Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
dann aber doch nachgab. »Ich bin ein Idiot.« Das Reden war anstrengend.
»Nein, bist du nicht.«
»Floyd wollte nie zum Lager zurück. Wieso habe ich das nicht gesehen?«
Miranda nickte langsam. »Du hättest einfach mich fragen können. Es muss nicht alles auf deinen Schultern liegen, nur weil du gesehen hast, was dort draußen ist. Weih uns ein. Ich vermute jedenfalls, dass er versucht, uns hinzuhalten. Alles andere ist absurd. Die Frage ist somit, wo sind die Vorräte aus dem Lager?«
Das war es. »Es gibt gar keine Vorräte mehr.«
»Was?«
»Er muss sie in der Nacht hier rausgeschafft haben. Entweder hat er sie in den Keller gebracht oder ...«
»So oder so: Er hat alles. Wir haben nichts.«
Und das war nicht, wie Jack geplant hatte.
55
»Hier. Das habe ich noch gefunden.« Mahler stellte zwei Dosen auf den Tisch, an dem Jack saß.
»Eingelegter Fisch? Wer nimmt denn so was mit in ein Hotel?«
»Zimmer 104. Keine Ahnung, wer da gewohnt hat.«
Sie hatten begonnen, die Zimmer zu durchsuchen und alles Essbare zusammenzutragen. Mit den Minibar-Inhalten sämtlicher Zimmer würden sie einige Tage durchhalten, wenn sie sich ausschließlich von Cracker, Salzstangen und Chips ernährten. Keine guten Aussichten, hatte Bradley geknurrt, aber es war besser als nichts. Wasser hatten sie genug - die Kühlräume, die an die Küche angrenzten, hatte Floyd ignoriert.
»Aber er hat einige Kisten weggeschafft«, stellte John fest. »Es ist wahrscheinlich, dass er auch das Lager mit den Lebensmittel geleert hat, bevor er dann die Tür blockiert hat.«
»Wie ich schon sagte, er versucht, uns zu verwirren.« Jack hatte ihnen allen davon berichtet, was er und Miranda vermuteten. »Es ist logisch. Vielleicht hat er auch damit gerechnet, dass wir jemanden nach draußen schicken. Vielleicht würde er sich totlachen, wenn derjenige dann nicht wieder zurückkommt. Floyd ist verrückt.«
»Ich bin immer noch bereit dazu«, sagte Steffen leise. »Ich würde jederzeit hinausgehen und von hinten in das Lager einsteigen.« Seine Augen leuchteten begierig.
»Nein.« Jack schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn. Genau das will Floyd. Keine todesmutigen Einzelgänge, Steffen, ich bitte Sie. Wir brauchen jeden Mann und jede Frau.«
»Schon verstanden.« Mahler ging davon, um an ihrer improvisierten Barrikade seinen Wachposten einzunehmen.
»Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte Miranda leise. Vor ihr stand eine Tüte mit Tortilla-Chips, aus der sie aß. »Ich war vor einer Stunde in dem Kühlraum ganz hinten. Die ... die Tote liegt noch immer dort.«
»Ich weiß. Aber Steffen weiß das nicht, und das sollte auch so bleiben. Ich bin mir sicher, dass er versucht, jeden Gedanken an sie zu verdrängen.«
»Wir sollten ihn aber trotzdem von dort fernhalten.«
Jack blickte zu dem jungen Mann vor dem Hoteleingang hinüber, der den Blick starr nach draußen gerichtet hielt. »Ich werde den Kühlraum abschließen. Wenn er dort hineingehen will ... dann werde ich mir etwas einfallen lassen.«
Auf dem Weg nach hinten begegnete Jack Greg Bradley, der - was die Sicherheitstür anging - noch immer nicht aufgeben wollte, er kniete weiterhin auf dem Boden, die Werkzeuge ragten wie Stachel aus dem malträtierten Schloss. Er arbeitete im Schein eines kleinen Kerzenleuchters, der neben ihm auf den Kacheln stand. Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter. Bradley war unten dem Hemd schweißnass. »Hör' auf, Greg. Wir werden die Tür nicht öffnen können.«
»Ich hab's gleich! Dieses Biest!« Bradley wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. »Miststück! Irgendwas blockiert den Stahlzylinder von innen.«
»Greg, ich glaube nicht mehr, dass dort überhaupt noch etwas drin ist. Floyd versucht nur, uns beschäftigt zu halten.«
»Im Ernst?« Bradley grunzte. »Das würde zu ihm passen.« Er warf die Werkzeuge hin. »Na dann, ich werd' mir mal die Füße wärmen.«
»Ich wollte darüber mit dir sprechen. Die Feuerstellen. Wie viel Holz haben wir noch?«
Bradley dachte nach, während er sich mit einem dreckigen Daumen am Kinn kratzte. »Drei Tage denke ich. Vier, wenn es hochkommt. Und nur, wenn wir die Feuer erst abends anzünden.«
»Okay.«
»Keine gute Aussichten. Wenn der Sturm länger anhält, müssen wir die Schränke klein hacken. Jim wird sich freuen.«
»Es wird nicht mehr länger als drei oder vier Tage dauern.« Vor dem Fenster war das Dunkel zurückgekehrt. »In der Dunkelheit der Nacht sind sie stark. Sie
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