mirandas Handlampe flog über den Boden, zurück dorthin, wo Jack stehen geblieben war.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte Jack mit gesenkter Stimme. »Aus dem ersten Stock.« Als Miranda das Licht auf seinen Kopf richtete, legte Jack einen Finger an die Lippen. Leise jetzt. »Seltsam.« Jack ging zu Miranda zurück, und setzte die Sohlen vorsichtig auf den Teppich, um möglichst kein Geräusch zu verursachen. Das Gefühl, verfolgt zu werden, hatte von ihm Besitz ergriffen. »Ich glaube nicht, dass wir hier oben allein sind.«
    »Aber wer? Wer könnte das sein?«
    Jack schob Miranda an den Schultern weiter den Flur hinab, stetig weiter weg von den Treppen. Er wusste, was auch immer dort unten im ersten Stock war, hatte sie vielleicht gehört.
    »Was ist deine Zimmernummer?« Jack ließ die Handlampe links und rechts die goldenen Ziffern absuchen und versuchte, sich daran zu erinnern, vor welcher Tür ihr die Rolle vom Koffer abgerissen war - eben jene, die er ihr damals aufgehoben hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
    Auch dies schien Wochen her zu sein.
    »Dort vorne, wir sind gleich da.«
    Aus dem Dunkel hinter ihnen wehte ein Wind heran, der süß und faulig roch. Jack schwenkte die Handlampe zurück und leuchtete den hinter ihnen liegenden Flur aus - er war leer, mit Ausnahme von einem der schweren Brokatvorhänge, der sanft hin und her schwang. So, als wäre gerade eben etwas vorübergegangen und hätte ihn gestreift. Jack blinzelte, als seine Augen tränten. Es ist die Dunkelheit. Sie macht dich verrückt. Dieser Vorhang war vor einer Sekunde noch völlig starr und still.
    Aus der anderen Richtung, dem Dunkel vor ihnen, drang ein

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